Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
ist mir geblieben, weil es alt, zerfallen und keinen Groschen mehr wert ist. Die Haft hat man mir erspart, weil ich meinen Gläubigern immer wieder mal ein bisschen was abstottere. Denn solange sie dich noch nicht völlig leer gepresst haben, stecken sie dich nicht ins Gefängnis. Wie soll ich da nein sagen, wenn mir jemand fünfzigtausend Euro schickt? Das meiste habe ich für die Schuldentilgung ausgegeben, mit dem Rest habe ich mir ein Auto gekauft, um meine Selbstachtung wiederzuerlangen.«
»Was für einen Wagen?«, frage ich.
»Einen gebrauchten Pick-up. Mit einem Blick hinters Haus bei Ihrem letzten Besuch hätten Sie ihn gesehen.«
»Es hat sich also niemand bei Ihnen als der Absender der fünfzigtausend gemeldet?«, fragt ihn Mavromatis.
»Nein, niemand. Am Anfang habe ich an eine irrtümliche Überweisung gedacht und die Summe erst mal nicht angerührt. Als nach zehn Tagen immer noch kein Widerruf kam, habe ich es angenommen und ausgegeben.«
»Bei meinem letzten Besuch haben Sie die fünfzigtausend aber mit keinem Wort erwähnt.«
»Weil Sie mich nicht danach gefragt haben. Dann hätte ich Ihnen nämlich davon erzählt und mir die Fahrt hierher erspart.«
Da ich nichts davon wusste, konnte ich ihn auch nicht danach fragen. Das Kapitel seiner Laufbahn als Leistungssportler hebe ich mir für später auf. Diesen Trumpf gebe ich noch nicht aus der Hand. Außerdem müssen diesbezüglich noch ein paar Punkte geklärt werden. Und so schicke ich Varoulkos nach Hause.
»Ja, aber Sie bringen mich mit dem Streifenwagen wieder zurück, genau so, wie Sie mich hergefahren haben. Öffentliche Verkehrsmittel nehme ich jedenfalls nicht. Wenn Sie mich schon zum Mitkommen zwingen können, wie mir der Rotzlöffel im Streifenwagen erklärt hat, dann müssen Sie mir auch eine passende Mitfahrgelegenheit nach Hause anbieten.«
Nach Varoulkos’ Abgang bemerkt Mavromatis zu mir: »Die Sgouridou hat uns die Sache etwas anders dargestellt als Varoulkos. Die Frage ist: Wer sagt die Wahrheit?«
»Stammen die Überweisungen von derselben Firma?«
»Ja, in allen drei Fällen, sowohl bei den beiden Griechen als auch bei Okamba.«
»Dann sagt Varoulkos die Wahrheit.«
»Was macht Sie da so sicher?«
»Wenn wir annehmen, dass der Auftraggeber der Überweisung an die Sgouridou ein Kunde von ihr ist, wie sie behauptet, wieso sollte er dann den anderen beiden Geld schicken? Er war doch bestimmt nicht auch noch Kunde von Varoulkos oder Okamba. Ich bin mir fast sicher, dass auch die Sgouridou nicht weiß, wer dahintersteckt. Sie hat bloß Angst gekriegt. Sie befürchtete, Probleme zu bekommen, weil sie eine große Summe aus unbekannter Quelle angenommen hat. Da sie Angst hat, dass sie das Geld zurückzahlen muss, hat sie sich die Geschichte ausgedacht.«
»Aber weshalb war Varoulkos nicht verunsichert?«
»Er hat einfach nichts mehr zu verlieren. Das heißt, wir müssen um jeden Preis herausfinden, wer hinter den Geldsendungen steckt.«
»Wir sind dran, aber es ist nicht einfach.«
»Fragen wir mal bei Koula nach, ob sie etwas Interessantes ausgegraben hat.«
»Nur das, was immer so auf Websites steht«, meint Koula, als ich sie herüberrufe. »Der einzige neue Hinweis ist der Name einer gewissen Aristea Tsolaki als Geschäftsführerin der Aegean Hotels.«
»Das ist Charis Tsolakis’ Schwester«, erläutere ich.
»Gut, dann ermitteln wir auch gegen sie. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass die Überweisungen von Tsolakis stammen?«
»Ich hoffe, dass es nicht so ist. Ich mag ihn, aber es deutet einfach alles in seine Richtung.«
In der Zwischenzeit hat Dimitriou die Aufnahmen der Überwachungskamera im Vernehmungsraum vorbereitet, zwei davon überreiche ich Dermitsakis.
»Mach dich sofort auf den Weg zu den Jungs, die in Keratsini die Aufkleberaktion durchgezogen haben. Prüf nach, ob sie Varoulkos als den Mann identifizieren, der ihnen die Etiketten übergeben hat.«
Dann nehme ich die anderen beiden Aufnahmen an mich, die Varoulkos im Stehen und im Sitzen zeigen, und breche zur Bar Meetings auf. Das Gute am Bezirk Pangrati ist, dass das Leben dort ruhig und gleichförmig dahinplätschert. Zum Beweis, dass alltägliche Routine ein Gefühl der Sicherheit verbreitet, muss man nur Pangrati besuchen.
In der Athanassias-Straße bleibe ich vor der Kurzwarenhandlung stehen, doch der Eingang der Bar Meetings ist verrammelt. Die Ladenbesitzerin erkennt mich sofort wieder und begrüßt mich freundlich. Ich warte ab, bis
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