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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Meinung, Fred?« wendet sich Gikas an Parker, der sich bislang dem Russen gegenüber zurückgehalten hat.
      »Da wir zur Stunde ihre Identität nicht kennen, können wir keine Wahrscheinlichkeit ausschließen. Alles ist im Bereich des Möglichen. Auch wenn die Annahme, daß es Tschetschenen sein könnten, weit hergeholt, far fetched, erscheint, so ist die Annahme, daß es sich um Islamisten oder Palästinenser handeln könnte, genauso unwahrscheinlich.«
      Schaljapins Miene hellt sich auf, als er Parkers Worte hört. »Wir jedenfalls sind bereit, Hilfestellung zu bieten und Ihnen einen modus operandi aufzuzeigen.«
      Da haben wir's, sage ich mir. Den modus operandi haben wir im Musical-Theater in Moskau und in Beslan gesehen. Ihr stürmt auf gut Glück hinein, egal wie hoch der Blutzoll auch wird, bis sich das Sprichwort bewahrheitet: »Wozu braucht man Feinde, wenn man solche Freunde hat?«
      Gikas scheint denselben Gedanken zu haben, denn er meint höflich, aber unbestimmt zu Schaljapin: »Wir danken für Ihr Angebot, Herr Schaljapin. Aber wir haben uns entschlossen, noch einige Tage abzuwarten, ob sich eventuell ein entscheidender Hinweis ergibt. Dann können wir erneut darüber reden.«
      Und prompt erhebt er sich, um das Ende der Sitzung anzudeuten. Parker und Schaljapin folgen ihm, und alle drei treten gemeinsam aus dem Konferenzraum. Bleiben nur die beiden Busenfreunde, Stathakos und ich, zurück.
      »Sieh dir das an«, meint Stathakos und deutet auf die El Greco, die auf dem Monitor zu sehen ist. »Gestern haben sie Medikamente und Kindernahrung angefordert. Sobald wir sie übergeben hatten, lichteten sie die Anker, und wir stehen im Regen. Sie verhalten sich wie mein Sohn, der sich nur an mich erinnert, wenn ihm das Geld ausgeht.«
      »Und du gibst ihm jedesmal etwas?«
      »Ich gebe ihm was aus demselben Grund, aus dem wir die Medikamente und Nahrungsmittel an Bord gebracht haben: weil ich Schlimmeres verhüten möchte.«
      Das ist vielleicht das erste Mal, daß er mir seine menschliche Seite offenbart, und da mich die Tragik meiner eigenen Situation anfällig für Melodramatisches gemacht hat, überkommt mich der Wunsch, ihn zu umarmen und zu küssen. Glücklicherweise hält Gikas, der in diesem Moment zurückkehrt, mich davon ab.
      »Auf ein Wort«, sagt er und nimmt mich beiseite. »Es tut mir leid, Kostas, aber Sie müssen sofort nach Athen zurück.«
      Mir ist, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Natürlich hatte ich irgendwann damit gerechnet, doch nicht so schnell. »Warum so plötzlich?« frage ich und ringe nach Fassung.
      »Zunächst einmal, weil der Minister nicht möchte, daß Sie hier sind. >Ich habe für das Leid des Kommissars Verständnis, aber sein Platz ist an seiner Dienststelle<, sagte er zu mir. >Wenn er auf Kreta bleiben will, dann geben Sie ihm frei, damit er mit den anderen Angehörigen zusammen warten kann, aber nicht hier im Einsatzzentrum.<« Ich hätte es an dem Blick merken müssen, den er mir gestern abend zugeworfen hat. »Ich könnte es noch ein paar Tage hinauszögern«, fährt Gikas fort, »aber leider haben wir einen Mord in Athen. Gerade eben wurde ich benachrichtigt.«
      »Was für einen Mord?«
      »Ein Werbestar ist ermordet aufgefunden worden.«
      »Ich kenne Filmstars, ich kenne Fernsehstars... Seit wann haben wir auch Werbestars?«
      Er blickt mich an und seufzt tief auf. »Manchmal kommt es mir vor, als lebten wir in verschiedenen Welten«, meint er um mich anschließend wie einen Sonderschüler zu belehren: »Einen Filmstar sieht man in einem, vielleicht zwei Filmen pro Jahr. Einen Fernsehstar sieht man einmal pro Woche in einer Serie oder auch einmal pro Tag in der täglichen Soap. Einen Werbestar sieht man tagtäglich in allen Programmen, auf allen Kanälen, vor den Sendungen, nach den Sendungen und zwischendurch. Wer ist also der größere Star? Und unser Opfer war zudem noch besonders bekannt.« Er hält inne und spielt mir den Werbespot vor: »Wer bietet die niedrigste Grundgebühr und die preisgünstigste sms? Und wer läßt Sie vier Stunden umsonst telefonieren? Na, haben Sie's?«
      Jetzt, wo er ihn - und sei es auch noch so ungeschickt -nachahmt, taucht der Werbespot in meiner Erinnerung auf. »Wo wurde er umgebracht?«
      »Seltsamerweise im Olympischen Sportkomplex Faliro.«
      Ich bin wegen der angeordneten Abreise am Boden zerstört, aber ich kann nichts daran ändern. Gikas merkt

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