Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Arbeit haben. Sie angeln ein paar Aale und grillen sie gleich über einem Holzkohlenfeuer, um nicht zu verhungern.«
»Spricht einer von ihnen Griechisch?«
»Radebrechen können sie alle.«
»Gehen wir«, sage ich zu Vlassopoulos. Und zum Wachmann: »Kommen Sie mit.«
Die Pakistani erheben sich bei unserem Anblick. Ich bedeute den Polizeibeamten der Streife, sie mögen sich entfernen. Vlassopoulos übernimmt zwei und ich die anderen beiden.
»Könnt ihr euch erinnern, um welche Uhrzeit ihr ihn gefunden habt?« frage ich sie. Sie zittern am ganzen Leib und starren mich an, ohne einen Ton hervorzubringen. »Hört zu, mich interessiert nicht, ob ihr eine Green Card habt oder ob ihr euch vor Polizeirazzien versteckt. Ich ermittle in einem Mordfall. Aber wenn ihr nichts sagt, schleppe ich euch zum Polizeipräsidium, und dort weiß ich nicht, was euch noch alles blüht.«
Sie blicken einander besorgt an, und dann sagen sie, fast aUs einem Munde: »Am Morgen wir sind fischen gegangen und haben tote Mann gesehen.«
»Wie spät war es ungefähr?«
Sie blicken sich wieder an, und einer zuckt die Achseln. »Ich nicht haben Uhr geschaut, aber wir immer gehen neun, halb nach neun.«
»Wir gleich Herr Jannis gesagt«, ergänzt der andere und meint den Wachmann.
Herr Jannis nickt zustimmend und klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter, offenbar um ihn dafür zu belohnen, daß er sich unverzüglich an die zuständige Autoritätsperson gewendet hat.
»Haben Sie ihn jemals hier angetroffen?«
»Nein!« antworten alle im Chor, und der Solist fügt hinzu: »Er aus Fernsehen.«
Es ist, als wolle er mir sagen: Was hat denn einer, der im Fernsehen Karriere macht, auf dieser Müllhalde zu suchen? Meiner Ansicht nach können wir durch die Amateurangler, die um ihr Überleben kämpfen, nichts weiter herausfinden.
»Sieh zu, daß sie eine schriftliche Aussage machen«, sage ich zu Vlassopoulos. »Und dann klären wir die Routinefragen: Wer er war, wo er wohnte, für welche Werbefirma er tätig war.«
Er blickt mich einen Augenblick lang an. »Haben Sie vor, hierzubleiben und die Ermittlungen zu leiten?« fragt er ungläubig.
»Nicht, daß ich kein Vertrauen zu dir hätte, aber du bist auf dich allein gestellt, und der Fall wird immer vertrackter. Wenn sich auch er als Schwuler herausstellt, dann haben wir es mit einem Psychopathen zu tun, dessen Lebensziel es ist Athen von allen Schwulen zu säubern. Wenn das publik wird, bricht eine Riesenpanik aus. Gikas und ich wären dann beide nicht da, und du hättest alles am Hals, was bedeutet, daß du auch für alles den Kopf hinhalten müßtest, wenn morgen irgend etwas schiefläuft.« Sein Blick sagt mir, daß ich ihn nicht überzeugt habe, und ich fahre fort. »Auf Kreta kann ich mich nicht nützlich machen. Andere führen die Verhandlungen, und andere treffen die Entscheidungen. Entweder gehe ich ihnen auf die Nerven, oder ich springe vor Ohnmacht im Quadrat. Mir selbst helfe ich am besten, wenn ich hierbleibe, mich mit etwas Konkretem befasse und keinem zur Last falle.«
Wir sind an der Stelle angelangt, wo der Mirafiori und die Streifenwagen abgestellt sind. »Nehmen Sie den Streifenwagen, und ich schicke jemanden mit Ihrem Wagen nach«, meint Vlassopoulos zu mir.
»Laß mal, ich fahre mit meinem, und wir treffen uns an der Dienststelle.« Plötzlich fällt mir sein zorniger Blick auf.
»Entschuldigung, Herr Kommissar. Ich muß jetzt was dazu sagen, und wenn Sie wollen, schimpfen Sie los. Finden Sie es richtig, mit diesem Wagen unterwegs zu sein?«
»Wieso, was ist mit meinem Wagen, Vlassopoulos?«
»Wir sprechen von einem Museumsstück, Herr Kommissar. Selbst der beste Fahrer im Polizeikorps kann ihn nicht starten. Wenn irgend etwas Unerwartetes passiert, verlieren Sie womöglich in Ihrem jetzigen psychischen Zustand die Kontrolle. Nehmen Sie ihn zumindest nicht jetzt, wo Sie so unter Streß stehen. Ich kann diese Anhänglichkeit in bezug auf den Mirafiori beim besten Willen nicht verstehen.«
»Meinst du, ich fahre ihn aus Anhänglichkeit?« frage ich ihn, während mir langsam, aber sicher der Hut hochgeht.
»Hm, ich finde keine andere Erklärung. Sagen Sie bloß, Sie können sich keinen neuen leisten - heutzutage, wo Autos in achtundvierzig Teilraten verkauft werden und die erste in zwei Jahren fällig wird.«
»Weißt du, warum ich nicht von ihm lassen kann,
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