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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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gebeten.«
    »Ich frage nach, weil die Briten bei Festnahmen recht fix sind. Sie vertreten die These: erst das Urteil, dann der Prozess. So haben sie es auch bei der ira gemacht, und ihre Justizirrtümer sind erst nach Jahren ans Tageslicht gekommen.«
    Der Polizeipräsident hält es für ratsam, nicht auf Sotiropoulos’ Einwurf einzugehen. »Nun, Leute, das war’s«, sagt er zu den übrigen Reportern. »Wir halten Sie auf dem Laufenden.«
    Sotiropoulos bleibt wie angewurzelt stehen, als wolle er noch einmal nachhaken, wendet sich dann jedoch ab und verlässt wie immer als Letzter den Saal.
    Ich schalte den Fernseher aus und rufe in Gikas’ Vorzimmer an: »Koula, kann ich hochkommen?«
    »Natürlich, er ist da. Und er ist allein«, erwidert sie. Das bedeutet wahrscheinlich, dass er Gift und Galle spuckt.
    Als ich Gikas’ Büro betrete, hebt er den Blick und meint trocken: »Wie Sie sehen, bin ich aus dem Spiel.«
    »Wieso waren Sie nicht bei der Pressekonferenz?«
    »Offenbar ist der Polizeipräsident auf Anweisung des Ministers persönlich aufgetreten, um die Wichtigkeit des Falles zu unterstreichen.«
    »Was wirft man ihm vor?«
    »Auf Bill Okambas Konto bei der Central Bank sind innerhalb einer Woche fünf Überweisungen eingegangen.«
    »Von verschiedenen Absendern?«
    »Nein, von ein und demselben. Die Überweisungen erfolgten absichtlich getrennt, da Summen bis zehntausend Euro nicht bei der Zentralstelle für Geldwäsche gemeldet werden.«
    »Und wer war der Absender?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Und was sagt der Butler dazu?«
    Gikas hebt die Schultern. »Was jeder an seiner Stelle sagen würde: dass er keine Ahnung hat, von wem das Geld stammt und wie es auf sein Konto gelangt ist.«
    »Was wirft man ihm noch vor?«
    »Ein fremdes Haar wurde an Sissimopoulos’ Kleidung gefunden. Der DANN-Test besagt, dass es von Okamba stammt.«
    »Ach nein! Der Mann war Sissimopoulos’ Butler, er hat seine Kleider gebürstet und gebügelt. Da ist es doch naheliegend, dass eines seiner Haare dort auftaucht!«
    »Es soll im Verlauf der Mordtat dort hängengeblieben sein. Man hat es auf dem Rücken des Hemdes gefunden, das Sissimopoulos zur Tatzeit getragen hat.«
    Ich versuche mich zu zügeln, da Gikas ausnahmsweise mein Verbündeter ist, und sage so beherrscht wie möglich: »Der Täter hat ihn mit dem Schwert enthauptet. Das bedeutet, er stand ein Stück entfernt, als er zum Hieb ausholte. Er hat den Kopf nicht mit einem Messer abgetrennt, dafür hätte er sehr nahe an ihn herantreten müssen. Wie kommt also das Haar auf Sissimopoulos’ Rücken?«
    »Es soll, wie gesagt, zum Zeitpunkt des Mordes dort hängengeblieben sein.«
    »Hat man die Tatwaffe gefunden?«
    »Bislang noch nicht.«
    Folglich sind die einzigen Indizien, die Hand und Fuß haben, die Überweisungen, und alles andere sind Haarspaltereien, die auf Sissimopoulos’ Rücken ausgetragen werden. Solange die Tatwaffe nicht auftaucht, bleibt alles offen. Nehmen wir mal an, der Butler wäre der Täter und hätte vor, noch einen dritten Mord zu begehen. Dann müsste er das Schwert irgendwo versteckt halten. Wenn die Sache jedoch für ihn mit den zwei Morden getan ist, hat er es vielleicht für immer verschwinden lassen.
    »Was für eine Erklärung hat man denn für den zweiten Mord?«
    »Gar keine. Vorläufig befassen sie sich nur mit dem ersten. Sie sind der Ansicht, sobald er die erste Tat gesteht, wird er zwangsläufig auch die zweite zugeben.«
    Dabei kann Bill Okamba null und nichts gestehen, weil er keinen der beiden Morde begangen hat. »Darf ich Okamba befragen?«, frage ich Gikas.
    An diesem Punkt scheiden sich jedoch die Geister der Bündnispartner. »Das können Sie vergessen!«, erwidert er ärgerlich. »Die Vernehmung hat man Stathakos übertragen. Höchstens die beiden Engländer werden mit dabei sein, aber sonst lässt man keinen an ihn ran.« Er hält inne und erläutert mir dann etwas ruhiger: »Momentan sind alle zufrieden: der Minister und der Polizeipräsident, weil sie einen Volltreffer gelandet haben, und zwar in Zeiten, da Erfolgserlebnisse verdammt rar sind, Stathakos, weil er von einer Beförderung träumt, und die beiden Engländer, weil sie ihren Vorgesetzten berichten können: >Bitte sehr, uns zwei Nasen verdanken die Griechen die Festnahme des Mörders.< In so einer Situation ist es klüger, sich zurückzuhalten und auf bessere Zeiten zu hoffen.«
    »Soll ich die Ermittlungen also einstellen?«
    »Machen Sie weiter, aber

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