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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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recht, aber ich habe da meine Zweifel.«
    Am nächsten Morgen gegen halb neun bin ich auf dem Weg zur Dienststelle und fahre den Vassilissis-Sofias-Boulevard in Richtung Ambelokipi. Während ich an der Ampel nach Ilissia auf Grün warte, ruft der Fahrer eines Porsche Cayenne von der linken Spur etwas zu mir herüber.
    »Wie bitte?«, frage ich.
    »Die haben ganz recht! Sofortige Zahlungsverweigerung!«, ruft er mir zu.
    Als Fahrer eines Porsche Cayenne oder Mercedes wird man ohnehin nicht zur Kasse gebeten, denke ich mir. Dennoch wundere ich mich, was für eine Zahlung wir alle verweigern sollten. Ich mache eine fragende Geste zu ihm hinüber, und daraufhin deutet er auf einen Strommast am Straßenrand, an dem ein Plakat klebt.
    »Noch nicht gelesen?«
    Da es gerade Grün wird und die Fahrer hinter uns loshupen, komme ich nicht zum Lesen. Alle Strommasten und sämtliche Freiflächen entlang des Vassilissis-Sofias-Boulevards sind damit zugekleistert. Ich wechsle auf die rechte Fahrspur und bleibe an der Ippokratio-Klinik stehen. Um das Plakat besser lesen zu können, steige ich aus dem Seat.
    Das Plakat ist rot umrandet, und mit fetten schwarzen Buchstaben steht geschrieben: »Sofortige Zahlungsverweigerung! Boykottiert die Banken!« Der Nachrichtenkommentator aus dem Fernsehen und Adriani hatten recht, sage ich mir. Bald kommt es zu Solidaritätskundgebungen für den Mörder, und wir müssen die Sondereinheiten auf die Straße schicken, um die Leute zur Räson zu bringen. Ich muss gar nicht mehr weiterlesen, schon die ersten Worte sprechen für sich.
    Am liebsten würde ich mir den Seat unter den Arm klemmen und zu Fuß laufen, um rascher im Büro zu sein. Da ich auf der Abbiegespur zum Alexandras-Boulevard bei Rot feststecke, bin ich schon ganz kribbelig. Schließlich stelle ich den Seat in der Garage ab und haste hoch in mein Büro. Sogleich rufe ich nach Vlassopoulos und Dermitsakis und frage nach, ob sie das Plakat auch gesehen haben.
    »Aber sicher, Herr Kommissar!«, meint Vlassopoulos. »Ganz Athen ist voll davon. So eine Plakataktion bringt nicht einmal die Kommunistische Partei Griechenlands auf die Beine.«
    Gerade als ich Gikas anrufen will, habe ich plötzlich Stathakos in der Leitung. »Hast du das Plakat gesehen?«
    »Hab ich.«
    »Dein Fall.«
    »Was soll das jetzt heißen?«
    »Das Plakat ist für die Antiterrorabteilung uninteressant. Es hat ja mit den Morden nichts zu tun. Wahrscheinlich ist es irgendein Verrückter, der einen persönlichen Rachefeldzug gegen die Banken führt. Den kannst du ja übernehmen, damit dir nicht langweilig wird.« Mit diesen Worten legt er auf.
    Ich versuche, meinen Zorn zu zügeln, und rufe Gikas an. »Kommen Sie sofort hoch«, meint er kurz angebunden.
    Auf seinem Schreibtisch hat er sämtliche Zeitungen gestapelt und blättert sie gerade durch.
    »Haben Sie die Plakate gesehen?«, frage ich.
    »Schön war’s, wenn’s nur um Plakate ginge«, erwidert er und reicht mir eine aufgeschlagene Zeitung.
    Vor mir liegt eine ganzseitige Anzeige mit demselben Wortlaut wie auf dem Plakat. Nun kann ich in Ruhe den ganzen Text lesen.
     
    Sofortige Zahlungsverweigerung! Boykottiert die Banken! Verhindert die Abbuchung eurer Kreditkarten! Storniert die Daueraufträge eurer Bauspardarlehen und Verbraucherkredite! Keine Zahlungen mehr an alle, die euch Urlaubskredite aufgeschwatzt haben und euch jetzt hängen lassen!
     
    Sofortige Zahlungsverweigerung! Ihr schuldet den Banken, die euch in die Verschuldung getrieben haben, keinen Cent. Eine Pfändungsklage dauert fünf Jahre, bis dahin sind die Banken vielleicht schon bankrott. Sie werden euch daher einen günstigen Vergleich anbieten: tiefere Zinsen und längere Fristen für eure Ratenzahlungen!
     
    Sofortige Zahlungsverweigerung! Die Regierung hat vor zwei Jahren 28 Milliarden an die Banken verpulvert. Mit dieser Summe, die aus Steuergeldern und somit aus eurer Tasche stammt, kann man eure Schulden tilgen. Ein kurzer Blick auf die Bilanzen der Banken genügt: Seit zehn Jahren fahren sie enorme Gewinne ein!
     
    Sofortige Zahlungsverweigerung! Dagegen sind die Banken machtlos!
     
    Die Anzeige trägt keine Unterschrift und ist somit anonym.
    »Verstehen Sie, in was für einem Schlamassel wir stecken?«, meint Gikas. »Allerdings.«
    »Jetzt müssen wir alle Athener Druckereien abklappern, um herauszukriegen, wo die Plakate hergestellt wurden. Sie können aber auch sonst wo gedruckt und dann nach Athen geliefert worden sein.«
    Beim

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