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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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läßt die Windstärke nach Sonnenuntergang nach. In unserem Haushalt hingegen steigen die Beaufort, je dunkler es draußen wird.
      »Nur weil er ein Interview mit dir gemacht hat, willst du Sotiropoulos besser kennen als ich? Der mir seit zehn Jahren auf der Pelle hockt und mit der Miene eines Robespierre seine Fragen stellt?« sage ich beleidigt und gleichzeitig stinkwütend.
      »Du kannst ihn nicht richtig einschätzen, weil du voreingenommen bist«, entgegnet sie mir ungerührt.
      »Wer behauptet das?«
      »Er selbst. Nach dem Interview hat er mir gesagt: >Frau Charitou, mit Ihnen bin ich wunderbar zurechtgekommen. Wenn ich mich mit Ihrem Mann nur auch so gut verständigen könnte! Aber er ist mir gegenüber leider voreingenommen<.«
      »Normalerweise haben die Journalisten der Polizei gegenüber ein Vorurteil. Selbst darin soll er eine Ausnahme sein?«
      »Na bitte, da siehst du selbst, wie voreingenommen du bist.«
      Bevor ich aus der Haut fahren kann, bringt sie das Gespräch aufs Abendessen. »Wollen wir jetzt essen, damit wir die Sendung nicht verpassen?«
      Mir hat ihre Kochkunst so sehr gefehlt, daß dieser Vorschlag wie ein Beruhigungsmittel auf mich wirkt. Mit den Sardinen aus dem Ofen und dem gelben Erbsenpüree mit feingehackten Zwiebeln schlucke ich auch meinen Zorn hinunter, und so kann ich Sotiropoulos' Sendung folgen, ohne mich allzusehr aufzuregen.
      Zu den geladenen Gästen zählen Thanos Petrakis, der Geschäftsführer der ad-Hellas, mit der Stelios Ifantidis zusammenarbeitete, ein weiblicher Fernsehstar, ein Universitätsprofessor und Fachmann für Medien sowie zwei Politiker: unser Minister und ein Oppositionspolitiker. Ihre Argumente habe ich heute morgen schon seitens des Griechischen Werbefachverbandes und vom Präsidenten des Griechischen Industriellenbundes gehört: Der Mörder sei ein Verrückter, der auf die Einstellung der Werbesendungen abziele, um die Massenmedien in die Knie zu zwingen. Doch die gesamte Branche habe einmütig beschlossen, sich den erpresserischen Forderungen nicht zu beugen. Der Minister verbreitet Optimismus und erklärt, der Mörder werde innerhalb der nächsten Tage festgenommen sein. Woher schöpft er nur diese Zuversicht, da doch die Ermittlungen nicht vom Fleck kommen? Vermutlich aus der Drohung des Industriellenvertreters, daß seine Partei Stimmen verlieren könnte. Der Oppositionspolitiker wirft der Regierung und der Polizei Saumseligkeit vor, während das Starlet den Redner unterbricht, um seine Entrüstung kundzutun.
      »Vergessen Sie nicht, daß auch Schauspieler Werbespots drehen. Also schweben wir in derselben Gefahr. Ich jedenfalls habe, für alle Fälle, die letzten Tage bei Freunden über nachtet.«
      »Ja, aber Chara Jannakaki wurde in ihrem Wagen getötet Also dürften Sie gar nicht in der Öffentlichkeit unterwegs sein«, bemerkt der Professor und handelt sich damit einen wütenden Blick ein.
      Der interessanteste Gesprächsteilnehmer in Sotiropoulos' Runde ist ein TV-Werbemodel. Es handelt sich um einen jener Traummänner, dessen Anblick jede junge Frau sofort dazu bringt, alles von ihm Beworbene zu begehren: von Handys über Deos bis hin zu Möbeln und Autos.
      »Ich habe jedenfalls beschlossen, mich bis zum Ende dieser Geschichte mit Werbung zurückzuhalten«, sagt er zu Sotiropoulos.
      »Heißt das, der Fall hat Ihnen Angst eingejagt?«
      »Wem drei Tote keinen Schrecken einjagen, ist entweder ein Mafioso oder ein Idiot, Herr Sotiropoulos. Okay, ich verdiene gutes Geld in der Werbebranche, keine Frage, aber ich will nicht mit einer Kugel mitten in der Stirn enden.«
      »Herr Meidanis, würden Sie weitermachen, wenn Ihnen die Werbefirma oder der Sender eine Lebensversicherung böten?«
      Kann sein, daß mich Sotiropoulos auf die Palme treibt, aber es gibt Momente, wo ich den Hut vor ihm ziehe. Daran hat kein einziger der höheren Chargen heute morgen im Büro des Ministers gedacht.
      »Wissen Sie, was die Versicherungsgesellschaften verlangen, wenn es darum geht, Hochrisikoversicherungen abzuschließen?« mischt sich Petrakis ein.
      »Mir ist wichtig, am Leben zu bleiben, und nicht, Geld zu hinterlassen«, entgegnet der Schönling Sotiropoulos zynisch. »Ich bin geschieden, kinderlos, meine Mutter ist gestorben, und was meinen Vater betrifft, so hat er uns sitzenlassen, als ich acht Jahre alt war. Wem sollte ich da mein Vermögen hinterlassen?«
      »Bleiben Sie dran. Wir unterbrechen

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