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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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dann schiefgelaufen ist, werden Sie schon gehört haben. Das brauche ich nicht zu wiederholen. Dann habe ich um einen zweiten Kredit angesucht. Den hat Sissimopoulos mir zwar noch gegeben, aber von vorneherein klargestellt, dass ein dritter nicht in Frage kommt. Und er hat Wort gehalten. Als ich ihn darum bat, hat er das dritte Darlehen nicht nur abgelehnt, sondern die anderen Banken vor mir gewarnt. Und er hat mir alles weggenommen. Bis Bekannte ein gutes Wort für mich eingelegt haben und er mir wenigstens mein Elternhaus noch ließ. Darauf war er auch noch stolz! Ein Jahr später waren wir beide Rentner, er mit einem dicken Portemonnaie und ich ohne einen Cent.«
    Nach einem tiefen Seufzer blickt er mich nachdenklich an. »Sissimopoulos war ein guter Kunde. Er hat nicht herumgefeilscht und immer pünktlich gezahlt. Aber wenn man seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, war er gnadenlos.«
    Ich mustere Varoulkos, wie er mir gegenüber in seinem Sessel sitzt. Dieser Mann hat unmöglich drei Menschen mit einem Schwert enthauptet. Doch die Plakataktion und die Schaltung der Inserate wären ihm zuzutrauen. Wer weiß, vielleicht haben wir es mit einem Gespann aus mindestens zwei Tätern zu tun. Der eine hätte dann die Morde übernommen und der andere die Aktionen gegen die Banken. So ein Vorgehen erscheint mir denkbar.
    »Kann ich einen Blick ins Haus werfen?«
    Er blickt mich ruhig an: »Wieso? Suchen Sie nach dem Schwert?«
    »Danach würde ich wohl kaum in Ihrem Haus suchen.« Er zuckt mit den Achseln. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Meine Begleitung ist überflüssig, es sind nur zwei Zimmer. Mehr als fünf Minuten brauchen Sie dafür nicht.«
    Zusammen mit Vlassopoulos betrete ich das Bauernhaus, das tatsächlich nur aus einem Wohn- und einem Schlafzimmer besteht. Im Wohnraum steht ein Tisch mit dem Gegenstück zu Varoulkos’ Korbsessel aus dem Garten, auf einem Stuhl gegenüber wurde ein Schwarzweißfernseher der Marke Grundig abgestellt. Im Schlafzimmer befinden sich ein Doppelbett und ein Faltschrank aus Nylonstoff mit einem mittigen Reißverschluss. Darin hängen zwei Hosen, ein paar Hemden und eine Jacke. Unterwäsche, Socken und zwei Pullover liegen fein säuberlich auf dem Schrankboden. In der Küche steht eine Herdplatte mit zwei Kochstellen und einem Topf darauf und ein alter Kühlschrank, dessen Motor laut brummt. Fernseher und Kühlschrank muss Varoulkos von einem Altwarenhändler gekauft haben.
    Weder Computer noch Drucker sind zu entdecken. Da Varoulkos keinen Nachwuchs hat, kann er für die Plakate auch nicht den pc eines seiner Kinder verwendet haben.
    Seine Einschätzung erweist sich als richtig: Nach fünf Minuten sind wir fertig. Ich trete hinaus, um mich von ihm zu verabschieden.
    »Vielen Dank für Ihre Mithilfe«, sage ich zu ihm.
    Diesmal blickt er mich neugierig an. »Wonach haben Sie denn gesucht?«, fragt er.
    Ich verrate ja keine Geheimnisse, wenn ich es ihm sage. Die besten Hinweise ergeben sich manchmal ganz spontan.
    »Ich suche jemanden, der mit Plakaten die Bürger zu einem Bankenboykott aufruft. Dafür braucht man Computer und Drucker.«
    Erneut ist sein glucksendes Lachen zu hören. »Sehe ich so aus, als wäre ich damit ausgerüstet? Mir ist es außerdem auch herzlich egal, ob die anderen ihre Schulden zurückzahlen oder nicht. Von mir haben die Banken ohnehin keinen Cent gekriegt.«
    Schlagartig wird er ernst und blafft: »Jetzt reicht’s aber. Und tschüs!«
    »Den Namen Varoulkos kenne ich, mir fällt aber nicht ein, woher«, sagt Vlassopoulos, als wir in den Wagen steigen.
    »Aus deinem Verwandten- oder Bekanntenkreis vielleicht? Oder ein ehemaliger Mitschüler?«
    »Nein, von woanders, aber es kommt mir nicht in den Sinn.« Er kramt noch kurz in seinem Gedächtnis und gibt dann auf. »Es wird mir schon noch einfallen, es liegt mir auf der Zunge.«

30
     
    Wenneinem ständig die Pläne über den Haufen geworfen werden, dann ist das ein Indiz dafür, dass die Dinge eindeutig aus dem Ruder laufen. Gerade als ich Schluss machen und Sissis besuchen will, um etwas Ordnung in das Chaos meiner Gedanken zu bringen, kommt mir Koulas Anruf dazwischen: »Es ist Besuch da, und der Chef möchte Sie dabeihaben.«
    »Wer denn?«
    »Eine unbekannte Größe aus dem Ausland«, entgegnet sie lachend.
    Das sind wenig erfreuliche Aussichten. Ob sie wohl die beiden britischen Polizeibeamten meint? Ich verschiebe meinen Besuch bei Sissis auf später und fahre in die fünfte Etage

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