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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Ankunft bemerken, lösen sie sich aus der Gruppe und kommen auf mich zu. Da der Kreis sich öffnet, erkenne ich nun auch den über die Leiche gebeugten Palioritis.
      »Wir haben davon gehört«, meint Stavropoulos und berührt mich am Arm. »Verdammt blöd, daß man sie aufgrund einer so unsinnigen Sache hier festhält.«
      »Was für eine unsinnige Sache?«
      »Irgendeine Erklärung des Bundes der Polizeibeamten. Frag mich nicht nach dem Inhalt, ich habe keine Ahnung.«
      »Sie hätten nicht bleiben müssen«, mischt sich Vlassopoulos ein. »Das hätten wir auch alleine geschafft. Die Vorerhebungen zumindest.«
      »Was liegt an?« frage ich, um das Thema zu wechseln und mich nicht in Erklärungen zu verstricken.
      »Ein und dieselbe Schablone«, lautet Stavropoulos' Antwort. »Der Schuß wurde aus nächster Nähe und, wie es scheint, mit derselben Waffe abgefeuert. Palioritis untersucht es gerade, aber meiner Meinung nach steht es fest.«
      »Und das Opfer?«
      »Ein TV-Model, älter als Ifantidis, so um die Dreißig, sekundiert Vlassopoulos.
      »Persönliche Daten?«
      »Haben wir noch nicht, aber wir wissen, in welchem Werbespot er mitgewirkt hat. Er hat eine Bar betreten, sich einen Whisky bestellt und mit drei Schönheiten angestoßen. Daran hat ihn der Wachmann der Regattastrecke erkannt.«
      »Er hat ihn auch gefunden?«
      »Er hat die Polizei gerufen. Gefunden haben ihn ein paar Pakistani, die -«
      »Bring ihn her, er soll es mir selber erzählen.«
      Vlassopoulos geht auf die Gruppe der Pakistani zu, während ich bei der Leiche stehenbleibe. Als Palioritis mich erblickt, steht er auf und macht mir Platz, damit ich einen Blick auf das Opfer werfen kann. Mit seinen blond gefärbten Haaren wirkt er tatsächlich wie Anfang Dreißig. Er ist nur mit einem Slip bekleidet, als hätte ihn der Mörder zu einem kurzen Bad auf der Regattastrecke eingeladen. Seine Brust ist unbehaart, und über dem Herzen ist eine Tätowierung zu sehen, die einen Stier und die Inschrift I love you zeigt. Jetzt, wo ich ihn mir ansehe, erinnert mich sein Gesicht auch an die Fernsehwerbung. Genau in der Mitte der Stirn klafft dieselbe Einschußwunde wie bei Ifantidis. Palioritis meint: »Für die Laboruntersuchungen habe ich zwar eine Probe genommen, aber mit bloßem Auge ist ersichtlich, daß es sich um dieselbe Waffe handeln muß.«
      »Jedenfalls wurde auch er nicht hier umgebracht. Man muß ihn, wie auch den anderen, hertransportiert haben«, bemerkt Stavropoulos.
      Nichts von alledem ist erfreulich, da meine anfänglichen Befürchtungen bestätigt werden: Jemand tötet planvoll. Wenn sich sogar bewahrheitet, daß auch dieses Model sChwul war, dann werden wir nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht und welchen Tätern wir den Vorrang einräumen sollen: den Terroristen oder dem Serienkiller. Zum Glück bin ich meiner Eingebung gefolgt und nicht abgereist, sage ich mir.
      Vlassopoulos kommt mit dem Wachmann, einem kräftig gebauten jungen Mann. »Wer hat ihn gefunden?« frage ich ihn.
      »Die Pakistani, die heute früh hereingeschlüpft sind.« Und er deutet auf die Vertreter des erst in Entwicklung befindlichen Teils der Menschheit. »Die kommen hierher, um Aale zu angeln.«
      »Wo angeln sie denn Aale? Auf der Regattastrecke?«
      »Nein, auf dem künstlich angelegten See, der als Trainingsstrecke diente. Anfangs haben wir noch Versteck mit ihnen gespielt, aber dann waren wir gezwungen, unsere Jeeps einzumotten, weil man uns die Benzingutscheine gestrichen hat, und es ist schwierig, auf einem so großen Grundstück zu Fuß zu patrouillieren.« Er hält inne und blickt mit einem bitteren Lächeln um sich. »Wenn sich vor der Olympiade ein Journalist oder ein Fernsehteam heimlich hereingeschlichen hat, dann haben wir sie der Polizeiwache übergeben, und dort haben sie mindestens fünf Stunden geschmort. Und jetzt trampelt hier jeder rein, der will.
      »Jedenfalls kann man nicht behaupten, daß die olympischen Sportstätten nicht genutzt werden, die Ruderregattastrecke wird von den Pakistani zum Fischen genutzt. Es sind die teuersten Fischgründe der Welt, sie haben zwei Millionen Euro gekostet!«
      Mir ist klar, daß ich ihn bremsen muß, denn er ist dermaßen geladen, daß er den Rest des Tages weiterschimpfen könnte. »Um welche Uhrzeit hat man Sie verständigt?«
      »Gegen neun Uhr morgens.«
      »Kommen sie regelmäßig her?«
      »Nur, wenn sie keine andere

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