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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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eine einstweilige Verfügung erwirkt, und die Bauarbeiten mussten eingestellt werden. Varoulkos schlug sich ein Jahr mit dem Fall herum, schließlich musste er einen Kredit aufnehmen, um dem Griechen aus Kanada sein Erbteil auszuzahlen. Inzwischen saß er aber finanziell auf dem Trockenen und musste noch einen Kredit beantragen, um das Projekt fertigzustellen. Auf den Apartments ist er jedoch sitzengeblieben.«
    »Warum?«
    »Weil sie zu luxuriös und zu teuer waren. Darüber hinaus wussten alle, dass er bis zum Hals verschuldet war. Die Schnäppchenjäger rechneten damit, dass er mit den Preisen runtergehen würde. Zum Schluss konnte er seine Kreditraten nicht mehr tilgen, und die Bank hat ihm alles weggenommen.« Nach einer Pause fügt er hinzu: »Kommt dazu, dass er auch noch der falschen Bank vertraut hat.«
    »Der Central Bank?«
    »Genau, der Central Bank unter Sissimopoulos. Ich weiß nicht, wie sie jetzt mit ihren Kunden umgeht. Varoulkos erzählte, man sei ihm zunächst sehr entgegengekommen. Ja, so war Sissimopoulos: Er hat zwar gute Konditionen geboten, aber wenn es mit einem Kunden bergab ging, hat er ihn ohne Zögern ans Messer geliefert.«
    »Wo wohnt Varoulkos jetzt?«
    »Seine ganze Familie stammt aus Koropi, sein Vater hatte eine Reihe von Gemüsegärten. Varoulkos ist nur noch das alte Bauernhaus geblieben, und dort wohnt er auch. Fahren Sie von der Moraiti-Straße nach links bis ganz ans Ende der Kosma-Nikolou-Straße, dort liegt es dann ganz abgeschieden. Sie können es nicht verfehlen.«
    Die Moraiti-Straße bildet gewissermaßen die Grenze des dichtbebauten Teils von Koropi. Jenseits davon wird die Besiedlung immer spärlicher, bis sich in der Ferne schließlich nur noch eine einzelne Werft abzeichnet. Am Ende der Kosma-Nikolou-Straße taucht das Bauernhaus auf, einsam und verloren im Niemandsland.
    »Das muss es sein«, glaubt Vlassopoulos. Weit und breit ist auch kein anderes Gebäude zu sehen. Wir parken den Streifenwagen an der Straße und gehen zu Fuß weiter.
    Es handelt sich um eines der zahlreichen traditionellen Bauernhäuser im ländlichen Attika. Seine schmutzig-graue Fassade ist vermutlich seit Jahrzehnten nicht mehr neu gestrichen worden. Das reich bepflanzte Vorgärtchen wirkt wie ein letzter Überrest der väterlichen Gemüsegärten.
    Beim Näherkommen sehen wir einen Mann unbestimmten Alters, der unter einem provisorisch zusammengezimmerten Holzdach in einem alten Korbsessel sitzt. Er trägt verwaschene Jeans mit Hosenträgern und ein kariertes Hemd. Er scheint uns überhaupt nicht zu bemerken.
    »Sind Sie Stefanos Varoulkos?«, frage ich, als wir vor ihm stehen.
    »Ja, und?«
    »Ich bin Kommissar Charitos.«
    »Sie sind umsonst hier, ich hab ihn nicht umgebracht«, kontert er sofort. »Wen?«
    »Sissimopoulos. Ich war’s nicht.«
    »Kein Mensch behauptet, dass Sie ihn getötet haben.«
    »Ganz im Gegenteil, er hat mein Leben auf dem Gewissen.« Er scheint darüber nachzudenken und hebt die Schultern. »Ach, egal. Mir reicht, was mir geblieben ist. Mein Elternhaus hat man mir gelassen und einen kleinen Garten, von dem ich mich ernähren kann. Was braucht der Mensch mehr? Wenn nur meine Frau noch am Leben wäre… Das ist der einzige Verlust, der mir wirklich zu schaffen macht.«
    »Haben Sie keine Kinder?«
    »Nein.« Mit einem Mal wird er von einem tonlosen Lachen geschüttelt. »Als ich alles verloren hatte, haben die anderen weiter gut Geld verdient, und ich war der Versager. Jetzt, da alle von der Krise gebeutelt sind, habe ich gut lachen, weil ich nichts mehr zu verlieren habe.«
    Da es keine weitere Sitzgelegenheit gibt, bleibe ich unter dem Holzdach stehen, um mich vor der Sonnenglut zu schützen. »Ich bin auf Sie gekommen, weil Sie Sissimopoulos gut gekannt haben sollen.«
    »Ich? Sissimopoulos gut gekannt?« Wieder lacht er auf seine seltsame Weise. »Hätte ich ihn tatsächlich gut gekannt, hätte ich mich vor ihm in Acht genommen. Dann wäre ich jetzt nicht ruiniert.« Das Lachen vergeht ihm jetzt, und mit ernster Miene fährt er fort: »Wissen Sie, dass ich ihm den Rohbau zu seiner Villa hingestellt habe? So haben wir uns kennengelernt. Ab und zu kam er vorbei, um die Fortschritte zu begutachten. Dabei sagte er immer: >Bravo, gute Arbeit!< Damals war ich auf diesen großen Baugrund gestoßen. Es war naheliegend, bei der Central Bank um einen Kredit anzusuchen, da ich direkt mit ihrem Chef zu tun hatte. Und er wurde mir ohne weiteres gewährt. Wie und warum die Sache

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