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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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hab keinen Hunger, Mama. Ich will nur eines: duschen und mich hinlegen.«
      »Wir könnten ja auswärts essen gehen. Nicht wahr, Kostas?« Sie sucht bei mir Unterstützung, doch ich überlasse Katerina die Entscheidung.
      »Mama, ich will nichts essen«, beharrt sie. »Ich will nur in mein Bett.«
      »Einverstanden, aber du solltest nicht mit leerem Magen schlafen gehen, mein Schatz. Wie viele Tage hast du ohne ordentliches Essen auskommen müssen? Du mußt wieder zu Kräften kommen.«
      Ich will mich schon einmischen, aber Katerina kommt mir zuvor. »Ich schalte den Boiler an«, überhört sie die Einwände ihrer Mutter. »Dann lege ich mich kurz hin, bis das Wasser warm ist. Nach dem Duschen gehe ich schlafen. Also dann, bis morgen. Bis dahin geht's mir hoffentlich besser.«
      Sie gibt allen - Adriani, Fanis und mir - in gleicher Weise einen Kuß auf die Wange. Adriani blickt ihr besorgt hinterher, wagt jedoch nicht, noch einmal auf das Thema Essen zu sprechen zu kommen. Als Katerina fort ist, wendet sie sich an Fanis.
      »Es geht nicht an, daß sie nicht ißt. Ich verstehe schon, der Schock..., aber sie ist sehr mitgenommen. Das fehlte, daß ihre Gesundheit durch diese Aufregung Schaden nimmt. Kannst du ihr nicht etwas Appetitanregendes geben oder zumindest Vitamine?«
      »Ich werde ihr gar nichts geben«, entgegnet Fanis entschieden. »Es ist der Schock, wie du selbst gesagt hast. Wenn sie ihn überwunden hat, kommt auch der Appetit ganz von allein wieder.«
      »Ja, aber es braucht eine Weile, bis sich alles wieder eingerenkt hat. Und bis dahin nimmt sie noch mal zehn Kilo ab.«
      »Ich jedenfalls rate dir, sie nicht unter Druck zu setzen. Damit schadest du ihr nur. Im Moment kann sie nicht den geringsten Druck ertragen.«
      Zum ersten Mal, seit Fanis bei uns zu Hause ein und aus geht, wirft ihm Adriani einen zornigen Blick zu. »Du weißt, wie gern ich dich mag, Fanis«, meint sie. »Aber von dir muß ich mir nicht sagen lassen, wie ich am besten für mein Kind sorge.«
      »Ich spreche in meiner Eigenschaft als Arzt, falls du diese Tatsache vergessen hast.«
      »Und ich in meiner Eigenschaft als Mutter«, entgegnet Adriani trocken und geht in die Küche.
      Plötzlich sehe ich die Gefahr aufziehen, daß wir aufgrund der aufgestauten Anspannung im nachhinein beginnen, uns unschöne Dinge an den Kopf zu werfen. Daher gehe ich auf Fanis zu und flüstere ihm ins Ohr, um in der Küche nicht gehört zu werden: »Reg dich nicht auf. So verhält sie sich immer am Anfang, und danach sieht sie es schon ein.«
      »Hör zu, ich will dich nicht beunruhigen, aber Katerina wird eine Weile brauchen, bis sie wieder ganz die alte ist. Schwer zu sagen, wie lange, aber schon eine Zeitlang. Wenn wir sie währenddessen unter Druck setzen, verlängert sich diese Rekonvaleszenzphase, und ich weiß nicht, was für Komplikationen dazukommen könnten.«
      »Hab Vertrauen zu Katerina. Zum einen weiß sie, wie sie mit ihrer Mutter umgehen muß. Zum anderen ist es unmöglich, sie zu etwas zu zwingen, das sie nicht tun möchte. So war sie schon als Kind.«
      Fanis antwortet nicht, doch die Sorge steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
     
     

* 26
     
    Schließlich wurde es, obwohl Katerina nicht mit uns zusammensaß, noch ein langer Abend. Am späten Nachmittag trafen Fanis' Eltern ein, die mit einem Linienflug aus Chania angereist waren. Adriani hatte Blätterteig, Käse und Eier eingekauft und eine Tyropitta zubereitet, da wir Katerina auf keinen Fall allein lassen wollten. Adriani schlug zwar ein paarmal vor, in ihrem Zimmer nachzusehen, aber Fanis hielt sie so sanft wie möglich davon ab. Er erklärte ihr, Katerina schlafe äußerst unruhig, so daß sie das geringste Geräusch unweigerlich wecken würde. Sollte sie hingegen wach sein, würde ihr Adrianis Kopf in der Tür das Gefühl vermitteln, daß nun nach den Geiselnehmern wir sie kontrollieren wollten.
      So verbrachten wir den Abend damit, Fanis' Erzählung über die Tage an Bord zu lauschen. Für mich war es eine Premiere, doch Sevasti, Prodromos und Adriani kannten sie schon in- und auswendig. Das hinderte sie nicht daran, sich an den dramatischen Höhepunkten zu bekreuzigen und beim Bericht von Katerinas und Fanis' gewaltsamer Trennung heftige Flüche und Verwünschungen auszustoßen.
      Und während Fanis von den Vorfällen berichtete, ging mir immer wieder durch den Kopf, daß sie zum Glück nur eine Geiselnahme light

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