Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Wort >Druckerei< werde ich skeptisch. Der Initiator der Aktion wusste garantiert, dass wir als Erstes nach der Herkunft des Plakats fahnden würden. Eine Druckerei zu beauftragen wäre viel zu riskant gewesen, so verrückt war er bestimmt nicht. Plötzlich habe ich eine Idee. Ich gehe zur Tür und rufe Koula herein.
»Koula, kommen Sie mal kurz?«
»Gerne, Herr Kommissar.«
»Haben Sie das Plakat mit dem Aufruf gegen die Banken gesehen?«
»Ja, Herr Stathakos hat eins mitgebracht. Da habe ich einen Blick darauf geworfen.«
»Wo könnte es gedruckt worden sein?«
»Von jedem pc aus, der ein gutes Layout-Programm hat, Herr Charitos. Mit einem guten Drucker können Sie heutzutage alles vervielfältigen und brauchen keine Druckerei mehr.«
Ich wende mich wieder Gikas zu, der meinen Blick nachdenklich erwidert. Aus reiner Eigennützigkeit bin ich in zweifacher Hinsicht zufrieden. Ich habe sowohl Gikas’ Frage beantwortet, als auch Koula zu weiteren Pluspunkten verholfen.
»Grafiker arbeiten zumeist mit Mac, aber es könnte ebenso gut von einem pc stammen«, ergänzt Koula.
Gikas blickt mich immer noch gedankenverloren an. Offensichtlich habe ich ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, und nun muss er weitergrübeln. »Das heißt, die Suche nach der Druckerei führt uns nicht weiter«, räumt er notgedrungen ein. »Wir können nur hoffen, dass wir die Plakatierer ausfindig machen. Mit anderen Worten: Die Chancen stehen eins zu hundert.«
»Aber nein, sie stehen weit besser. Denn der Auftraggeber«, prophezeie ich, »muss für die Plakatierung Migranten engagiert haben.«
»Warum gerade Migranten? Ja klar, normalerweise übernehmen sie die schlecht bezahlten Aufträge. Aber warum ausgerechnet in diesem Fall?«
»Weil er Leute haben wollte, die kein Griechisch können. Damit sie nicht lesen können, was auf den Plakaten steht.«
»Das stimmt, der Job ist wie geschaffen für Migranten.«
»Unsere andere Hoffnung sind die Herausgeber der beiden Zeitungen, in denen die Anzeigen erschienen sind.«
»Ich habe sie sofort angerufen, aber sie waren noch nicht im Büro. Am besten, wir laden sie vor und vernehmen beide gemeinsam. Das ist sicher besser, als sie in der Redaktion zu besuchen, wo sie sich vielleicht auf den Schlips getreten fühlen.«
»Dann klappere ich mal die Migrantenszene ab. Mal sehen, wer uns da ins Netz geht. Übrigens, Stathakos hat mich angerufen.« Den Inhalt des Telefongesprächs habe ich mir für den Schluss aufgehoben.
»Stathakos glaubt wohl, er hätte den Stier bei den Hörnern gepackt«, kommentiert Gikas. »Hoffentlich täuscht er sich da nicht, sonst könnte er bald neben dem Stier wie ein begossener Pudel dastehen.«
»Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Ich glaube, dass die Morde und die Plakataktion zusammenhängen. Es handelt sich nicht um einen Terroristen, sondern um einen rachsüchtigen Paranoiker, der von irgendeiner Bank ruiniert worden ist. Da sollten wir ansetzen und uns nicht auf Bill Okambas fünfzigtausend Euro fixieren. Der Mörder ist jemand, der in die Pleite getrieben wurde, und solche Leute haben keine Firmen auf den Kaimaninseln.«
»Ja, aber was ist mit der Überweisung der fünfzigtausend Euro?«
Mit dieser Frage trifft er meinen wunden Punkt, denn genau das kann ich mir auch nicht erklären.
21
A ls wir die Suche nach der Plakatierertruppe beginnen, sind meine Assistenten unterschiedlicher Meinung. Vlassopoulos schlägt vor, wir sollten in Messoja und Koropi nachforschen. Dort lebten viele arbeitslose Einwanderer, die würden daher jede Gelegenheit ergreifen.
»Und wie hat sie der Auftraggeber ins Zentrum gebracht?«, frage ich ihn. »Jetzt sag bloß, er hat sie in einem Mietwagen hingefahren.«
Dermitsakis hingegen spricht sich für den Viktoria-Platz, die U-Bahn-Station Agios Nikolaos und die Acharnon-Straße aus. Er meint, sehr wahrscheinlich finde man die Plakatierer in einem der zahlreichen Migranten-Cafés der Gegend.
Ich wiederum würde lieber auf vertrautem Terrain operieren: in der Sofokleous-, Evripidou-, Sokratous- und Menandrou-Straße.
»Diese Gegend ist der Polizei zwar bestens bekannt, aber zwei Dinge sprechen dagegen, Herr Kommissar«, beharrt Dermitsakis. »Erstens sind die Migranten dort Geschäftsleute.«
»Seit wann nennt man ein Laken mit Krimskrams drauf denn Geschäft?«
»Für sie ist es das. Und zweitens befindet sich dort nachts die Drogenszene. Die Dealer lassen für eine Plakataktion doch ihre Drogengeschäfte
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