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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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gut wir ihn kannten...«, wiederholt eine Dunkelhaarige nachdenklich, die Flip-Flops, Jeans und ein T-Shirt trägt, auf dem fuck the artists steht. Als sie fortfahren will, unterbricht Vlassopoulos.
      »Vor- und Nachname«, ruft er ihr in Erinnerung.
      »Glykeria Papapetrou. Schauen Sie, wir sind eine kleine Klasse, und jeder kennt jeden. Nun, kennen ist vielleicht zuviel gesagt. Wir wissen voneinander, was man eben auf dem Weg von der Hochschule bis zur gegenüberliegenden Cafeteria so erfahren kann.«
      »Und worüber habt ihr unterwegs gesprochen?«
      Sie zuckt mit den Achseln. »Über den Unterricht... die Hausarbeiten... den Schultratsch... Welche Filme wir gesehen haben und welche uns gefallen haben...«
      »Und außerhalb der Schule?«
      »Vor der Abgabe von Hausarbeiten oder vor den Prüfungen haben wir uns häufiger getroffen, in der übrigen Zeit haben wir uns nur zwischen Hochschule und Cafeteria gesehen, und im Sommer haben wir uns ganz aus den Augen verloren
      Ich habe zwei aufeinanderfolgende schlaflose Nächte hinter mir, und meine Nerven liegen blank. »Genug von diesem >Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gewußt      Sie blicken mich an, und ihr Mienenspiel variiert: Die einen sind betreten, die anderen verdattert, die dritten abgestoßen. Schließlich bricht eine Rothaarige mit einem einzelnen Ohrklunker das verlegene Schweigen.
      »Wir wollen nichts vor Ihnen verbergen, Herr Kommissar«, meint sie. »Stelios hat eben immer einen Sicherheitsabstand gewahrt. Fragen Sie Aleka, sie ist die einzige, die mehr mit ihm zu tun hatte und etwas darüber hinaus wissen könnte.«
      Neun Augenpaare richten sich auf eine kleingewachsene, dickliche junge Frau mit runden Brillengläsern, die eher einer Beamtin aus der Stadtverwaltung gleicht als einer Kunststudentin. Sie gibt Alexandra Lambridou als ihren Namen an.
      »Es stimmt, was die anderen sagen«, sagt sie dann. »Stelios wirkte auf den ersten Blick allen gegenüber offen und freundlich, doch wenn man ihm näherkam, hat er die Rollläden runtergelassen.« Sie hält einen Moment inne, denkt nochmals darüber nach und korrigiert sich: »Aber es war nicht immer so.«
      »Helfen Sie mir weiter: Wann war es so und wann nicht?«
      »Im Unterricht und bei den Übungen war es nicht so. Dort hat er jedem bereitwillig geholfen. Und, nebenbei bemerkt, hatte er das gar nicht nötig, er hätte sich etwas darauf einbilden können, der Beste zu sein.«
      »Wer hat ihn zum Besten gekürt? Also, da bin ich anderer Meinung«, greift der Typ mit den abstehenden Haaren ein. Und dann beugt er sich nach vorne und sagt ironisch ins Aufnahmegerät: »Lambis Kalafatis.«
      »Komm schon, Lambis, laß die Spielchen«, protestiert die Dunkelhaarige mit dem fuck-the-artists-Leibchen. »Wir alle haben ihn als den Besten anerkannt. Nur du konntest das nicht ertragen.«
      »Können wir weitermachen?« sage ich zu Aleka, um das Hickhack zu beenden. »Du hast gesagt, er war offen, wenn es um den Unterricht ging.«
      »Richtig, aber sobald der Kontakt über den Unterricht hinausging und man persönlich wurde, hat er den Mund nicht mehr aufgemacht.«
      »Doch mit dir hat er eine gute Beziehung gehabt, wie man hört.«
      »Ja, die anderen konnten sich das nicht erklären, aber ich wußte, warum.«
      »Also, warum?«
      »Weil ich mit ihm über meine Probleme sprach. Wenn man sich ihm öffnete, diskutierte er das Problem des anderen und sagte seine Meinung. Aber über seine eigenen Angelegenheiten hat er kein Wort verlauten lassen, nur über seine Mutter und seine Schwester hat er gesprochen.«
      Das ist das einzig Interessante, das bislang zutage getreten ist, und ich hake sofort nach. »Was hat er über seine Mutter und Schwester erzählt?«
      »Über seine Mutter hat er gesagt, daß sie von seinem Vater getrennt lebe und es schwer habe. Ihn quälten Schuldgefühle, weil er zum Studieren fortgegangen war und sie allein zurückgelassen hatte. Als er in der Werbebranche Arbeit fand, war er überglücklich, weil er seine Mutter und

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