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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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leicht und sicher feststellen, ob es sich um ein und dieselbe Waffe handelt. Genauso ist es auch bei Schwertern. Die lassen sich auseinanderhalten, weil sie sich in Bauart oder Schärfe unterscheiden. Dementsprechend führt das bei den Opfern zu unterschiedlichen Verletzungen. In unseren Fällen liegen bei allen drei Opfern genau die gleichen Verletzungen vor. Daher handelt es sich nicht nur um dieselbe Waffe, sondern auch um denselben Täter.«
    »Können Sie das etwas genauer erläutern?«, fragt ihn der Polizeipräsident.
    »Wenn jemand einen Schwerthieb ausführt, nimmt er eine ganz bestimmte Körperhaltung ein und erzeugt damit eine spezifische Kraft. Daher ist auch die Art des Hiebs unverwechselbar. Zwei Täter unterscheiden sich in Haltung und Kraft voneinander, so dass auch der Hieb anders aussieht. Doch der war bei allen drei Opfern genau gleich.«
    »Sind Sie sicher?«, fragt ihn der Minister.
    »Die Autopsie und die Laborbefunde weisen das unzweifelhaft nach.« Er wendet sich an Stathakos und sagt ruhig: »Sie haben einfach den Falschen verhaftet, Herr Stathakos.«
    Lähmendes Schweigen macht sich breit. Was keiner hören wollte, hat Stavropoulos nun auf seine trockene Art ausgesprochen.
    »Das heißt, ich muss Bill Okamba auf freien Fuß setzen, sobald ich den offiziellen Obduktionsbericht bekomme«, sagt Anagnostou und vergräbt den Kopf in den Händen.
    »Wir sollten meiner Meinung nach nichts überstürzen«, meint Stathakos. »Eine kleine Haftverlängerung schadet Bill Okamba nicht.«
    »Verfolgen Sie noch eine andere Spur?«, fragt der Minister.
    »Momentan nicht, es spricht aber auch nichts gegen eine zufällige Abfolge ähnlicher Morde. Genauso wenig wie gegen ein Sexualdelikt im letzten Fall.«
    »Herr Stathakos, das hat doch jetzt schon der Gerichtsmediziner deutlich erklärt«, meint der Minister, der sich nur mühsam beherrscht. »Es ist ausgeschlossen, dass sich mehrere afrikanische Schwertkämpfer ausgerechnet in Griechenland versammeln und nach dem Zufallsprinzip Leuten den Kopf abschlagen.«
    »Die Briten hatten jedenfalls keine Bedenken, Okamba zum Täter zu erklären.«
    »Die Briten haben ein Faible für schnelle, anscheinend zielführende Aktionen, aber manchmal geht das nach hinten los«, entgegnet ihm der Polizeipräsident. »So haben sie auch den unschuldigen Brasilianer nach dem Attentat in der Londoner U-Bahn getötet: durch einen vorschnellen >Rettungsschuss<. Ganz zu schweigen von den vielen Toten in Nordirland, die es durch ihr übereiltes Vorgehen gibt.«
    Sieh mal einer an, denke ich mir. Arvanitopoulos reißt das Ruder herum und verurteilt nun ähnlich wie Sotiropoulos die Arbeit der britischen Polizei. Somit rückt er von Stathakos ab und überlässt ihn seinem Schicksal. Doch der lässt sich nicht so leicht unterkriegen.
    »Dann sollte er zu unserer Entlastung wenigstens ein paar Auflagen bekommen«, meint er zum Ermittlungsrichter.
    Es ist offensichtlich, worauf er hinauswill. Setzt ihn der Ermittlungsrichter unter bestimmten Voraussetzungen auf freien Fuß, heißt das, die Verdachtsmomente sind nicht vollkommen ausgeräumt. Und somit wahren wir das Gesicht und vermeiden den Eindruck, alles falsch gemacht zu haben.
    »Welche Art von Auflagen?«, fragt Anagnostou.
    »Ein Ausreiseverbot bis zum Abschluss der Ermittlungen und die Hinterlegung einer Kaution.«
    »Der erste Punkt lässt sich machen, aber der zweite auf keinen Fall«, entgegnet ihm Anagnostou entschieden. »Wir haben es hier weder mit einem Immobilienskandal noch mit einer Bestechungsaffäre zu tun. Hier geht es um Mord. Und gegen eine Person, die unter Mordverdacht steht und in Untersuchungshaft sitzt, werden schwere und nachweisbare Vorwürfe erhoben. Wenn nicht, wird sie bedingungslos freigelassen. Wissen Sie, was Leonidis machen wird? Wenn ich eine Kaution verhänge, wird er uns den Kopf abreißen und um die Ohren hauen. Abgesehen davon würde, wenn ich mich für eine Kaution ausspräche, auch der Staatsanwalt das rundweg ablehnen.«
    Der Minister wendet sich an Gikas: »Ich möchte auch Ihre Meinung hören, Herr Gikas.«
    Der tut so, als müsse er zuerst überlegen. Doch ich bin sicher, dass er seine Stellungnahme schon längst vorbereitet hat, den Ernst der Lage aber noch unterstreichen will. Schließlich sagt er: »Ich fürchte, wir müssen die Terrorvariante fallen lassen, Herr Minister.«
    »Wie kommen Sie zu diesem Schluss?«
    »Erstens nimmt der Mörder einen bestimmten Berufszweig ins Visier: den

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