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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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mich.
    »Ich bleibe dabei, das ist ein Terroranschlag, du wirst schon sehen«, beharrt Stathakos.
    »Der Mann war pensionierter Bankmanager. Ein bekannter Name zwar, aber er war nicht mehr aktiv. Er war weder Politiker noch Unternehmer noch irgendein Parteifunktionär oder Mitarbeiter eines Ministeriums. Wozu sollte man ihn umbringen? Terroristen wollen Aufsehen erregen, und Sissimopoulos war keine große Nummer mehr.«
    »Warum warten wir nicht ein paar Tage ab?«, schlägt Gikas vor. »Wenn ein Bekennerschreiben auftaucht, bestätigt sich die These. Falls nicht, ist es ein einfacher Mord.«
    »Ein weiteres Bekennerschreiben wird’s nicht geben, weil schon eins vorliegt«, erklärt Stathakos im Brustton der Überzeugung.
    Ich blicke ihn verdattert an. »Ein Bekennerschreiben? Wo?«, frage ich. Es ist nicht auszuschließen, dass ein solches während meiner Rückkehr nach Athen eingetroffen ist.
    »Vor deiner Nase«, entgegnet Stathakos.
    Unruhe erfasst mich. Ich möchte auf keinen Fall von Stathakos bloßgestellt werden. »Es wurde keinerlei Bekennerschreiben gefunden. Soviel ich weiß, auch nicht durch die Spurensicherung.«
    »Und was ist mit diesem >D< auf seiner Brust? Das ist doch ein Bekenntnis, oder?«
    »Das kann alles Mögliche sein«, erwidere ich. »Ein Verwirrspiel, das Markenzeichen eines Serienmörders, wer weiß. Zurzeit wird es von der Kriminaltechnik geprüft.«
    Ich wende mich an Gikas. »Meiner Erfahrung nach enthalten Bekennerschreiben einen Haufen theoretisches Geschwafel. Ich weiß nicht, wie Kollege Stathakos daraufkommt, der Buchstabe >D< könnte so etwas wie ein Bekennerschreiben darstellen.«
    »Und was ist mit dem Schwarzen?«, fragt mich Stathakos.
    »Seit wann setzen griechische Terroristen Schwarze ein? Albaner, Bulgaren oder Rumänen, ja gut. Aber einen Südafrikaner? Importieren wir vielleicht seit neuestem Terroristen aus Afrika?«
    »Wer weiß? Genau deshalb müssen Sie diesen Fall der Antiterrorabteilung übertragen«, rät Stathakos dem Leitenden Kriminaldirektor. »Nur wir verfügen über das dafür notwendige Know-how.«
    Mit diesen Worten verlässt er das Büro, vermutlich in der Meinung, dieser englische Ausdruck sichere ihm nicht nur einen effektvollen Abgang, sondern die Übertragung des Falles gleich dazu.
    »Sie nehmen Stathakos’ Gerede von wegen Terroranschlag doch nicht ernst, oder?« Gikas blickt mich schweigend an. »Hören Sie, Sissimopoulos war in Banker- und Unternehmerkreisen eine bekannte Figur. Wenn wir jetzt Mist bauen, will ich die Tiraden der Medien lieber nicht hören.«
    Die sicherste Art, Gikas auf seine Seite zu ziehen, ist die Drohung mit dem Schreckgespenst der Medienschelte.
    »Sie machen weiter Ihre Arbeit«, entgegnet er kurz angebunden.
    Die schlimmste Form der Verunsicherung sind gemischte Gefühle. Dieser Gedanke kommt mir, während ich endlich in mein Croissant beiße. Gikas hat mir zwar angeordnet, die Ermittlungen fortzusetzen, andererseits hat er Stathakos’ Theorie nicht rundweg abgelehnt. In Gikas’ Sprachgebrauch bedeutet das: Abwarten und Tee trinken. Was wiederum heißt, dass er mir den Fall jederzeit entziehen und Stathakos übertragen kann.
    Allerdings muss ich zugeben, dass mir dieser Bill - wenn auch aus anderen Gründen als Stathakos - ebenfalls keine Ruhe lässt.
    Ich beschließe, Nägel mit Köpfen zu machen und dem Hauptquartier der Central Bank einen Besuch abzustatten. Möglicherweise kann ich aus Sissimopoulos’ ehemaligen Mitarbeitern etwas herauskitzeln.

6
     
    Das Hauptquartier der Central Bank liegt in der Pireos-Straße. Ich entscheide mich für die Route über die Patission-Straße, um dann vom Omonia-Platz aus in die Pireos-Straße einzubiegen. Dieser Weg scheint der vernünftigste, nur leider führt in Griechenland Vernunft selten ans Ziel. Kurz nach der Agios-Savvas-Klinik stockt der Verkehr bereits, garniert mit allem, was dazugehört: Geschrei, Gefluche, beleidigende Gesten und Gehupe. Die Fahrer vor mir suchen verzweifelt nach einem Durchschlupf, so, wie früher die Taschendiebe wie verrückt nach einem Fluchtweg im Gässchengewirr suchten, während unsere Leute ihnen hinterherrannten. Heute sind die Taschendiebe bewaffnet, und wir sind nicht mehr zu Fuß unterwegs. Und das bedeutet, dass sie uns so gut wie immer entkommen.
    Auf Höhe der Asklipiou-Straße wird nach einer Dreiviertelstunde endlich die Ursache des Staus ersichtlich: Zwei Streifenwagen haben den Alexandras-Boulevard in einer Fahrtrichtung

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