Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
für einen Werbeblock und sind gleich wieder bei Ihnen«, kündigt Sotiropoulos an.
»Also, das ist ja ein Ding! Die plazieren einen Werbeblock in einer Sendung über den Mörder, der genau aus diesem Grund tötet?« fragt mich Adriani baff.
»Nicht auszuschließen, daß es vielen recht wäre, wenn die Morde weitergingen«, meine ich, während ich zum Telefon laufe, um Gikas anzurufen.
»Wie ich sehe, verfolgen Sie dieselbe Sendung wie ich«, bemerkt er, sobald er meine Stimme erkennt. »Wann müssen wir mit dem nächsten Opfer rechnen?«
»In zwei bis drei Tagen spätestens. Er sieht jetzt die Sendung und reibt sich die Hände, weil sie auf sein Spiel eingehen und ihn provozieren. Hoffen wir nur, daß er in seinem Furor einen Fehler macht.«
»Die haben ihr Schicksal verdient, wenn sie glauben, daß sie mit ihren Security-Leuten sicher sind.«
»Ja, aber was sucht der Minister in der Sendung?«
»Erinnern Sie sich an meine Worte? Der Mann hat kein Format. Die Drohung, daß er Stimmen verlieren könnte, hat ihm Angst eingejagt.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir gucken Werbung«, seufzt er ergeben und legt auf. Eine Viertelstunde später läuft immer noch Werbung. Da verliere ich die Geduld und lege mich schlafen.
* 37
Sobald ich morgens im Büro ankomme, schicke ich Dermitsakis in Jannakakis Wohnung, damit er herausfindet, ob die Journalistin in den letzten Tagen sich irgendwie auffällig geäußert hat oder sich verfolgt fühlte. Doch ich bin mir sicher, daß nichts Neues dabei herauskommen wird, denn mittlerweile habe ich die Vorgehensweise des Mörders durchschaut. Er wußte, daß Ifantidis und Koutsouvelos schwul waren, daher spielte er bei ihnen den Verehrer. Die freuten sich über den Glückstreffer und sehen nun die Radieschen von unten. An die Jannakaki wagte er sich jedoch nicht auf dieselbe Weise heran, weil sie ihn wohl zum Teufel geschickt und er sein Gesicht verloren hätte. Deshalb zog er es vor, sie am hellichten Tage in der Messojion-Straße zu töten. Seit jedoch das Motiv für seine Taten ans Licht gekommen ist, hat die Hinrichtungszeremonie mit der Kugel mitten in die Stirn ihren Wert als Markenzeichen verloren. Andererseits war die Jannakaki nicht die einzige, die Werbung in ihre Sendung schmuggelte. Wieso sollte er also ausgerechnet sie töten? Einerseits könnte er sie ausgewählt haben, weil sie eine Berühmtheit im Äther war und ihr Tod Aufsehen garantierte. Andererseits könnte er sie aufgrund einer persönlichen Beziehung ausgewählt haben. Aber woher sollte er sie kennen? Aus dem Familien- oder Bekanntenkreis? So gut wie unmöglich. Oder hat er vielleicht beim Sender gearbeitet und sie dort kennengelernt? Das wäre zumindest denkbar. Ich fühle mich wie ein Perlentaucher, der auf dem Meeresgrund unterwegs ist, doch vermutlich fische ich nur einen alten Schuh heraus. Doch einen Versuch ist es wert, selbst wenn die Chancen eins zu hundert stehen.
Koula steht in Gikas' Büro und reicht ihm Papiere zur Unterschrift. »Setzen Sie sich, ich bin in einer Minute fertig«, ruft er mir zu.
Aus der Minute werden zehn, da er sich von Koula jedes Papier, das sie ihm vorlegt, ausführlich erläutern läßt. »Ich hoffe nur, Ihre Neuigkeiten sind erfreulicher als die ganzen Heimsuchungen der letzten Tage«, meint er, als er mit den Unterschriften fertig ist.
»Im Prinzip hat sich nichts Neues ergeben. Doch es besteht die Möglichkeit, daß die Luger noch von woandersher stammen könnte.«
»Und woher?« fragt er neugierig.
»Von einem Angehörigen der Sicherheitsbataillone, die ja von den Deutschen ausgerüstet wurden. Meine Nachforschungen haben ergeben, daß die Kämpfer der griechischen Volksbefreiungsarmee an Deutsche nicht herangekommen sind. Sie haben zugeschlagen und sich dann abgesetzt. Daher ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß sie ihnen Ausrüstungsgegenstände, wie etwa Luger-Pistolen, abgenommen hätten.«
Er macht ein langes Gesicht und schüttelt verzweifelt den Kopf. »Ist Ihnen klar, was für Widersprüche in dieser Frage herrschen? So kommen wir unmöglich auf einen grünen Zweig.«
»Wieso?«
»Weil es die Schlacht von Meligalas gibt, in der Aris' Partisanen die Angehörigen der Sicherheitsbataillone bis auf den letzten Mann niedergemacht haben. Wer sagt denn, daß sie dort keine Waffen an sich genommen haben? Und wer sagt uns, daß sie diese nach der Vereinbarung von Varkisa
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