Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
anderer billige Sportschuhe und ein dritter T-Shirts. Ein Stück weiter treffen wir linker Hand auf einen Asia-Laden, der auch arabische Speisen im Angebot hat. Bislang sind wir auf keine Einrichtungsobjekte gestoßen, aber meine Hoffnungen liegen auf jenem Abschnitt der Menandrou-Straße, der bis zum Theatrou-Platz reicht.
Tatsächlich besiedeln die fliegenden Händler in der Menandrou-Straße nicht nur die engen Bürgersteige, sondern auch den Straßenrand zu beiden Seiten. So bleibt gerade mal ein schmaler Fahrstreifen sowohl für die Fußgänger als auch für die Autofahrer übrig. Beim Anblick der zahllosen feilgebotenen Taschen fasse ich mir an den Kopf. Selbst wenn jeder Passant drei Taschen kaufen und davon eine in der Hand, eine über der Schulter und eine dritte auf dem Rücken tragen würde, blieben immer noch welche übrig.
Auf dem zweiten Platz rangieren T-Shirts und auf dem dritten Haushaltswaren, Teller, Putzmittel und Kosmetika. Das Schlusslicht bilden die Uhren: Armbanduhren, Wecker und Wanduhren. Alles ist vertreten, nur keine Einrichtungsobjekte. Dermitsakis, der ebenso Ausschau hält, blickt enttäuscht drein. Doch so schnell lasse ich mich nicht entmutigen.
Der Straßenlärm ist ohrenbetäubend: Die einen preisen ihre Ware an, die anderen diskutieren lautstark in verschiedenen Sprachen, während die Autofahrer wild herumschreien und wie verrückt hupen.
Der erste Stand mit Skulpturen und diversen Nippesfiguren findet sich in der Nähe des Theatrou-Platzes, doch Schwerter sind keine darunter.
»Hast du auch Schwerter?«, frage ich den asiatischen Händler. Er starrt mich an, als redete ich Chinesisch - wobei er das sicher besser verstanden hätte.
»Swords«, erläutere ich ihm auf Englisch.
»Swords? Come!«, meint er und geht voran, nachdem er seinem Nachbarn etwas zugemurmelt hat. Offenbar hat er ihm aufgetragen, sein Hab und Gut im Auge zu behalten.
Wir gehen die Menandrou-Straße entlang bis zur Evripidou. »Here«, sagt er und deutet auf ein ausgebreitetes Tuch auf der rechten Straßenseite.
Darauf hat der Händler alles Erdenkliche aus dem Dritte-Welt-Sortiment aufgereiht: Masken, Holzschnitte und hölzerne Kerzenständer, bemalte fernöstliche Kästchen, Tischtücher und Bettüberwürfe in grellen Farben. Auf dem Bürgersteig hat er geschnitzte Holztischchen mit Einlegearbeiten aus Elfenbeinimitat aufgestellt. Was Griechenland an Tafelsilber schon verscherbeln musste, um die Finanzlöcher zu stopfen, weiß ich zwar nicht, aber eins ist klar: Die Rechte an den Athener Flohmärkten haben wir auf jeden Fall schon mal an die Migranten abgetreten. In diesem Sammelsurium fällt mir die Suche nach Schwertern nicht leicht. Das Einzige, was ich entdecken kann, sind drei Messer mit Ledergriffen und verzierten Klingen.
»Fehlanzeige«, brummt Dermitsakis.
»Do you have swords?«, frage ich den Händler.
»Nein, nicht swords, nur carved knives.« Er klingt, als hätte er sich zwischen den Spalten eines englisch-griechischen Wörterbuchs verirrt.
Ich frage ihn, wo es Schwerter zu kaufen gibt. Auf der rechten Seite finden wir schließlich das Geschäft. Es hat kein Ladenschild, und im Schaufenster häuft sich der gleiche Kram wie beim Asiaten, nur in etwas besserer Qualität. Darunter ein nacktes Schwert mit breiter Klinge und Metallgriff.
»Der Geduldige wird belohnt«, sage ich zu Dermitsakis.
An der Kasse sitzt ein dunkelhaariger Mann mit typisch pakistanischem Schnauzbart. Sein Gesichtsausdruck sieht aus wie jener des Händlers auf dem Schild »Kein Verkauf auf Kredit«, das früher in fast jedem Laden hing. Er sieht uns zwar hereintreten, macht sich jedoch nicht die Mühe aufzustehen.
»Do you sell swords?«, frage ich ohne lange Umschweife.
»Sie können auch Griechisch mit mir reden, ich bin Grieche«, lautet seine Antwort.
Ich nenne ihm meinen Dienstgrad. »Keine Sorge, ich brauche bloß ein paar Auskünfte«, füge ich beschwichtigend hinzu.
»Solange Sie nicht von der Steuerfahndung sind, ist ja alles in Ordnung.«
»Sind die Schwerter sehr begehrt?«
»Na, so viele habe ich nun auch wieder nicht im Angebot! Ab und zu kommt mir eins unter, das nehme ich dann ins Sortiment. Aber ehrlich gesagt interessiere ich mich mehr für andere Artikel.«
»Was für Kunden fragen denn danach?«
Er zuckt die Achseln. »Irgendwelche Spinner, die sich so was an die Wand hängen. Früher gab es handgewebte Beutel und Teppiche als Wandschmuck, im Zeitalter der Globalisierung müssen es
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