Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Mann herbei, dessen Hände auf den Rücken gefesselt sind und dessen Augen eine Binde tragen.
»Dimos, haben Sie denselben Verdacht wie ich?« fragt der Moderator mit zitternder Stimme.
»Leider ja, es sieht nach einer Geiselerschießung aus« entgegnet der Korrespondent.
Sie lehnen den Blonden an das Geländer der Reling, und einer der schwarzgekleideten Sensenmänner stellt sich hinter ihn. Dann ist ein dumpfer Knall zu hören, und der Körper des Blonden kippt langsam vornüber ins Wasser.
»Um Himmels willen!« höre ich Koula rufen, aber ich messe dem keine Bedeutung bei. Ich laufe zum Telefon und rufe Vlassopoulos an.
»Bist du fertig?« frage ich.
»Ich bin fertig und habe auch die Adresse von Ifantidis' Vater herausgefunden.«
»Geht mir am Arsch vorbei. Ifantidis' Mörder kann warten. Ich fahre zu mir nach Hause. Gerade haben die Terroristen die erste Geisel erschossen.«
Seine Reaktion warte ich nicht ab. Ich trete aus Gikas' Büro und laufe im Eilschritt die Treppe hinunter. Wenn ich könnte, würde ich einen Helikopter anfordern, um so schnell wie möglich auf der Dachterrasse meines Wohnhauses zu landen.
* 17
»Hört gut zu, was wir euch zu sagen haben, ihr publicitygeilen Politiker, ihr Kaffee trinkenden Sofapupser, ihr Geldsäcke, die ihr nur eure Euroscheine zählen könnt. Wir griechischen Freiwilligen haben an der Seite der serbischen Bosnier, unserer christlichen Brüder, gegen die islamische Barbarei und für die Freiheit und den orthodoxen Glauben gekämpft, als unsere von der nato gekauften Politiker dem Bombardement Serbiens tatenlos zugesehen bzw. die griechischen Grenzen denjenigen geöffnet haben, welche die serbische Zivilbevölkerung, unsere christlichen Brüder, getötet haben. Und nun wollt ihr uns an das von den Amerikanern und der nato kontrollierte Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausliefern. Das werden wir nicht zulassen! Die Passagiere und die Besatzung der El Greco sind in unserer Hand, und wir werden sie erst freilassen, wenn unsere Forderungen erfüllt sind.
Wir verlangen
1) die Einstellung der abgekarteten Ermittlungen der griechischen Behörden über unsere Teilnahme an dem Kampf um Srebrenica, die unsere Auslieferung an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zum Ziel haben; des weiteren die offizielle Feststellung seitens der griechischen Regierung, daß es kein Massaker in Srebrenica gegeben hat. Diese Lügenmärchen sind von den Amerikanern und ihren europäischen Stiefelleckern in Umlauf gesetzt worden. In Srebrenica ging es um die rechtmäßige Verteidigung der orthodoxen Christen gegen die moslemischen Schlächter. Wir Freiwilligen haben der griechischen Flagge, die wir in Srebrenica gehißt haben, alle Ehre gemacht.
Wir verlangen
2) die Veröffentlichung der Position des Erzbistums Athen zum Gerichtsverfahren in Den Haag und zu Srebrenica, die in der Akte >Türkei - usa - Griechenland. Entwicklungen und Perspektiven< dargelegt ist, damit alle Griechen erfahren, daß die Orthodoxe Kirche Griechenlands auf unserer Seite steht, während die griechischen Politiker es vorgezogen haben, zum Fußabtreter und Laufburschen der Europäischen Union zu werden.
Wir verlangen
3) den offiziellen Aufruf seitens der Regierung, die griechischen Passagiere der El Greco mögen den Text, den wir Ihnen zugeschickt haben, unterzeichnen. Wer unterschrieben hat, wird sofort freigelassen und kann nach Hause gehen. Wir haben bereits bewiesen, daß wir orthodoxe und gute Christen sind, indem wir die Alten und Kranken freigelassen haben.
Das sollte jedoch nicht als Schwäche ausgelegt werden. Wir erklären ausdrücklich, daß wir keinesfalls bluffen und entschlossen sind, bis zum äußersten zu gehen, jeden Tag werden wir eine weitere Geisel erschießen, bis unsere Forderungen erfüllt sind. Heute haben wir als Warnung die erste Geisel getötet: einen Albaner. Denn den Albanern war die nato im Kosovo durch das Bombardement unserer serbischen christlichen Brüder zu Hilfe geeilt. Nun hängt es von Ihnen ab, ob noch weitere Opfer folgen werden.
>phönix<, Organisation griechischer Freiwilliger für das serbische Bosnien.«
Zum vierten Mal höre ich nun schon eine rauhe, pathetische Männerstimme den Text über das Bordfunkgerät vortragen, während der Sender den Text, als Hilfestellung für die Zuschauer, gleichzeitig über die rechte Bildschirmseite laufen läßt. Genau dort folgt auch die
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