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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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von etw. gekennzeichnete Verhaltensweise; große Geduld: seine L. ist bewundernswert; viel L. zeigen; sich gegenüber jmdm. in L. üben.
    Langmut ist nun wirklich eine Eigenschaft, die einem Polizeibeamten in die Wiege gelegt sein muss. Das sage ich aus persönlicher Erfahrung.

43
     
    Diesmal habe ich dafür gesorgt, dass Okambas Vernehmung allen Vorschriften entspricht, damit Rechtsanwalt Leonidis nicht auf die Barrikaden geht. Sogar eine vereidigte Englisch-Dolmetscherin habe ich bestellt. Koula sitzt neben mir an einem Laptop und fertigt eine Niederschrift der Befragung an, die Leonidis noch einmal prüfen kann, bevor Okamba das Protokoll unterschreibt. Rechtsanwalt und Mandant sitzen mir gegenüber.
    »Herr Okamba, es handelt sich zwar um eine offizielle Vernehmung, doch ich sage Ihnen gleich, dass sie nichts mit dem Thema Terrorismus und den Vorwürfen gegen Sie zu tun hat. Ich benötige bloß ein paar Auskünfte von Ihnen, die uns bei der Aufklärung der vier Morde sehr weiterhelfen würden.«
    Dann warte ich ab, bis die Dolmetscherin alles übersetzt hat. Bill Okamba blickt mich kühl und herausfordernd an.
    »Mein Mandant wird auf alle Ihre Fragen wahrheitsgemäß antworten, Herr Kommissar. Unter der Voraussetzung natürlich, dass seine Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben.« Leonidis gibt mir zu verstehen, dass er beim geringsten Verdacht eines Verstoßes einschreiten wird.
    »Das passiert auf gar keinen Fall«, beruhige ich ihn und wende mich wieder Okamba zu. »Waren Sie früher Leistungssportler, Herr Okamba?«
    Okamba reagiert überrascht, wie auch sein Rechtsanwalt. Koula zuckt mit keiner Wimper, da sie schon weiß, worauf ich hinauswill. Doch aus dem Augenwinkel sehe ich, wie gespannt sie auf die Antwort wartet.
    »Ja«, antwortet Okamba. »Ich habe in der südafrikanischen Rugby-Nationalmannschaft gespielt.«
    »Mir ist schleierhaft, was die sportlichen Aktivitäten meines Mandanten mit der Sache zu tun haben«, bemerkt Leonidis.
    »Nur ein wenig Geduld, Herr Rechtsanwalt.« Wieder wende ich mich an Okamba. »Warum haben Sie den Rugbysport aufgegeben?«
    »Alles hat einmal ein Ende.«
    »Es waren also keine Altersgründe?«
    »Nein, ich hätte ruhig länger spielen können.«
    »Haben Sie vielleicht aufgehört, weil Sie gedopt haben?«
    Selbst der erfahrene Strafverteidiger Fedon Leonidis war wohl selten so verdattert wie jetzt.
    Okamba jedoch verliert zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, die Fassung. Er springt auf und ruft: »That’s a lie! I’ve never doped. Never!«
    »Kann sein, dass Sie nie gedopt haben, vorgeworfen wurde es Ihnen aber.« Ich hoffe, dass ich mich nicht täusche und Okamba tatsächlich zum Trio der Dopingsünder, die zu Geldempfängern wurden, zählt.
    Okamba hat sich wieder hingesetzt, seine stolze Körperhaltung ist jedoch dahin. »Zwei Tage vor dem Spiel der Nationalmannschaft gegen Australien war ich an Grippe erkrankt. Da ich unbedingt spielen wollte, habe ich starke Medikamente eingenommen, um schnell wieder gesund zu werden. Ich habe es dem Sportverband nicht gemeldet, obwohl ich dazu verpflichtet gewesen wäre. Nach dem Spiel wurde ich positiv getestet und unter Dopingverdacht sofort gesperrt.«
    Auf einmal bricht dieser Hüne schluchzend zusammen und weint wie ein kleines Kind. Leonidis wendet sich ratlos an mich.
    »Worauf wollen Sie mit Ihren Fragen eigentlich hinaus? Sie sehen doch, dass Sie meinen Mandanten völlig verstören. Muss das sein?«
    »Leider ja, Herr Leonidis, haben Sie noch etwas Geduld.« Dann blicke ich wieder zu Okamba, der sich ein wenig beruhigt hat.
    »The wound is still there.« Er spricht mich direkt auf Englisch an und deutet auf sein Herz, um zu zeigen, dass ihn die Erinnerung immer noch quält.
    Obwohl ich kaum Zweifel hatte, dass Okamba in dieselbe Kategorie wie Stefanos Varoulkos und Eftychia Sgouridou fällt, erleichtert mich die offizielle Bestätigung.
    »Das verstehe ich, Herr Okamba«, sage ich zu ihm. »Lassen wir die unangenehme Doping-Geschichte beiseite und gehen zu den fünfzigtausend Euro über. Bei der letzten Befragung haben Sie ausgesagt, Sie wüssten nicht, wer Ihnen das Geld geschickt hat.«
    »Nein, ich weiß es wirklich nicht.«
    »Gab es nicht irgendeinen Fingerzeig?«
    »Nicht den geringsten.«
    Vor der Antwort hat er kurz gezögert, und daher sage ich zu Leonidis: »Bitte erklären Sie Ihrem Mandanten, dass er nichts zu befürchten hat. Ein Unbekannter hat eine Übereisung auf sein Konto veranlasst, und Herr Okamba

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