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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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eine Kundin ihr Stickgarn bezahlt hat, und ziehe die Aufnahme hervor.
    »Kommt Ihnen dieser Mann bekannt vor?«
    Sie nimmt das Bild in beide Hände und mustert es. »Sollte er?«, fragt sie unentschieden.
    »Könnte sein. Sehen Sie sich die Aufnahme ein wenig genauer an.«
    Sie betrachtet sie eine ganze Weile und meint dann zaghaft: »Der Bettler?«
    »Das müssen Sie wissen, ich habe den Bettler ja nicht gesehen.«
    »Es ist der Bettler«, sagt sie nun im Brustton der Überzeugung. »Zu Beginn war ich verwirrt, weil er anders angezogen war.«
    »Was hatte er denn an? Können Sie sich daran erinnern?«
    »Ausgebleichte Jeans und ein schmutziges T-Shirt. Aber auffällig war vor allem seine Kappe.«
    »Was für eine Kappe?«
    »Er trug eine dieser Baseballkappen, die man in der letzten Zeit überall sieht. Die verdeckte, von weitem zumindest, sein Gesicht. Wenn ich ihn nicht aus der Nähe gesehen hätte, als ich die Bemerkung über die Umsatzsteuer auf Almosen machte, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht wiedererkannt.«
    Schön, denke ich zufrieden, somit wären Bettler und Bettlerin identifiziert. Wenn jetzt die Jungs auch noch Varoulkos wiedererkennen, wovon ich ausgehe, müssen wir nur noch den Schwarzen finden, der die Plakataktion in die Wege geleitet hat.
    »Hat die Bar zugemacht?«, frage ich die Kurzwarenhändlerin.
    »Den armen Nassos hat es böse erwischt. Kein Mensch kam mehr in die Bar. Deshalb hat er beschlossen, sie zu schließen und im Oktober unter anderem Namen wiederzu eröffnen.«
    Da ich in der Nähe unserer Wohnung bin, beschließe ich, nicht mehr ins Büro zurückzukehren. Außerdem bin ich guter Laune und möchte nicht riskieren, sie mir wieder zu verderben.
    Adriani steht in der Küche und bereitet Auberginen Imam zum Abendessen vor. Das verbessert meine Laune noch mehr. »Jetzt, da die Kinder im Urlaub sind, brauchst du ihnen wenigstens keine Vorräte zu besorgen, und ich kriege wieder richtig zu essen«, necke ich sie.
    Sie unterbricht ihre Arbeit und blickt mich an. »Ja, sag mal, sind die denn verrückt geworden?«, meint sie ganz außer sich.
    Ich habe keine Ahnung, wen sie meint. »Wer denn?«
    »Na diejenigen, die euch noch fünf Jahre mehr bis zur Rente aufgebrummt haben. Ich wundere mich, wie ihr das so ruhig hinnehmen könnt.«
    »Was sollen wir denn tun? Wir sind doch Polizeibeamte.
    Soll die eine Hälfte von uns auf die Straße gehen und alles kurz und klein schlagen und die andere Hälfte ihren Kollegen hinterher)agen, um sie festzunehmen?«
    »Ich weiß ja auch nicht, wie ihr reagieren solltet. Erinnerst du dich an den alten Spruch: >Nur die ersten achtzig Jahre sind hart, aber dann hast du für immer deine Ruhe    »Weißt du eine bessere Lösung?«
    »Klar, und zwar: Wir halbieren einfach die Bevölkerung. Dann sind es nur noch fünfeinhalb Millionen, und die Ausgaben sinken um fünfzig Prozent. Die andere Hälfte der Bevölkerung wird einfach aus dem Land gejagt, wie es die Franzosen mit den Roma gemacht haben.«
    »Wenn wir die halbe Bevölkerung loswerden, sinken nicht nur die Ausgaben, sondern auch die Einnahmen. Hast du daran nicht gedacht?«
    »Natürlich hab ich daran gedacht. Man sollte die Steuerhinterzieher ausweisen, die dem Staat vierundzwanzig Milliarden schuldig sind, da sie auch in den nächsten achtzig harten Jahren keinen Groschen zahlen werden. Mit dem Wegfall der Steuerflüchtlinge sinken die Ausgaben, doch auf der Einnahmenseite entgeht uns gar nichts, weil die nützlichen Idioten hierbleiben, die brav ihre Steuern zahlen.«
    Sprachlos starre ich sie an. »Hast du denn vielleicht einen Abschluss in Betriebswirtschaft, ohne dass ich etwas davon weiß?«
    Sie wirft mir einen Blick zu und sagt dann ganz abgeklärt: »Wir sind dieses Jahr nicht in die Ferien gefahren, lieber Kostas.«
    Ich setze zu meiner Rechtfertigung an: »Du hast ja recht, aber die vertracktesten Fälle ergeben sich eben immer mitten im Sommer.«
    »Lass die Ausreden, ich mag sie gar nicht hören. Alle, die wie Katerina und Fanis in Urlaub gefahren sind, liegen jetzt am Strand in der Sonne. Und ich sitze hier in Athen, und das Einzige, was mich wärmt, sind die Strahlen des Fernsehers, der den ganzen Tag läuft.«
    Als ich mich aufs Bett lege, nehme ich das Dimitrakos-Lexikon zur Hand, um mich zu entspannen.
    Langmut, die; (geh.) durch ruhiges, beherrschtes, nachsichtiges Ertragen od. Abwarten

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