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Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman

Titel: Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Fraser
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Pudel ist das vollkommen egal. Sein hohes, erbarmungsloses Gekläff lässt mich aufstöhnen. »Chut!«, zischt Madame. Doch das interessiert den Hund nicht die Bohne.
    Ich kann nicht antworten, denn dazu müsste ich die Zunge bewegen. Bloß stöhnen kann ich noch. Ich höre den Schlüssel in dem alten Schloss rasseln, dann öffnet die Tür sich knarrend. Madame beugt sich über mich. Ihr Schatten fällt über meine geschlossenen Augenlider. Ich spüre, wie sie mir ihre kleine, kühle Hand auf die Stirn legt.
    »O là, là«, gurrt sie. »Ma pauvre petite chérie!«
    Ich höre, wie sie die Treppe wieder hinunterläuft und der Hund hinter ihr herspringt. Sie hat vergessen, die Tür zu schließen. Das macht mich nervös.
    Eine Frauenstimme weckt mich. ich muss wieder eingeschlafen sein. Mir dröhnt immer noch der Schädel, aber nicht mehr so schlimm. Langsam und vorsichtig hebe ich die Lider. das Gesicht, das über mir schwebt, kenne ich nicht.
    »Bonjour.« das Gesicht strahlt. »ich bin Frau Doktor Wade.«
    Der Akzent ist unverkennbar amerikanisch, genauso wie das Lächeln - ein Aufblitzen blendend weißer Zähne. Ich versuche, es zu erwidern, schaffe aber nur, den Mund ein wenig zu verziehen. Das ist wohl auch besser so, denn ich habe den Verdacht, dass meine Zähne einem Vergleich nicht standhalten würden, schon gar nicht heute Morgen. Die Ärztin lässt sich neben mir auf der Bettkante nieder.
    »Die concierge hat gesagt, Sie würden fiebern.« Sie legt mir die Hand auf die Schulter. »Ist es Ihnen recht, wenn ich Sie mal untersuche?«
    »Ja, gut«, krächze ich, obwohl es mir scheint, als hätte ich in dieser Frage gar kein Mitspracherecht. Ich rapple mich hoch in den Sitz. »Aber ich glaube, es geht mir schon wieder gut.«
    Dr. Wade lächelt. »Schön, das ist wunderbar.« Sie tätschelt meine Schulter. »Aber wir untersuchen Sie trotzdem schnell.«
    Sie greift nach ihrem Arztkoffer, lässt ihn auf dem Bett aufschnappen. »Sie heißen Annie, ja?« Offensichtlich versucht sie, mich abzulenken, während sie ihre Gerätschaften auspackt. »Sie sind Australierin?«
    »J-« Schon schiebt sie mir das Thermometer in den Mund. Ich beiße fest auf das Glas, um das verdammte Ding an Ort und Stelle zu halten, während sie mir eine Druckmanschette um den Arm wickelt und zu pumpen beginnt. »Ich glaube wirklich, dass es mir wieder gutgeht«, murmele ich.
    »Natürlich!« Aber sie pumpt ungerührt weiter.
    »Ich glaube, das ist nicht nö-«
    Sie hebt rasch die Hand, ich soll still sein, denn sie konzentriert sich darauf, meinen Blutdruck zu messen.
    »Gut.« Mit raschen Bewegungen zieht sie am Klettverschluss und nimmt mir die Manschette wieder ab. Ich hoffe, dass sie fertig ist. »Darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind, Annie?«
    »Neununddreißig«, sage ich.
    Sie stößt einen Pfiff aus. »Oha, was immer Sie da nehmen, Teufel noch mal, davon hätte ich auch gern was!«
    Verwundert sehe ich sie an und frage mich, wo Madame sie wohl aufgegabelt hat. Dann kapiere ich. »War nur ein Scherz«, sage ich rasch mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich bin erst fünfundzwanzig.«
    »Ach, ihr Australier! Von eurem Sinn für Humor habe ich schon viel gehört.«
    Ja, dank Crocodile Dundee sind wir inzwischen berühmt.
    »Wissen Sie, Annie ...« Sie tätschelt mir durch die Bettdecke hindurch das Knie. »Eine Sache müssen Sie noch für mich tun.«
    Ich sehe sie an in der Hoffnung, dass es nicht das ist, was ich befürchte. Sie greift wieder in ihre Tasche und zieht ein leeres Plastikgefäß heraus. Mist, muss das denn sein? Doch nicht etwa hier in diesem Zimmer, hinter dem Paravent?
    »Wenn Sie bitte eben schnell aufstehen und ein bisschen Pipi für mich machen würden, das wäre prima.«
    Oh, wie ich das Wort »Pipi« hasse!, denke ich, während ich mich bemühe, mich genügend zu entspannen, damit es klappt. Gefährlich balanciere ich über dem Toilettensitz und ziele dabei in den Plastikbecher. In meinem Kopf pocht es, und ich weiß, dass die Ärztin alles hören kann: das Geräusch von meinem Pipi hinter dem papierdünnen Wandschirm.
    »Wunnebaa«, sagt sie, als ich ihr die Urinprobe reiche. »Jetzt nur noch einen kleinen Test, dann müssten wir fertig sein.«
    Sie hat so etwas wie einen Streifen Lackmuspapier zutage gefördert. Ich frage mich, was das soll - diese ganzen albernen Tests, die nichts mit meinem Kopf zu tun haben. Ich lasse sie trotzdem weitermachen, einfach um es hinter mich zu bring en .
    »Annie.« Die Frau lächelt,

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