Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
Bank- und Finanzsektor. Terroristen greifen keinen einzelnen Berufszweig an. Zumindest ist so etwas in der Vergangenheit noch nie vorgekommen. Zweitens sind mir in der Geschichte des Terrorismus auch noch nie Täter untergekommen, die Schwerter benutzen. Terroristen töten mit Schusswaffen oder Bomben. Obwohl sie eine Art Kreuzzug führen, wählen sie ganz andere Waffen als die Kreuzritter. Und drittens liegt uns nach drei Morden immer noch kein Bekennerschreiben vor. Also müssen wir langsam woanders ansetzen.«
    Anstelle einer Antwort wendet sich der Minister nun mir zu: »Was ist Ihre Meinung, Herr Charitos?«
    »Ich glaube, dass die Morde und der öffentliche Aufruf zum Bankenboykott ein und demselben Täter zuzuordnen sind. Und der ist kein Terrorist, sondern jemand, der von den Banken ruiniert wurde und sich dafür rächen will. Meiner Meinung nach wird er auf die eine oder andere Weise wieder zuschlagen: entweder mit einem Mord oder mit einem neuen Aufruf. Wir müssen uns beeilen, denn solange er freie Hand hat, kann er insbesondere in Krisenzeiten großen Schaden anrichten.«
    Der Minister wartet kurz ab, ob noch jemand eine andere Ansicht äußert. Da sich keiner zu Wort meldet, fährt er fort: »Gut, dann verfolgen wir ab sofort diese Hypothese. Sehen wir mal, ob uns das weiterbringt. Sollte in der Zwischenzeit ein Bekennerschreiben auftauchen, können wir immer noch umschwenken.« Nach einer kurzen Pause meint er zu Gikas und mir: »Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, damit wir den Fall abschließen, bevor uns die Banken auf die Füße steigen. Offiziell sagen wir natürlich nicht, dass wir von der Terroroption Abstand nehmen, sondern dass wir alle Möglichkeiten prüfen. Und das tun wir nicht nur, um uns in alle Richtungen abzusichern, sondern auch, um das Ausland zu beruhigen, das in Griechenland immer nur den Terrorismus am Werk sieht.« Dann wendet er sich noch einmal an den Ermittlungsrichter.
    »Wie rechtfertigen Sie die Freilassung des Verdächtigen?«
    »Ich? Gar nicht. Richter geben keine Presseerklärungen ab.«
    Der Minister nimmt den Ball auf und weist den Polizeipräsidenten an: »Heben Sie hervor, dass er unter der Auflage eines Ausreiseverbots auf freien Fuß gesetzt wurde.«
    Der Polizeipräsident sieht ein, dass er die Kastanien aus dem Feuer holen muss, und beschränkt sich auf ein knappes Kopfnicken. Der Minister steht von seinem Stuhl auf und erklärt damit die Besprechung für beendet.
    »Machen Sie einen Schreibtisch für Koula frei. Ab morgen steht sie Ihnen zur Verfügung«, sagt Gikas zu mir, als wir uns am Empfang des Bürgerschutzministeriums trennen.
    Manchmal hat es, wie man sieht, durchaus seine Vorteile, ausgebootet zu werden. Gikas steigt in seinen Wagen und macht sich auf den Weg zum Präsidium, und ich setze mich in den Streifenwagen nach Koropi.

29
     
    Die Fahrt verläuft zunächst problemlos, doch an der Staatlichen Rundfunkanstalt verdichtet sich der Verkehr. Die Lage verschlimmert sich an der Abzweigung nach Messoja, die Wagenkolonnen kriechen in der sengenden Sonne dahin. Jeder will ans Meer, um ins kühle Nass zu springen und alles, was er hat, hineinzuwerfen: Schwimmringe, Luftmatratzen, Schlauchboote etc.
    Ein solches Schlauchboot zuckelt hinter einem bmw Cabrio mit vierzig Stundenkilometern dahin. Vlassopoulos schaltet auf meine Anweisung die Sirene an, doch der Fahrer macht keine Anstalten, uns durchzulassen. Schließlich schafft Vlassopoulos es aber doch und lenkt den Streifenwagen neben das Cabrio.
    »Hören Sie die Sirene nicht?«, ruft er dem Fahrer zu.
    »Wieso? Habt ihr’s eilig zum Strand?«, lautet die freche Gegenfrage.
    »Soll ich seine Personalien aufnehmen?«, fragt mich Vlassopoulos empört.
    »Nein, das hält uns nur auf, wir haben Besseres zu tun.«
    »Uns werden Gehälter, Zulagen und Renten zusammengestrichen, und der kutschiert seelenruhig mit bmw Cabrio und Schlauchboot durch die Gegend«, philosophiert Vlassopoulos.
    »Die glauben, die Kontrolleure der Troika könnten ihnen nichts anhaben und würden bald unverrichteter Dinge wieder abziehen.«
    »Ach was, die werden wir nicht mehr los«, antwortet er so bestimmt, als stünde er in ständigem Kontakt mit der sogenannten Troika, dem Dreigespann, bestehend aus Europäischer Kommission, ezb und iwf.
    »Warum bist du dir da so sicher?«
    »Weil sie uns jetzt zum dritten Mal an die Leine legen, Herr Kommissar. Diesmal aber endgültig. Sehen Sie mal, unser erstes Staatsoberhaupt war Graf

Weitere Kostenlose Bücher