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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Erklärung, die nach der Bedingung der Organisation Griechischer Freiwilliger für das serbische Bosnien von den Geiseln mit Billigung der Regierung unterzeichnet werden soll:
      »Wir, die Passagiere und die Besatzung des Fährschiffs El Greco, erklären, daß wir die griechischen Freiwilligen vorbehaltlos unterstützen, die in Bosnien an der Seite unserer serbischen Brüder gekämpft haben. Wir verurteilen die scheinheilige Doppelmoral der Amerikaner und der nato, die sich einerseits jeden Tag über den islamischen Terror erregen, während sie andererseits die Serben schlimmer als die Moslems behandeln und die rechtmäßige Verteidigung von Srebrenica gegen den islamischen Expansionismus als Massaker bezeichnen. Wir rufen das griechische Justizministerium auf, alle Ermittlungen und Verhöre bezüglich der Teilnahme griechischer Freiwilliger am angeblichen >Massaker von Srebrenica einzustellen. Wir rufen die griechische Regierung auf, sich dem Druck der Amerikaner, der nato und der eu nicht zu beugen und die ehrenhaften griechischen Kämpfer dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag nicht auszuliefern. Die griechischen Passagiere und die Besatzung der El Greco.«
      Wenn nicht mein Innerstes vor Angst zitterte, würde ich mir auf die Schenkel klopfen vor Lachen. Alle möglichen Nationalitäten und Identitäten, von Islamisten über Palästinenser bis zu Tschetschenen, waren wir durchgegangen, und nun stellen sich die Geiselnehmer als griechisch-orthodoxe Christen heraus. Ich stelle mir den Blickwechsel zwischen Gikas und Parker lebhaft vor. Gikas wünscht wahrscheinlich, im Erdboden zu versinken, und Parker reibt sich die Hände, weil sich seine Theorie bestätigt hat, daß sich selbst Eskimos als Terroristen erweisen können.
      Nach dem Ende des Textes sehe ich zum vierten Mal, wie der blonde Albaner langsam vom Deck der El Greco ins Meer kippt. Das Bild wechselt, und der Moderator taucht wieder auf. In einem Fensterchen vor dem Eingang des Maximou-Palais im Hintergrund steht der Korrespondent des Senders.
      »Fangen wir bei Ihnen an, Manos«, meint der Moderator.
      »Gibt es etwas Neues?«
      »Nein, Fotis. Das Treffen des Premierministers mit dem Innen- und dem Justizminister sowie mit dem Minister für öffentliche Ordnung ist noch im Gange. Die Informationen, die durchgesickert sind - und die ich ohne Gewähr weitergebe -, besagen, daß die Regierung prinzipiell die Geiseln ermuntern wird, die Deklaration der Terroristen zu unterzeichnen.«
      »Und was bedeutet das? Daß wir bereit sind, ihren Forderungen nachzugeben?«
      »Offenbar handelt es sich um einen taktischen Schachzug, Fotis. Wenn die Regierung nein zu den Bedingungen der Terroristen sagt, ist fast sicher, daß die Geiseln ihr nicht folgen und auf eigene Verantwortung die Erklärung unterzeichnen werden. Folglich zieht sie das kleinere Übel vor, das heißt, die Geiseln zur Unterzeichnung aufzufordern, statt den Eindruck eines ungehört verhallenden Appells zu riskieren.«
      »Bleiben Sie dran. Wir unterbrechen kurz für Werbung und sind gleich wieder bei Ihnen.«
      Da mir klar ist, daß die kurze Werbeunterbrechung um so länger dauert, je erschütternder die Ereignisse sind, rufe ich Gikas an, um eventuell noch weitere Neuigkeiten herauszubekommen.
      »Ich weiß nichts, denn es gibt nichts Neues«, erklärt er. »In diesem Augenblick befindet sich der Premierminister in der Beratung, und alle warten ab, was dabei beschlossen wird. Wenn Sie meine Meinung hören wollen, wird man die Unterzeichnung der Erklärung und die Verlautbarung der Akte des Erzbistums akzeptieren. Schwierig wird es bei der Forderung nach Einstellung der Ermittlungen in betreff Srebrenica. Sollte die Regierung diese Bedingung akzeptieren, verliert sie das Gesicht, und sowohl die Amerikaner als auch die Europäer werden über uns herfallen.«
      »Jedenfalls werden sich die Griechen mit dem Akzeptieren der beiden Bedingungen retten können, während es für die Ausländer schlecht aussieht.«
      Er zögert einen Augenblick und sagt dann sehr zurückhaltend: »Eins nach dem anderen. Wir sollten erst einmal die Freilassung unserer Geiseln, die auch in der Überzahl sind, erreichen und dann sehen, was mit den anderen wird. Wenn morgen Frauen in Schwarz sich in den Sendern an die Brust schlagen, liegt die Regierung in der öffentlichen Meinung am Boden.«
      Ich beende das Gespräch mit Gikas und rufe Adriani an doch sie antwortet nicht. Einen Moment

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