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Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman

Titel: Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Fraser
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lassen würde, bitte, bevor sie ihn wegschickte. Aber inzwischen war eine zweite Schwester in der Tür erschienen. Marc zog sich in eine Zimmerecke zurück, schweigend und angespannt wie ein Boxer - ganz weit fort von mir, unerreichbar. Und mein Kinn zitterte so merkwürdig. Davor hatten sie mich ja gewarnt - dass die Hormone eine Wöchnerin in ein heulendes Häufchen Elend verwandeln. Aus dem Grund konnte ich damals nichts sagen.
    Ich konnte nur zuschauen, wie sie ihn auf ihre kumpelige Schwesternart wegführten: »Wie wär's denn, wenn wir jetzt Schluss machen würden? Und morgen früh fühlen wir uns beide schon viel besser. Was halten Sie davon?«
    Am liebsten hätte ich laut gerufen: »Nein, bitte lassen Sie ihn hierbleiben!«, denn plötzlich wusste ich, dass Marc sich morgen früh keineswegs viel besser fühlen würde. Und der Augenblick war vorbei, dieser kurze Moment, als ich in seinen Augen die Angst sah, die hinter der Wut lauerte. Mehr als alles andere fürchtete ich nun, dass der verängstigte kleine Junge sich hinter diesem zornigen Gesicht des jungen Mannes verbergen würde, dass er sich für immer unter einer Rüstung aus Verbitterung vor mir verstecken würde.

41
 
    I ch erinnere mich noch, wie wir in der ersten Zeit dieses alberne Spiel zusammen gespielt haben, Marc und ich, bei dem man sich drei Dinge sagt, die man am anderen liebt. Dieses vergnügliche Spiel endete jedes mal in Witzeleien darüber, was wir am anderen so richtig hassten. Damals waren diese »Hassgeständnisse« immer das Lustigste, Komischste, was uns gerade einfiel.
    Es war einfach ein witziges Spiel zwischen Liebenden.
    An einem späten Nachmittag lagen wir auf der Belle Ile in der Sonne, auf einem schmalen Strand aus feinem weißem Sand, unten zwischen den mächtigen Felsblöcken. Kilometerweit keine Menschenseele, nur ein lärmender Schwarm Möwen, die zwischen den Felsen Kunstflug übten und tief über den Wellen schwebten.
    Ich lag auf Marcs Rücken, das Gesicht zum Himmel erhoben, fasziniert von dem leuchtenden Rot vor meinen geschlossenen Lidern und von der wärme seiner Haut, die in meine Schultern eindrang, in meine Haut. Diese unbändige Freude darüber, seinen Körper unter mir zu spüren!
    Er bewegte die Schulterblätter. »Trois choses? Voyons ... drei ist ganz schön viel, non? «
    Aber ich wartete, denn ich wusste, dass er antworten würde, dass er mich aufziehen würde, wenn er an der Reihe war. »Die Art, wie deine Haare mich gerade auf dem Rücken kitzeln. J'adore ça.«
    »Das zählt nicht«, entgegnete ich. »Überleg dir was, was nicht so schnell wieder vorbei ist.«
    »Was nicht so schnell vorbei ist?«
    »Ja.«
    »Ton amour.«
    »Meine Liebe?«
    »Oui«, sagte er, dieses mal aber, ohne sich zu rühren, reglos wie ein Fels. »deine Liebe zu mir.«
    Ich hatte in den Himmel hinaufgelächelt, ohne etwas zu sagen.
    »Alors, la deuxième ... das Zweite ist immer ganz schwer zu finden.«
    Eine Möwe stieß einen Protestschrei aus, während ich geduldig wartete und in der Sonnenhitze, in der Wärme seiner Worte badete.
    »J'aime ton courage. J'aime ton courage de rester seule.«
    »Dir gefällt, dass ich vor dem Alleinsein nicht zurückschrecke?«
    »Oui.« wieder fühlte ich seine Schultern unter mir zucken, als er nach Worten suchte. »du hast keine Familie, aber es macht dir nichts aus. Du bist ... Comment dire? Comme une pierre qui roule.«
    »Wie ein rollender Stein? Ein Mensch, der nirgends zu Hause ist, meinst du?«
    »Ja. Das mag ich auch an dir.«
    Und nun frage ich mich: Wann hat Marc angefangen, diese Eigenschaft an mir zu hassen? Aus tiefstem Herzen zu hassen?

42
 
    I ch wache mit Kopfschmerzen auf, mit irrsinnigem Kopfweh, das mir den Schädel zu zersprengen droht. Vor Schmerzen habe ich Gänsehaut, und mir ist speiübel. In kaltem Schweiß gebadet, liege ich flach auf dem Rücken, unfähig, auch nur die Finger zu krümmen. Allein der Versuch, noch einmal die Augen zu öffnen, wäre der helle Wahnsinn.
    Es ist Montagmorgen. Das weiß ich, weil sich die Farbe vor meinen Augenlidern von Schwarz in Rot verwandelt hat, als das Tageslicht allmählich vom Fenster über den Teppich kroch und schließlich mein Bett erreichte. Mehr weiß ich nicht.
    Ich höre Schritte auf der Treppe und einen Hund bellen. Es muss schon sehr spät sein. Ich habe das Frühstück verpasst. Ich müsste längst bei der Arbeit sein.
    »Mademoiselle Muucinntiire?«, ruft Madame leise und klopft behutsam an meine Tür. Aber ihrem

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