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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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spurlos verschwunden. Er hat den Diebstahl sofort bei der örtlichen Polizeiwache angezeigt.«
      Demnach ist es ausgeschlossen, daß die Überreste ländlicher Idylle vom Sportjournalisten stammen. »Laß das Motorrad ablichten und die Fotos an die Polizeidienststelle verteilen, vor allem in der Region Attika. Die sollen uns melden, ob die Maschine dort aufgefallen ist.«
      »Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, aber was bezwecken Sie damit?«
      Und ich erkläre ihm, was an der Maschine gefunden wurde. »Vermutlich wohnt der Mittäter irgendwo außerhalb von Athen, und der Mörder besucht ihn.«
      Nachdem ich Dermitsakis fortgewinkt habe, beginne ich Informationen über die Luger-Pistole zu sammeln, die mir vordringlich am Herzen liegt.
     
     

* 36
     
    Bei meinem Eintreffen hat er gerade Gartengeräte zum Umtopfen seiner Pflanzen vor sich ausgebreitet. Er wirft mir einen kurzen Blick zu und setzt dann seine Arbeit fort.
      »Machst du Gartenarbeit?« frage ich, um das Gespräch zu eröffnen.
      »Eigentlich sollte man diese Arbeiten im Sommer entweder am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang erledigen-«
      Ich schaue Sissis dabei zu, mit welcher Sorgfalt er die Erde verteilt, Düngemittel zusetzt und dann mit einem Spray die Pflanzen besprüht. Als er mit dem ersten Blumentopf fertig ist, geht er zum Wasserrohr, um sich die Hände zu waschen.
      »Trinkst du Kaffee um diese Tageszeit?«
      »Deinen trinke ich sogar um Mitternacht.«
      Langsam geht er die Treppe zu seiner kleinen Veranda hoch, und ich folge ihm. Bevor er die Wohnung betritt, um den Kaffee zuzubereiten, wendet er sich nochmals um und blickt mich an. »Deine Tochter ist klasse«, sagt er.
      Ich wollte den Kaffee abwarten, um die Rede auf Katerinas Besuch zu bringen, und bin überrascht, daß er mir zuvorgekommen ist. Normalerweise muß man ihm die Würmer aus der Nase ziehen. Ich entgegne nichts und warte darauf, daß er fortfährt. »Wenn mir morgen jemand den Spruch >Alle Bullen sind gleich< bringt, dann werde ich an deine Tochter denken und sagen: >Gar nicht wahr.<«
      Damit ist für ihn das Kapitel Katerina abgeschlossen, und er geht Kaffee kochen. Ich bleibe mit gemischten Gefühlen auf der kleinen Veranda zurück. Einerseits freut es mich daß er so gut von Katerina und somit auch von unserer Erziehung spricht. Andererseits stört es mich, daß er erst Katerina kennenlernen mußte, um zu begreifen, daß nicht alle Bullen gleich sind. Im Grunde habe ich mich ihm gegenüber immer einwandfrei verhalten. Und während der Junta war es weder einfach noch harmlos, einen Kommunisten gut zu behandeln, selbst wenn mir - als blutigem Anfänger, wie ich zugeben muß - die Gefährlichkeit eines solchen Verhaltens damals nicht bewußt war. Doch dann kommt mir der einzige nette Satz in den Sinn, den er mir je gesagt hat, als ich ihn nach Jahren auf dem Präsidium wiedertraf: »Du bist ein guter Mensch. Schade, daß du Bulle geworden bist.« Und ich lache auf. Also bitte, nach Jahren sagt er mir, ich sei nicht wie die anderen Bullen, und zwar nicht nur, weil ich ein guter Mensch sei, sondern weil ich mein Kind gut erzogen hätte. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung...
      Er kehrt mit seinem silbernen Tablett und den beiden Tassen zurück. Wir setzen uns einander gegenüber, und ich nehme den ersten Schluck. Ich weiß, daß er mich nicht fragen wird, warum ich gekommen bin und was ich von ihm möchte. Er wird abwarten, bis ich den ersten Schritt tue.
      »Ich würde gerne deine Meinung zu einer Sache hören, über die du sicher besser Bescheid weißt als ich«, sage ich nach dem dritten Schluck. »Könnte es sein, daß Veteranen der griechischen Volksbefreiungsarmee deutsche Luger-Pistolen in ihrem Besitz haben?«
      »Woher sollen sie die denn haben?« fragt er verdattert.
      »Von den Deutschen, gegen die sie damals in den Bergen gekämpft haben.«
      Zum ersten Mal sehe ich ihn aus vollem Herzen lachen. »Wer hat dir denn das erzählt?«
      »Ein Waffenexperte aus dem Verteidigungsministerium.«
      »Laß ihn mal schön von mir grüßen und frag ihn, ob er weiß, wie Aris Velouchiotis' Männer die Deutschen bekämpft haben. Sie haben ihnen aufgelauert, ein paar Salven auf sie abgefeuert und haben sich dann abgesetzt, weil sie die Gegend wie ihre Westentasche kannten. Wer wagte es denn, sich ihnen zu nähern? Ganz abgesehen davon, daß die Deutschen nie einzeln unterwegs waren, sondern immer in der

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