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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Kommissar?«
    Koulas Frage reißt mich aus meinen Gedanken. »Na, tragen Sie auch Trauer?«, frage ich.
    »Ich? Trauer?« Dann versteht sie, worauf ich mit meiner Frage hinauswill, und lacht auf. »Nein, ich habe die bittere Pille damals geschluckt, als man uns mit den Männern gleichgestellt hat. Einige Kollegen haben mich damals aufgezogen: >Schluss mit den Privilegien, Schluss mit der Rente mit vierzig!< Nun sind sie dran mit der Depression.« Sie hält inne und blickt mich an. »Entschuldigen Sie die Frage, aber schmerzt es Sie gar nicht, dass Sie länger arbeiten müssen?«
    »Doch, aber nicht so, wie Sie meinen. Ich halte es schon noch ein paar Jahre im Polizeikorps aus, bevor ich meine Enkelkinder im Park spazieren führe. Mich stört vielmehr etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Dass ich mir noch fünf Jahre lang anhören muss, wie man mich bei jeder Gelegenheit als Bullen- und Faschistenschwein beschimpft.«
    »So etwas ist mir noch nie passiert«, meint sie treuherzig.
    »Weil solche Dinge in Gikas’ Vorzimmer nicht an Sie herangekommen sind. Warten Sie’s ab, wie es im richtigen Leben zugeht. Aber die Arbeit ruft, und sie ist ja auch die beste Medizin, wie man sagt. Notieren Sie sich zwei Namen: Der erste ist Charis Tsolakis, der vollständige Vorname könnte Theocharis, Charilaos oder auch Charalambos sein; der zweite ist ein Firmenname: Aegean Hotels. Finden Sie mir alles über diese beiden Namen heraus. Tsolakis’ Vergangenheit als Leistungssportler können Sie auslassen, darüber weiß ich Bescheid.«
    »Kein Problem, das hab ich gleich.«
    Nun könnte ich zwar Fanis anrufen und nach Tsolakis’ genauem Vornamen fragen, aber ich möchte ihn im Urlaub nicht unnötig stören.
    Schließlich melde ich mich telefonisch bei Gikas. »Können Sie mir einen Gefallen tun?«, frage ich ihn.
    »Wenn’s nicht die Herabsetzung des Renteneintrittsalters ist«, entgegnet er trocken.
    »Nein, es ist was anderes. Könnten Sie Rechtsanwalt Leonidis anrufen und für morgen früh einen Vernehmungstermin mit Okamba vereinbaren? Wenn er nach dem Grund fragt, beruhigen Sie ihn: Es handelt sich nicht um die Sache, in der er beschuldigt war, sondern um ein paar davon unabhängige Auskünfte.«
    »Tut sich was in den Ermittlungen?«, fragt er erregt.
    »Dem Polizeipräsidenten können Sie zunächst mal ausrichten, dass er recht hatte, als er mir vorgestern sagte, ich sollte Okambas fünfzigtausend noch einmal unter die Lupe nehmen. Das führte nämlich dazu, dass ich eine gleichartige Überweisung an Varoulkos entdeckt habe.«
    »Und was folgt daraus?«
    »Lassen Sie mich erst noch Varoulkos und Okamba befragen, dann liefere ich Ihnen einen lückenlosen Bericht.«
    »Damit rächen Sie sich, weil ich bei Ihrer Rente nichts für Sie tun kann«, meint Gikas verstimmt.

42
     
    Im Vernehmungsraum sitzt mir nun wie zuvor die Sgouridou Stefanos Varoulkos gegenüber, seine Körperhaltung ist jedoch eine ganz andere. Er hat die Arme verschränkt und auf den Tisch gestützt und blickt abwechselnd einmal mich, dann Mavromatis an meiner Seite an. Eine knappe Stunde hat es gedauert, den anfangs widerspenstigen Varoulkos aus Koropi ins Präsidium zu schaffen. Erst die Androhung von Handschellen konnte ihn überzeugen.
    Trotz allem wirkt er nicht angespannt. Anscheinend macht er sich keine Sorgen und betrachtet seine zwangsweise Vorführung als unerwünschten Frondienst. Dass wir das Bauernhaus mit seiner Zustimmung bereits vergeblich durchsucht haben, verschafft ihm vielleicht eine gewisse Sicherheit. Möglicherweise hat er aber auch schon so viel im Leben mitgemacht, dass ihn nichts mehr aus der Fassung bringt.
    »Herr Varoulkos, vor circa einem Monat haben Sie von einer Bank auf den Kaimaninseln fünf Überweisungen zu je zehntausend Euro erhalten.«
    »Ja, aber müssen Sie mich hierherkarren, damit ich Ihnen das bestätige?«
    »Können Sie uns sagen, wer Ihnen diese fünf Geldsendungen geschickt hat?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Die Antwort kommt prompt und klingt aufrichtig.
    »War der Auftraggeber nicht ersichtlich?«, fragt ihn Mavromatis.
    »Doch, irgendein Unternehmen, von dem ich noch nie gehört habe.«
    »Wissen Sie denn wenigstens, wer der Inhaber dieses Unternehmens ist?«
    »Nein.«
    »Also, hören Sie mal: Ein unbekanntes Unternehmen schickt Ihnen fünfzigtausend Euro, und Sie fragen sich keine Sekunde lang, wer das sein könnte?«
    »Meinen Sie das im Ernst, Herr Staatsanwalt? Ich bin hoch verschuldet. Nur mein Elternhaus

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