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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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vorhanden.«
      »Ich frage mich, wo er die Waffe herhat.«
      Vlassopoulos hebt die Schultern. »Wenn es eine M 1911 ist, dann ist die Sache einfach: Das Militär hat sie im Bürgerkrieg verwendet.«
      »Und wenn es eine Luger ist?«
      »Hm, vielleicht hat sein Großvater sie einem deutschen Offizier abgenommen. Kann sein, daß er sie in einem der ehemaligen Ostblockländer gekauft hat, dort steht doch alles zum Verkauf. Was ich mich frage, ist: Warum sollte er sie überhaupt kaufen? Eine Antiquität, um einen Schwulen umzulegen?«
      »Vielleicht handelt es sich um einen Serienkiller, der sich zum Ziel gesetzt hat, Griechenland von Schwulen zu säubern. Die Pistole dient dann als eine Art Markenzeichen.«
      Er pfeift anerkennend. »Da haben wir es ja weit gebracht! Auf der einen Seite Terroristen, auf der anderen Serienkiller!«
      »Immer mit der Ruhe. Es ist nur eine Theorie, die sich als falsch erweisen kann. Hast du Ifantidis' Kommilitonen benachrichtigt?«
      »Ja. Morgen um halb zehn.« Er geht zur Tür, hält jedoch inne. »Ich muß gestehen, Dermitsakis fehlt mir.«
      »Meine Tochter fehlt mir auch«, entgegne ich trocken.
      »Stimmt, tut mir leid«, sagt er betreten, als hätte er den größten Fauxpas seines Lebens begangen.
      Meine Tochter und Fanis gehen mir keine Minute aus dem Kopf. Doch wenn ich es, wie jetzt, laut ausspreche, wird es mir erst so richtig bewußt. Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, daß es fast halb acht ist. Ich beschließe, alles stehen- und liegenzulassen und nach Hause zu fahren.
      Als ich in die Spyrou-Merkouri-Straße einbiege, erinnere ich mich daran, daß ich seit gestern abend keinen Bissen zu mir genommen habe. Ich wähle das erstbeste Grillrestaurant und hole mir zwei Souflaki, das eine mit Gyros vom Schwein, das andere mit Bulette. Mit fünf Minuten Verspätung komme ich zu Hause an - die Acht-Uhr-Nachrichten haben schon begonnen. Sofort schalte ich den Fernseher an, um von der Küche aus wenigstens akustisch alles mitzukriegen, während ich meine Souflaki auspacke.
      Ich habe sie gerade auf einem Teller mit Serviette angerichtet und bin für die ideale Kombination von Hingucken und Essen gerüstet, als ich den Moderator sagen höre: »Was ist dran an diesem Gerücht, Jannis, daß sich unter den Geiseln der El Greco ein Angehöriger eines höheren Polizeioffiziers befindet?«
      »Es stimmt, Andreas. Diese Information wurde von zahlreichen freigelassenen Passagieren bestätigt.«
      Der Teller gleitet mir aus der Hand und zerschellt, während die Souflaki auf dem Mosaikfußboden der Küche landen. Ich eile ins Wohnzimmer, doch bei meiner Ankunft ist der Korrespondent schon beim nächsten Thema und informiert den Moderator darüber, daß die Polizei unmittelbar nach der Freilassung der Geiseln mit einer Forderung der Terroristen rechnet.
      Ich sitze auf glühenden Kohlen und warte ungeduldig die Interviews mit den freigelassenen Geiseln ab. Der Reporter vermeidet die Frage, ob unter den Geiseln auch die Tochter eines Polizeibeamten sei. Doch das beruhigt mich überhaupt nicht, und ich beginne zwecks Gegenprüfung mit dem Zapping. Nur in der letzten Nachrichtensendung stoße ich auf eine Fünfundzwanzigjährige, die ganz im Stil einer Kriegsberichterstatterin mit ärmelloser Weste, weiten Hosen und Sportschuhen ausgestattet gerade eine Fünfzigjährige befragt.
      »Schwer zu sagen«, entgegnet die Fünfzigjährige. »Unter den Festgehaltenen sind auch junge Frauen. Keine Ahnung, ob jetzt eine davon die Tochter eines Polizeibeamten ist.«
      Ihre Antwort beruhigt mich etwas, und da die Moderatorin zu den Auslandsmeldungen übergeht, schalte ich den Fernseher aus und rufe Gikas an.
      »Von wem ist denn die Meldung über meine Tochter in Umlauf gebracht worden?« frage ich, bevor ich ihm überhaupt guten Abend wünsche.
      »Von den freigelassenen Geiseln. Es scheint, daß Ihre Tochter mit der Tatsache, daß ihr Vater Polizist ist, nicht hinter dem Berg gehalten hat.«
      Im Geiste lasse ich eine Schimpfkanonade auf sie los und fahre fort: »Was genau wissen die Journalisten?«
      »Alles. Sie haben von Katerina erfahren, dann haben sie sich erinnert, daß Sie hier waren. Einige haben Ihre Frau kennengelernt. So haben sie eins und eins zusammengezählt.« Er pausiert kurz, dann fügt er hinzu: »Ich versuche sie mit Zähnen und Klauen daran zu hindern, nicht auf Sendung damit zu gehen, aber ich weiß nicht, wie lange ich sie

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