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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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wirkender Doktor Saul.
    „Alles ist abgeriegelt - Gänge und Aufzüge. Sie suchen jetzt jeden Quadratmeter ab, Malus ist am Kochen. Er hat sich noch einmal den Stationsmeister vorgenommen, persönlich. Sie werden auch hierher kommen. Und ein zweites Mal werden sie auf unseren Bluff nicht hereinfallen."
    Doktor Saul warf Mark einen raschen Blick zu.
    „Haben Sie eine Waffe?"
    Mark wies ihm zwei leere Hände vor.
    Doktor Saul schüttelte den Kopf und öffnete seufzend einen Wandschrank.
    „Das heißt: Jetzt liegt es an mir. Ich muß mir etwas Glaubhaftes einfallen lassen, und das ist nicht leicht."
    Noch während er sprach, zog er eine Spritze auf.
    „Legen Sie die Kleider wieder ab und strecken Sie sich aus wie zuvor!" Sein Blick flog zu mir herüber. „Na los - Sie auch!"
    Und als er bemerkte, wie ich vor der Spritze zurückwich, beeilte er sich, sein Vorhaben zu erklären.
    „Keine Angst. Ich weiß, was ich tue. Die Injektion wird Sie für eine Weile scheintot machen. Kein Herzschlag, kein Puls, keine Atmung. Eine verpatzte Operation. Für die Malusiten dürften Sie dann wertlos sein. Also, mit wem fange ich an?"
    Mark nickte und streckte sich aus. Doktor Saul legte ihm die Aderpresse an, und die Nadel senkte sich in das Fleisch.
    Mark seufzte einmal und wurde stumm und starr. Doktor Saul zog die nächste Spritze auf und beugte sich dann über mich. „Und jetzt Sie!"
    Die Tür fuhr wieder auf. Der Raum füllte sich mit roten Overalls.
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    5.
    Ich war tot gewesen, aber nun wollte ich leben, und um das zu tun, wühlte ich mich aufwärts durch die zähen Schichten eines abgrundtiefen Moores, höher und immer höher, bis dann die letzte Schicht kam, die zäheste von allen, die Schicht, die mich nicht freigeben wollte und in der ich meinem Großmeister gegenüberstand und seinen bekümmerten Blick auf mir lasten spürte, während er auf gewohnte Weise und mit Bedacht seine Worte wählte.
    „Ich habe Sie gewarnt, Brandis. Mit der Zeit läßt sich nicht spielen. Sie unterschätzen ihre Wirkung und stehen nun im Begriff, sich selbst abtrünnig zu werden. Es besteht die Gefahr, daß Sie sich unrettbar verlieren."
    Und ein neues Gefühl, das warm in mir brannte, zwang mich, ihm meine Erfahrung entgegenzuhalten:
    „Was ich gewonnen habe, wiegt alles auf."
    Die weiße Hand des Großmeisters wehte federleicht durch die Luft.
    „Sie sind voreilig, Brandis. Sie haben von der anderen Dimension gekostet und sind jetzt davon berauscht. Der Katzenjammer wird sich einstellen, sobald Sie entdecken, daß der Preis Ihre Unsterblichkeit ist. Noch können Sie sich entscheiden, ob Sie diesen Weg wirklich zu Ende gehen wollen."
    Nie hatte der Großmeister so mit mir gesprochen, so nachsichtig und so verständnisvoll. Was verschaffte ihm diesen Einblick in mein Innerstes? Eine neue Note schien in seinen Worten zu schwingen, die Sorge des Vaters um den abgeirrten Sohn.
    Aber es war ja nur ein Traum, und ich kämpfte noch immer mit der letzten Moorschicht, die zäher war als alle anderen. Und mitten in dieser letzten gewaltigen Anstrengung wurde ich ganz ruhig und verlor jeden Zweifel.
    Da war der gewohnte Raum, da war die Vitrine mit den Reliquien, und da war über unseren Häuptern die krönende gläserne Kuppel vor dem unendlichen Nichts. Und wie immer war der Großmeister in die Würde seines Amtes gehüllt.
    „Bedenken Sie, Brandis, daß Sie, daß wir alle hier - mich einbegriffen - für das, was wir sind, bitter bezahlt haben. Wir haben bezahlt mit dem Verlust von Vergangenheit und Erinnerung. Wir sind geschichtslose Kosmonen. Setzen Sie das nicht leichtfertig aus Spiel!"
    „Aber - "
    „Still, Brandis! Glauben Sie mir, Sie können mir nichts über sich sagen, was ich nicht bereits weiß. Hören Sie auf meinen Rat und mißtrauen Sie der Zeit. Die Zeit hat keinen Bestand."
    „Aber - "
    Die Hand des Großmeisters sank auf meine Schulter.
    „Nur eines hat Bestand. Das ist die Zeitlosigkeit. Sobald Sie den Fuß auf den Planeten Erde setzen, wird es Ihnen aufgehen, wie recht ich habe. Und damit Sie meine Warnung nicht wieder vergessen, sondern sie immer beherzigen, werde ich Ihnen zusätzlich zur Uhr, die ich Ihnen schenkte, noch dies auf den Weg geben."
    Mit diesen Worten überreichte er mir einen wildledernen Tabakbeutel, der mit etwas gefüllt war.
    „Öffnen Sie!" sagte der Großmeister. „Sehen Sie nach!"
    Der Inhalt des Beutels bestand aus einem graubraunen Pulver. Etwas davon zerrieb ich zwischen den Fingerspitzen. Der

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