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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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der Frau in die Brust gestoßen!«
    »Däm Katie sing Schätzjen?« Ritas Stimme schrillte vor Empörung. »Pilar, datt kannst du met mir net maache. Gute Nacht.«
    Pilar meinte Tränen herauszuhören. »Sagst du mir denn noch, wer Katies Schätzchen ist?«, fragte sie so sanft wie möglich.
    »Enää, datt sach isch dir net.«
    »Bitte, Rita …«
    »Aber isch …«
    »Ja?«
    »Isch wüsst datt och jäen.«

AM ZEHNTEN TAG DANACH. ABENDS
    Liebe Nadja,
    Du weißt, es ist mir eine liebe Pflicht, jeden Tag anzurufen, um zu hören, wie es ihm geht. Heute hat er am Telefon unentwegt gehustet. Ich konnte nicht anders, ich habe ihn sofort aufgesucht. Brustwickel hat er leider abgelehnt, obwohl er weiß, dass ich mich bestens darauf verstehe, so habe ich ihm nur den Tee gekocht, der sich bei meinem Husten so bewährt hat.
    Während er trank, kam ich auf Theater im Allgemeinen und ganz beiläufig auf sie zu sprechen. Mit einem Mal begannen seine Augen eigentümlich zu glänzen, und was er sagte, war die reinste Schwärmerei. Ich hatte nicht geahnt, dass er ihr dermaßen verfallen ist, und war zu verwirrt, um richtig zuzuhören. Das Wenige, das bei mir hängen blieb, will ich hier nicht wiedergeben. Was für ein Elend, sich anhören zu müssen, wie sie ihm den Kopf verdreht hat! Während er redete, kreisten meine Gedanken nur um einen einzigen Punkt: So geht es nicht weiter – sie muss weg!
    Den Schlüssel habe ich noch, und wenn mich nicht alles täuscht, hat sie keinen Schlosser dagehabt, sie ist in vielen Dingen nachlässig. Notfalls komme ich auf anderem Wege ins Haus, mir wird etwas einfallen. Wie soll man gewinnen, wenn man nichts wagt? Ich gehe in Schwarz, das wird mir Glück bringen, Geeignetes liegt bereit. Das braune Zeug von letzter Nacht ist wieder bei ihrem Kram. Falls sie die Kleidung trotz der Dunkelheit erkannt hat, glaubt sie nun gewiss, sie habe sich geirrt, oder nimmt an, dass jeder x-Beliebige sie sich geholt haben kann, um sich zu tarnen.
    Diesmal, Nadja, werde ich treffen – erst ihre Augen mit der Sprühflasche gegen Ungeziefer, wie passend, dann ihren Hals mit der Seilschlinge. Es wird endgültig sein.
    Von ganzem Herzen,
    Chris

ACHTZEHN
    Pilar erwachte, als helles Tageslicht durch die Ritzen der Rollläden fiel, die sie diesmal nicht vollständig heruntergelassen hatte. Sie drehte den Kopf, ohne die schmerzende Schulter zu belasten. Ihre Augen fanden die roten Ziffern des Radioweckers. Acht Uhr vierzig. Nogger lag auf der Kuscheldecke vor dem Bett, streckte die Beine und gähnte. Nichts war passiert. Natürlich nicht, mit diesem stämmigen Bodyguard an ihrer Seite. Aber war das eine Lösung? Wenn ihr jemand ans Leben wollte, würde er andere Wege finden. Durch ihren Kopf spukten schon verschiedene Möglichkeiten: Bomben, die in Briefen kamen, Scharfschüsse auf offener Straße, vergiftete Pralinen, ungeklärte Unfälle … Jetzt bloß nicht in Panik geraten.
    Nachdem Frau Fischmann Nogger zur Morgenrunde abgeholt hatte, frühstückte Pilar im Bademantel und dachte währenddessen an Katie. Sie musste herausbekommen, wer ihr Schätzjen war. Aber mit dieser Frage offen auf die Gruppe oder ihren Bruder Marvin zuzugehen, würde kaum Erfolg haben. Ihre Söhne wussten es vielleicht. Von denen der eine in Mecklenburg-Vorpommern weilte und der andere im Kraichgau … Beide trafen die anderen ihres Alters oft im Nachtbus, freitags und samstags zwischen ein und vier Uhr. Falls sie um diese Zeit nicht allzu sehr vom Alkohol umnebelt waren, mussten sie mitbekommen, wer mit wem ging.
    Pilar wählte Damians Handynummer. Als sie sein »Bin nicht da!« von der Mailbox hörte, rief sie Lukas an. Er meldete sich sofort.
    »Mutter, wir stehen vor einem Kloster, ich kann nicht quatschen.«
    »Sag mir nur schnell, für wen Katie Gärtner alles tun würde?«
    »Weiß nicht. Ihren Bruder? Warum fragst du?«
    »Hat sie einen Freund?«
    »Woher soll ich das wissen? Mutter, ich bin in Maulbronn!«
    »Ruf mich an, wenn dir was einfällt, ja?«
    Er brummte etwas, das sich nicht nach Zustimmung anhörte.
    Facebook, dachte Pilar. In dem Alter sind sie doch alle bei Facebook, und wenn die Mädchen einen Freund haben, machen sie eine Meldung mit Herzchen, dass sie in einer Beziehung sind. Auch sie selbst war registriert, ohne Herzchen. Sie hatte zweihundertfünfundneunzig Freunde, von denen sie mehr als die Hälfte nicht persönlich kannte.
    Pilar schaltete ihren Laptop ein, gab bei Facebook Katies Namen ein und wählte aus ein

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