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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Großmeister bemerkte:
    „Das würde Ihr Schicksal sein, Brandis, wenn Sie den Weg, vor dem ich Sie warne, weitergehen."
    Und als spürte er, daß er mich mit dieser Erklärung vor ein weiteres Rätsel gestellt hatte, fügte er hinzu:
    „In der Bibel ist es Ursprung und Ende - ein anderes Wort für Vergänglichkeit."
    Ein kurzes Zögern, dann sprach der Großmeister das Wort aus:
    „Erde."
    Die letzte Moorschicht tat sich endlich auf und ich tauchte auf in das klare Licht eines anderen Tages. Mein Erwachen wurde begleitet von einem kehligen Lachen.
    Mein Erinnern setzte ein. Ich war in Astropol. Und ich lang hüllenlos auf einem OP-Tisch und kämpfte mit der Nachwirkung der erhaltenen Injektion. Und dicht neben mir war das Lachen zu hören. Mein Kopf fuhr herum.
    Ich war nicht allein. Auch die Frau, die neben mir lag, war nackt, aber ....
    „Du bist nicht Ruth!" stellte ich fest.
    Das kehlige Lachen schüttelte die sterile Unterlage.
    „Du merkst auch alles. Ich bin Tamara."
    „Was willst du?"
    „Dasselbe wie Ruth."
    „Aber ich will dich nicht. Ich will Ruth."
    „Ich bin besser."
    „Ich will Ruth."
    „ Vergiß sie!"
    „Warum soll ich Ruth vergessen?"
    „Weil sie dich verlassen hat."
    „Aber ich brauche sie."
    Ihr Lachen war eine Herausforderung. Es brachte mein Blut zum Sieden. Das Lachen und der Anblick, den Tamara mit ihren frechen, spitzen Brüsten bot, war geeignet, Tote lebendig zu machen. Auf einmal war ich hellwach. Irgendwo in dem Gebäude begann eine Uhr zu schlagen. Aber das berührte mich nicht so sehr wie der Blick, den Tamara über meinen Körper wandern ließ. Der Blick war fühlbar wie eine tastende Hand.
    „Ich werde dir zeigen, was du brauchst." Der Blick tastete mich weiter ab, glitt tiefer und blieb plötzlich haften. Eine magische Kraft ging aus von Tamaras nachtdunklen Augen. Und plötzlich gab es für mein Verlangen kein Halten mehr; machtvoll, schamlos trieb es mich zur Auslieferung auf Gedeih und Verderben. Ruth war nur noch der Schatten einer fernen Erinnerung, und als die Uhr plötzlich mitten im Schlag verstummte, war mein Gefühl für Ruth gerissen wie eine überlastete Trosse.
    Tamaras Hand war geschickt wie die eines Jongleurs, als sie mit meiner Erregung spielte. Vergleichbares hatte es für mich nie gegeben. Ich spürte, wie Tamara Macht über mich gewann, und ich ließ es geschehen, ohne nach dem Preis zu fragen. Tamara merkte es und ließ mich ihr verführendes Lachen hören. Und ich wünschte für diesen Augenblick die Ewigkeit herbei. Für einen Genuß ohne Ende. Und das wurde nicht anders, als ich mich irgendwann verströmte mit einem beseligten Seufzen.
    Daß ich Tamara mit Haut und Haaren verfiel, geschah wohl in diesem Augenblick. Sie wurde zur Droge in meinem Blut. Allein der Gedanke an sie, an ihren schlanken, alabasterfarbenen Leib mit den kecken Brüsten reichte aus, um mich hochgradig zu erregen. Sie spürte das und vergalt es mir auf ihre unnachahmliche Weise, wobei sie immer neue Variationen ersann. Unser Verhältnis war vergleichbar mit dem einer Künstlerin und ihrem Instrument. Und, bei allen Himmeln, sie beherrschte ihr Instrument.
    Ich kostete das weidlich aus, doch obwohl sich unsere Körperspiele mehr und mehr bis zum Wahnsinn steigerten, blieb etwas in mir leer und unbefriedigt und ließ mich eine unbestimmbare Sehnsucht empfinden nach etwas, was ich einmal kurz besessen und sofort wieder verloren hatte. Aber es wollte mir nicht gelingen, den Finger darauf zu legen.
    Doch damals, als ich nach diesem ersten Akt des Wahnsinns wieder zu mir kam, blieb mir der Blick in die Zukunft versperrt, denn Tamara hockte rittlings auf meinem Bauch, und im Achat ihrer schrägen Augen funkelten violette Lichter.
    „Bin ich gut?"
    „Unübertrefflich", bestätigte ich.
    „Aber du", beklagte sie sich, „bist eine einarmige Krake. Hast du Angst vor Dieben, daß du die rechte Faust nicht aufbekommst?"
    „Wieso?"
    „Zeig vor!"
    Mehr zum Spaß als im Ernst legte ich die rechte Hand vor sie hin und öffnete die Faust. Doch für den wildledernen Tabakbeutel, der dabei zum Vorschein kam, fehlten mir die Worte. Nur mein Traum fiel mir ein.
    Tamara zog die Stirn kraus, und ihre nächste Frage hörte sich an wie die einer Gouvernante.
    „Wo kommt das her - so plötzlich?"
    „Von meinem Großmeister - als eine Art Geschenk. Es soll mir helfen, immer die rechte Entscheidung zu treffen."
    „Und was ist drin?"
    „Nur eine Prise Erde", antwortete ich wahrheitsgemäß und

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