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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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verödet.
      »Vlassopoulos, wo ist Dermitsakis?« frage ich, da mir plötzlich einfällt, daß ich auch noch einen zweiten Assistenten habe.
      »Der wurde abkommandiert, Herr Kommissar. Man hat ihn vorläufig zu einer Einheit versetzt, die im Hafen von Piräus stationiert ist. Wegen der Geiselnahme werden die Fähren und ihre Passagiere jetzt schärfer kontrolliert.«
      Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als mit nur einem Gehilfen und nur einem Viertel meiner Geisteskraft einen Mörder zu jagen. Die übrigen drei Viertel bleiben auf das Drama meiner Tochter und Fanis' gerichtet, während beinahe die gesamten Polizeikräfte Athens der Abteilung für Terrorismusbekämpfung und Stathakos zur Verfügung stehen. Dem Familienvater gibt dies Sicherheit, den Bullen bringt es in Rage.
      Als ich die Sirene des nahenden Krankenwagens höre, trete ich zum Eingang. Dahinter folgt der Dienstwagen der Spurensicherung. Die hinteren Türen des Krankenwagens öffnen sich, und die Sanitäter klettern mit der Trage heraus, während vom Beifahrersitz Stavropoulos, der Gerichtsmediziner, aussteigt. Er kommt schnurstracks auf mich zu, und bevor ich ihn begrüßen kann, packt er meine Hand und drückt sie.
      »Nur Mut«, sagt er. »Hoffen wir, daß alles gutgeht.«
      Diesmal bringe ich mein Erstaunen gar nicht mehr zum Ausdruck, sondern beuge mich einfach meinem Schicksal. »Woher wissen Sie?«
      »Kommen Sie, kann man solche Dinge geheimhalten?«
      Mir fällt die Ähnlichkeit der Reaktion von Vlassopoulos und Stavropoulos auf, die mir mehr oder weniger sagt, daß es innerhalb einer Familie keine Geheimnisse gibt. Ich könnte Stathakos verfluchen, aber warum eigentlich Stathakos und nicht Gikas, oder warum eigentlich Gikas und nicht den Minister? Doch da in den letzten Jahren, sozusagen als Verwandte zweiten Grades, auch die Fernsehreporter in die Familie aufgenommen wurden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Nachricht von einem der Sender aufgenommen wird.
      Nun erwarte ich denselben mitleidigen Gesichtsausdruck auch bei Dimitriou, dem Leiter der Spurensicherungstruppe, doch der kommt mit einem Lächeln auf mich zu und bleibt neben mir stehen.
      »Womit fangen wir an?« fragt er, und ich atme erleichtert auf.
      Ich führe Stavropoulos und Dimitriou zum Fundort der Leiche. Dimitriou macht sich gleich an die Untersuchung der Umgebung, während Stavropoulos einen Augenblick stehenbleibt und den Toten betrachtet, dann beugt er sich zu seiner Arzttasche hinunter.
      »Nach einer ersten Einschätzung muß der Tod vor zwölf bis fünfzehn Stunden eingetreten sein. Nach der Autopsie kann ich mehr sagen.«
      Ich blicke auf die Uhr. Es ist sechs, folglich muß er zwischen drei und sechs Uhr morgens getötet worden sein. Nun hat Stavropoulos seine Aufmerksamkeit dem Einschußloch zugewendet. Nachdem er es ausführlich betrachtet hat, zieht er ein Lineal hervor, um es abzumessen.
      »Man hat ihn aus nächster Nähe getötet«, bemerkt er. »Die Form des Gewehrlaufs ist gut zu erkennen sowie auch die ausgefransten Hautränder um die Schußwunde.« Er hält inne, um das Einschußloch weiter zu untersuchen, dann hebt er den Kopf. »Ist die Kugel gefunden worden?«
      »Nein, ist auch nicht wahrscheinlich. Er wurde nicht hier umgebracht.« Er blickt mich neugierig an. »Heben Sie mal den Kopf an, dann verstehen Sie.«
      Er folgt meinem Rat und erblickt die Blutkruste am Schädel einerseits und den blitzsauberen Zementboden andererseits. »Keine Blutspuren.«
      »Genau. Können Sie mir sagen, welche Tatwaffe verwendet wurde?«
      Er sieht mich baff an. »Wann? Jetzt gleich? Ich habe doch keine seherischen Fähigkeiten. Jedenfalls sieht es auf den ersten Blick so aus, als wäre eine 9-mm-Patrone verwendet worden. Dann wird es nicht schwer sein, die Waffe zu identifizieren.« Er erhebt sich. »Man kann ihn abtransportieren. Genauere Angaben bekommen Sie bis morgen mittag.«
      Alles ist gesagt, und ich trete auf die Esplanade oder auf das, was von ihr übrig ist. Ich sehe, daß der zweite Streifenwagen neben dem ersten geparkt hat. Die beiden Polizeibeamten lehnen rauchend an der Motorhaube. Ich lasse Dimi-triou und sein Team ihre Arbeit verrichten und gehe auf die beiden zu.
      »Hattet ihr gestern abend Dienst?« frage ich die beiden Neuankömmlinge, und beide nicken. »Ist euch irgend etwas aufgefallen, als ihr eure Runde gedreht habt?«
      »Überhaupt nichts. Alles war so wie jede

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