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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sein."
    Sowohl sein gewinnendes Lächeln als auch der Wohllaut seiner Stimme waren Öl auf die Wogen meiner Abscheu.
    Es ging um Mark, und die Zeit rannte mir davon. Der Weg zurück war voller Heimtücke und Gefahren. Ich mußte mich entscheiden. Und so faßte ich diesen Malusiten , dem ich mich ausliefern sollte, näher ins Auge.
    Was mir auf Anhieb auffiel, war die lässige Eleganz, mit der er den Overall trug, der sich um seine breiten Schultern spannte. Der Overall, so wie er ihn trug, war kein Uniformstück. An seiner hohen, schlanken Gestalt wirkte er wie das Gewand zu einem Fest, welches mittlerweile schal geworden war. Zu diesem ersten Eindruck paßten die dunklen Augen in dem bleichen Gesicht. In ihnen lagen müde Trauer und leichte Ironie.
    „Nun", erkundigte sich Raffael mit unverändertem Wohllaut, „darf ich hoffen, die Prüfung bestanden zu haben? Falls ja, würde ich raten, sofort aufzubrechen. Die Umstände können nur ungünstiger werden."
    Zwiegespalten zögerte ich noch immer. Ich stand vor einer gefährlichen Wahl. Da waren Rafaels gewinnendes Wesen, seine kultivierte Wortwahl und sein bestechender Charme - aber da war auch der rote Overall, der ihn auswies als zu Malus' verkommener Horde gehörig. Durfte ich es wagen, mein Schicksal als auch das von Mark in seine Hand zu legen, in die Hand eines Malusiten , dem nichts auf der Welt heilig sein durfte?
    Die Hand nach mir ausgestreckt, wie um mir über die Schwelle zu helfen, stand er geduldig und abwartend da - im Blick die unbestimmbare Trauer und die zynische Weltverachtung eines gefallenen Engels.
    Thea entschied für mich. Sie stieß mich an.
    „Raffael hat recht . Beeilen Sie sich, Kindchen. Und kommen Sie mit
    Ihrem Mark bald zurück. Vergessen Sie nicht: hier sind Sie in Sicherheit. Aber, um Himmels willen, machen Sie schnell!"
    Ich stolperte über die Schwelle, und das Gartenhäuschen bekam urplötzlich durchlässige Wände und zerrann zu Nichts. Vor mir gähnte ein schwach beleuchteter Einstieg in den klinischen Maschinentrakt.
    Raffaels kräftige Hand fing mich auf.
    „Leise! Kein Wort! Und nun - folgen Sie mir!"
    Allein wäre ich verloren gewesen in diesem Labyrinth der schweigsamen Gänge mit den geheimnisvollen Türen. Ob es dahinter Leben gab in der Gestalt schaffender Astriden, blieb mir verborgen. Der ganze riesige klinische Komplex kam mir rätselhaft und unbegreiflich vor. Ich wußte nur, daß er für Astropol und seine Bewohner die unver-zichtbare Werkstatt war für die unaufhörliche Erneuerung und Verlängerung von physischer Existenz - doch wo blieben die Patienten und wo die Operateure mit ihrem unvermeidlichen Gefolge?
    Irgendwann riskierte ich es, Raffael danach flüsternd zu fragen.
    Auch seine Antwort kam geflüstert:
    „Angst. Sie haben sich alle verkrochen." Seine schlanken Finger zupften am Overall. „Vor dem hier."
    Der Stolz, mit dem er das aussprach, gehörte wohl auch zu seinem Wesen.
    „Und Doktor Saul?" forschte ich weiter.
    „Doktor Saul muß im Dienst bleiben - ob er will oder nicht. Sonst wäre er als Erster dran. Malus, Seine Schlechtigkeit, bedarf manchmal seiner Dienste."
    Mehr gesprochen wurde nicht. Dann und wann blieb Raffael stehen, um zu spähen oder zu lauschen -und jedesmal winkte er mich danach weiter. Unbemerkt erreichten wir die Station von Doktor Saul.
    Dort war es mit unserem Glück zu Ende.
    Ein Aufzug hielt und spie ein halbes Dutzend Malusiten aus. Raffael reagierte wie ein Blitz. Noch bevor seine Kumpane uns entdeckt hatten, schob er mich in den OP-Saal, aus dem heraus ich zu meiner Odyssee aufgebrochen war.
    „ Psst ! Ich komme wieder, oder ich schicke Ihnen Doktor Saul."
    Die Tür fuhr zu. Mark und ich waren allein. Mark trug seinen Bordanzug.
    „Wo zum Teufel treibst du dich 'rum?" erkundigte er sich ungnädig. „Daß ein blöder Kosmone wie ich sich um dich Sorgen machen könnte, ist dir wohl überhaupt nicht in den Kopf gekommen. Gerade wollte ich los, um dich zu suchen."
    Sein berechtigter Zorn machte mich kleinlaut. Und außerdem zitterten mir die Knie.
    „Ich habe nur gedacht, ich könnte für dich und mich ein Frühstück auftreiben", vereinfachte ich die Auskunft.
    Seine Augen bekamen Glanz.
    „Und?"
    „Was und?"
    „Bist du fündig geworden?"
    „Die Astriden scheinen eine Population von Nichtessern zu sein. Aber ich habe etwas anderes gefunden, was viel besser ist. Wenn Raffael zurückkommt... "
    Die Tür fuhr auf, aber nicht Raffael trat ein, sondern ein bedrückt

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