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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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einem freundschaftlichen Schulterklopfen.
    Die U-Bahn-Station ist vollgestopft mit lauter Rentnern. Aus dem Zug steigen nicht nur massenweise Leute aus, sondern viele drängeln sich auch hinein, da die Alten das lange Stehen offenbar nicht mehr gut vertragen. Ich stehe eingekeilt in einem der hinteren Waggons zwischen zwei spindeldürren Greisinnen, die sich an mich pressen.
    Am Omonia-Platz ändert sich das Bild. Hier gewinnen die jungen Leute die Oberhand. Sie tragen Fahnen und Transparente mit Parolen wie »Keine weiteren Lohnkürzungen!« und »Nein zum Sozialabbau!«. Völlig entnervt verlasse ich die Station und betrete die Pireos-Straße.
    Das Hauptquartier der Central Bank ist ein moderner Bau mit Glasfassaden. Der Portier schickt mich in das Direktionsbüro in der obersten Etage. Dort empfängt mich eine fünfzigjährige, akkurat gekleidete Sekretärin, die mich kühl und augenscheinlich verärgert mustert.
    »Sie sind spät dran, Herr Kommissar.«
    »Ich weiß, entschuldigen Sie. Aber das ganze Zentrum ist wegen der Demonstrationen und Protestmärsche abgeriegelt«.
    »Ach, sind heute Proteste angesagt? Davon habe ich gar nichts mitbekommen«, erwidert sie, und daraus ersehe ich, dass die Uhren hier anders ticken.
    Die Sekretärin öffnet die Tür zu ihrer Rechten und führt mich in ein Büro von den Ausmaßen einer großzügig geschnittenen Dreizimmerwohnung, dessen Glasfront einen schönen Blick auf eine begrünte Terrasse und die Akropolis im Hintergrund gewährt.
    Stavridis sitzt, mit der Glasfront im Rücken, an seinem Schreibtisch. Gegenüber vor ihm befinden sich in der einen Ecke ein minimalistisches Wohnzimmerensemble mit zwei Sesseln, Tischchen und Blumenvase und in der anderen Ecke der unerlässliche Konferenztisch.
    Der untersetzte und rotbackige Stavridis muss etwas über fünfzig sein. Er ähnelt eher einem betuchten mittelständischen Unternehmer als dem Vorstandsvorsitzenden einer Großbank. Er erhebt sich, drückt mir die Hand und deutet auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung, aber das Zentrum ist wegen der Protestversammlungen blockiert.«
    »Brächten Demonstrationen wirklich finanzielle Vorteile ein, wären wir alle auf der Straße«, bemerkt er.
    »Die Leute protestieren, weil das Geld immer knapper wird«, sage ich und denke dabei an die beiden Rentner.
    »Dann müsste die Regierung den Demonstrationszug anführen, weil ihre Geldreserven von Tag zu Tag dahinschmelzen.«
    Das ist kein guter Start, denke ich mir. Zu meinem Glück bemerkt es auch Stavridis und meint mit einem Lächeln: »Aber Sie sind ja nicht gekommen, um mit mir über die Finanzkrise zu reden, sondern über Sissimopoulos.«
    »Ja, ich hoffe, Sie können Licht ins Dunkel bringen.«
    Er hält kurz inne und mustert mich. Vielleicht wägt er in Gedanken gerade ab, wie viel er weiß und wie viel er mir davon offenbaren will.
    »Persönlich habe ich Sissimopoulos nicht gut gekannt. Ich will Ihnen auch erklären, warum: Vorsitzender des Vorstands wird man nicht, indem man sich in einer Bank hochdient. Auf eine derartige Stelle wird man von auswärts berufen. So war es bei Sissimopoulos, und so war es danach bei mir. Daher hatten wir nie engeren beruflichen und damit einhergehenden persönlichen Kontakt.«
    »Was können Sie über seine beruflichen Fähigkeiten sagen?«, frage ich.
    »Dazu kann ich eher Stellung nehmen. In beruflicher Hinsicht war er außerordentlich erfolgreich. Aus einem muffigen, mehr oder weniger staatlichen Geldinstitut machte er eine weltoffene Bank, ebnete ihr den Weg ins internationale Bankgeschäft, steigerte ihre Gewinne und ihr Ansehen. Damit hat er sich verdient gemacht. Ich hatte Glück, dass ich den Chefposten von Sissimopoulos übernehmen konnte.«
    »Wissen Sie etwas über seine sozialen Kontakte?«
    Stavridis lächelt. »Wenn Sie damit Arbeitsessen oder Cocktailempfänge meinen, dann bewegten sich seine sozialen Kontakte im üblichen Rahmen. Zu seinem Privatleben kann ich gar nichts sagen.«
    »Demnach wissen Sie nichts über Freunde oder Feinde?«
    Diesmal lacht er laut auf. »Wer Geld hat, hat auch Feinde, Herr Kommissar. Und ganz besonders in Griechenland. Hier macht sich jeder verdächtig, der Geld hat. Mehr als die Hälfte der Griechen glaubt, dass nur Halunken reich sein können.«
    Ich erhebe mich mit dem Fazit, dass ich mich umsonst durch die Kundgebungen und Protestzüge gekämpft habe. Stavridis muss mir meine Gedanken von der Stirn abgelesen

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