Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Auffälliges? Ob er etwa Arm in Arm mit seinem Freund nach Hause gekommen ist?«
»Dora, bitte!« ruft Skafidas nahezu flehentlich.
»Nein, aber hier soll doch Makis mit Gewalt als abnormal hingestellt werden.«
»Makis Koutsouvelos' Privatleben interessiert uns nicht, Frau Lambropoulou. Vieles deutet jedoch darauf hin, daß seine Ermordung auf ein Verbrechen aus Leidenschaft zurückzuführen ist. Sie können sicher sein, daß wir alle Verbrechen aus Leidenschaft auf diese Weise untersuchen, ob es nun um Homo- oder Heterosexuelle geht.«
»Na klar, ich hatte ganz vergessen, daß es Ihre Spezialität ist, Schmutzwäsche an die Öffentlichkeit zu zerren«, bemerkt die Lambropoulou verächtlich.
»Unsere Spezialität ist es, Mörder dingfest zu machen. Die Polizei kann weder etwas für die Schmutzwäsche noch für den anrüchigen Lebenswandel der Leute, der dabei ans Licht kommt.«
Ich bereue es, daß der Ärger mit mir durchgegangen ist, aber zum Glück fällt mein Ausbruch bei Skafidas auf fruchtbaren Boden.
»Wir wissen nicht, was tagsüber los war, weil wir - wie gesagt - nicht zu Hause waren. Manchmal war spätabends Musik zu hören, ohne daß das heißen muß, daß Makis Besuch hatte. Vielleicht hat er alleine Musik gehört -«
»Haben Sie gesehen, ob andere in seiner Wohnung ein und aus gingen?«
»Ab und zu haben wir ihn mit Freunden gesehen, aber das überstieg nicht die übliche Anzahl an Bekannten, die jeder von uns hat. Außerdem waren auch Frauen darunter, nicht nur Männer.« Er holt tief Luft und fährt fort: »Nur in der letzten Zeit ist mir ein Motorrad aufgefallen, das vor dem Eingang oder in der Nähe geparkt war.« Er hält inne und fühlt sich zu einer Erklärung genötigt. »Wissen Sie, ich bin ein Motorrad-Fan, deshalb schaue ich mir jede Maschine, die aus dem Durchschnitt herausragt, genau an. Die hatte mich wirklich beeindruckt.«
»Um was für ein Motorrad handelte es sich?«
»Um eine Harley-Davidson Sportster 1200. Eine unglaubliche Maschine!«
»Haben Sie sie oft gesehen?«
»Ja, aber nicht immer vor dem Haus, manchmal war sie in einer Seitengasse abgestellt. Früher hatte ich auch ein Motorrad, habe es dann aber verkauft. Das habe ich bitter bereut. Ich will mir wieder eins kaufen, weil man damit auf den Baustellen viel leichter zurechtkommt. So hoffte ich, irgendwann den Besitzer zu treffen, um ihn nach seiner Maschine zu fragen.«
»Und, haben Sie ihn getroffen?«
»Ja, eines Morgens, so gegen fünf. Wir hatten die ganze Nacht betoniert, und ich kam todmüde nach Hause. Die Harley-Davidson stand vor dem Wohnhaus. Ich hatte ein Stück entfernt geparkt, und als ich näherkam, ging der Hauseingang auf, und ein junger Mann mit der Statur eines Bodybuilders trat heraus, der sich mit dem Helm in der Hand auf die Maschine schwang. Ich habe ihm zugerufen: Moment mal, kann ich Sie etwas fragen?< Aber er hat mich entweder nicht gehört oder wollte mich nicht hören. Er setzte schnell den Helm auf, gab Gas und fuhr weg.«
»Haben Sie auf das Nummernschild geachtet?«
»Leider nein. Wie hätte ich mir auch vorstellen sollen...«
»Vielleicht auf sein Gesicht?«
»Er war kahlgeschoren und unrasiert. Sonst ist mir nichts aufgefallen, weil der Hauseingang dunkel ist.«
Ich habe keine weiteren Fragen und lasse die beiden gehen. Skafidas nickt mir grüßend zu, die Lambropoulou betrachtet solche Höflichkeiten Bullen gegenüber als überflüssig und sieht durch mich hindurch.
Nach ihrem Abgang versuche ich die Informationen zusammenzufügen, die wir über den hauptverdächtigen Schwulenkiller erfahren haben. Bislang wußten wir, daß er die Statur eines Bodybuilders hat, doch nun haben wir zusätzlich erfahren, daß sein Schädel kahlgeschoren ist. Bislang wußten wir, daß er ein Motorrad fährt, aber nun haben wir auch Marke und Modell erfahren: eine Harley-Davidson Sportster 1200. Das ist zwar nicht üppig, doch in einer Dürreperiode freuen einen selbst ein paar Hagelkörner. Theoretisch könnte ich bei der Verkehrspolizei eine Übersicht mit allen in Athen zugelassenen Harley-Davidsons anfordern. Ganz abgesehen davon, daß es uns Tage kosten würde, alle nacheinander durchzuchecken, garantiert uns keiner, daß die Maschine in Athen und nicht vielleicht, sagen wir mal, in Naoussa zugelassen ist. Ergo müssen wir einen praktikableren und vor allem weniger zeitaufwendigen Weg finden, die 1200er
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