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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Truppe. Und wenn einer umgekommen wäre, hätten ihn die anderen abtransportiert. Nie hätten sie einen toten deutschen Soldaten mit seiner ganzen Ausrüstung den Kämpfern der griechischen Volksbefreiungsarmee überlassen.«
      Immer noch amüsiert er sich über meine Aussage und lacht erneut auf. Doch mir hat er damit die letzte Möglichkeit geraubt, doch noch auf die Spur der Luger-Pistole zu kommen.
      »Hast du den Fall mit den ermordeten Werbeleuten verfolgt?«
      »Ja.«
      »Der Mörder benutzt eine Luger-Pistole Baujahr 1942, und ich zerbreche mir den Kopf, woher er sie haben könnte.«
      »Ja, warum denn? Hier die Antwort: von einem Angehörigen der Sicherheitsbataillone. Die waren die einzigen, die deutsche Waffen besaßen, weil sie von der Wehrmacht ausgerüstet wurden.«
      Ich könnte mich selbst ohrfeigen. Als Sohn eines Unteroffiziers der Gendarmerie hätte ich an die Sicherheitsbataillone denken müssen! Die ganze Zeit suchte ich unter den Feinden der Deutschen, während ich ihre Verbündeten hätte ins Auge fassen sollen.
      »Sind denn noch welche am Leben?«
      Er zuckt die Achseln. »Sie sind genauso alt wie Aris Velouchiotis' Partisanen. Nur, daß sie den Widerstand nicht auf ihre Fahnen schreiben wie die Kämpfer der Griechischen Volksbefreiungsarmee. Sie wurden nach dem Dezemberaufstand ins Heer, in die Polizei und in die Gendarmerie eingegliedert, sind dort untergetaucht und haben ihre Spuren verwischt. Inzwischen ist es unmöglich, sie aufzuspüren.«
      »Ich werde trotzdem suchen, weil ich keine andere Hoffnung habe.«
      »Sag bloß, der Mörder ist ein Angehöriger der Sicherheitsbataillone.«
      »Nein, aber sein Mittäter könnte einer sein. Der hat ihm die Pistole verschafft.« Ich mache eine Pause, weil ich nun auf gefährliches Terrain vorstoßen werde. Kann sein, daß er zusagt, kann aber auch sein, daß er mich zum Teufel schickt, obwohl er Katerina sympathisch findet. »
      Kannst du  mir einen Gefallen tun? Willst du deine Leute fragen, an wen ich mich wenden könnte, um mehr darüber herauszufinden?«
      Er nimmt es mir zwar nicht krumm, zeigt sich aber auch nicht begeistert. »Ich frage mal nach, aber mach dir keine großen Hoffnungen. Ich werde dich wahrscheinlich enttäuschen müssen: Die meisten sind gestorben, und die, die noch am Leben sind, leiden an Altersdemenz oder Alzheimer, Die übrigen werden sagen: Was stöberst du in der Vergangenheit? Ist doch alles vergeben und vergessen. Nun, sollte ich trotzdem jemanden auftreiben, hast du großes Glück gehabt.«
      Beim Abschied trägt er mir Grüße an Katerina auf, und ich versichere ihm, sie werde sich darüber freuen.
      Die Sonne ist in der Zwischenzeit untergegangen, und ich stelle mir vor, wie er nun - zu passenderer Stunde - zu seiner Gartenarbeit zurückkehrt. Ich beschließe, nicht in die Patission-Straße einzubiegen, weil ich den Verkehr zu dieser Tageszeit fürchte. Daher fahre ich auf die Autobahn auf, um von dort die Abfahrt auf die Liossion-Straße und in der Folge auf den Acharnon-Boulevard zu nehmen. Ein fataler Fehler, da die Querstraßen des Acharnon-Boulevards alle verstopft sind. Ich versuche, durch ein paar Gäßchen um den Fernbusbahnhof zu entrinnen, aber damit mache ich es noch schlimmer. Schließlich schaffe ich es, auf der Höhe des Koliatsou-Platzes auf die Patission-Straße zu gelangen.
      Eine geschlagene Stunde brauche ich für den Nachhauseweg. Adriani sitzt mit der Fernbedienung in der Hand vor dem Fernsehgerät. Plötzlich wird mir bewußt, daß es fast einen Monat her ist, daß ich sie zum letzten Mal in dieser Pose gesehen habe, was bedeutet, daß Ruhe und Routine wieder eingekehrt sind. Ich atme erleichtert auf.
      »Was ist denn das für eine Geschichte mit diesem Serienkiller, der Werbeleute umbringt?« fragt Adriani, sobald sie mich ins Wohnzimmer treten sieht.
      »Seinetwegen mußte ich auf Kreta alles stehen und liegen lassen. Wurde das Schreiben vorgelesen?«
      »Ja, gleich nach den Nachrichten ist eine Diskussionsrunde angesagt. Mit Sotiropoulos.«
      »Dann gehen all die Fensterchen auf, jeder sondert seinen Senf ab, und der Mörder lacht sich ins Fäustchen.«
      »Ausgeschlossen, wenn Sotiropoulos moderiert«, erklärt sie kategorisch.
      »Wieso? Macht er vielleicht Sendungen auf BBC-Niveau?«
      »Weil er immer weiß, worauf er hinauswill. Glaub mir, ich habe Erfahrung aus erster Hand.«
      Auf allen griechischen Meeren

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