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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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mein Mann stirbt, wird seine Rente einkassiert und nicht auf mich übertragen. Das heißt, der Idiot sitzt mir vierzig Jahre lang auf der Pelle, ich versorge ihn mit Nachwuchs, er geht mir ein Leben lang auf den Geist, und bei seinem Tod kriege ich nicht einmal eine Witwenrente als Schmerzensgeld. Und das nennt man dann Gleichberechtigung?«
    Gikas ist auf Koulas heftige Worte hin aus seinem Büro getreten. »Was ist denn los?«, fragt er beunruhigt. Angesichts von Koulas aufgebrachter Miene äußert er knapp: »Aha, verstehe.« Dann wendet er sich an mich: »Kommen Sie noch einmal kurz zu mir?«
    »Ich bin etwas ratlos«, meint er, sobald er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hat. »In einer anderen Abteilung hätte sie als Polizistin mehr Perspektiven, so fähig und gescheit, wie sie ist. Aber wenn ich eines Tages weg bin, lässt sie mein Nachfolger bestimmt bloß Akten ordnen. Ich würde sie gern woandershin versetzen lassen, obwohl ich mir damit ins eigene Fleisch schneide, denn eine so tüchtige Kraft gibt’s kein zweites Mal.«
    Er muss eine gewisse Schwäche für sie haben, dass er zu so einem Opfer bereit wäre.
    »Wie war’s denn mit der Mordkommission?«, fragt er, als ich nichts entgegne.
    Die Neuigkeit kommt ein bisschen plötzlich, und ich bemühe mich, meine Begeisterung nicht zu zeigen. »Ja, sehr gerne«, sage ich so neutral wie möglich.
    »In Ordnung, aber verraten Sie ihr noch nichts, damit sie sich nicht zu früh freut. Ich muss erst eine Begründung für die Versetzung finden.«

20
     
    A driani ist wieder voll und ganz auf dem Posten. Diese Diagnose ist weder medizinisch noch psychologisch, sondern kulinarisch begründet: Auf dem Küchentisch entdecke ich ein Backblech mit gefüllten Tomaten.
    »Wie schön, Adriani!«, rufe ich begeistert. »Das ist ja eine tolle Überraschung!«
    »Wir haben schon lange keine gefüllten Tomaten mehr gegessen. Und da habe ich heute welche gemacht, weil sie Fanis auch gut schmecken. Er und Katerina kommen nämlich zum Essen.«
    Ich versuche, meine Gier zu zügeln. Adriani kann es überhaupt nicht leiden, wenn ich schon vom Backblech nasche.
    Katerina und Fanis kommen gegen neun, und wir setzen uns gleich an den Esstisch. Bei uns werden die gefüllten Tomaten nach alter Tradition immer mit Feta serviert, und Adriani hat neben das Backblech ein großes Stück Schafskäse gestellt. Für Fanis hat sie Ouzo von der Insel Lesbos besorgt, und ich trinke ungeharzten Weißwein. Retsina hat man früher nur vom Fass getrunken, denn der in Flaschen abgefüllte schmeckte nach Heizöl.
    Wir plaudern über alles Mögliche, vermeiden jedoch geflissentlich jedes Wort über die Krise, um bei Adriani keine schlimmen Assoziationen wachzurufen. Sobald die Teller leer sind, wendet sich Fanis an Katerina: »Komm schon, rück endlich raus damit!«
    »Ich habe eine gute Nachricht.« Katerina reagiert sofort, als hätte sie auf Fanis’ Signal nur gewartet. »Seimenis hat mir heute gesagt, dass er mich über das Referendariat hinaus behalten will.« Seimenis gehört die Anwaltskanzlei, in der Katerina die vergangenen Monate volontiert hat.
    »Das ist ja wie ein Sechser im Lotto, Katerina!«, ruft Adriani hingerissen.
    »Und wie kommt’s?«, frage ich lachend. »Hat er in der Krise alle Hände voll zu tun? Jetzt, da die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden?«
    »Auch, aber vor allem deshalb, weil wir aufgrund des beschleunigten Asylverfahrens viele neue Mandanten haben.«
    »Hoffentlich erwische ich keinen Illegalen und stehe dann dir gegenüber.«
    »So etwas kann gar nicht passieren. Bei Verwandtschaft ersten Grades muss einer von uns beiden verzichten, entweder du auf den Fall oder ich auf den Mandanten.«
    »Das ist, finde ich, eine gute Regelung in Zeiten wie diesen«, sage ich zu Katerina, während Adriani den Tisch abräumt. Ich merke, dass sie irritiert ist, gedulde mich aber, bis die Kinder gegangen sind.
    »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, frage ich, bevor wir uns schlafen legen.
    »Aber Kostas, wie sollen denn diese armen Schlucker, die doch selber kaum genug zum Leben haben, Katerina bezahlen?«
    »Es ist ein erster Schritt. Heute sind Migranten ihre Klienten, morgen vertraut ihr Seimenis andere Fälle an.«
    Sie hält inne und blickt mich an. »Und was werden dann die anderen Kollegen sagen, wenn er in so mageren Zeiten der unerfahrenen Katerina lukrative Aufträge gibt?«
    »Für Anwälte sind die Zeiten nicht mager.«
    »Hoffentlich hast du

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