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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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Hause, bereitete Pilar dem blinden Hund ein Lager vor Richards Bettseite, die sie heute Nacht benutzen wollte. Immerhin brauchte Goethe sich von Nogger nicht bedrängt zu fühlen – der war ruhig und harmlos wie ein Sofakissen. Trotzdem blieb der Kater im Wohnzimmer unter dem Couchtisch sitzen und reagierte nicht auf ihr Rufen. Als sie zu ihm kam und ihn streichelte, blickte er sie, wie es schien, enttäuscht an. So allein im großen Wohnzimmer wirkte er ein wenig verloren.
    Als sie sich ins Bett legte, ließ Pilar das Licht im Flur brennen. Nogger stand von seinem Lager auf und ging im Zimmer herum, stieß mit dem Kopf gegen die Möbel, schnupperte hörbar, fand seine Decke wieder und legte sich mit leisem Brummen darauf nieder. Pilar mochte den Geruch, der aus seinem müffelnden Fell aufstieg, und schloss die Augen. Aber sie blieb wach, mit lauter krausen Gedanken, ließ Personen in ihrem Kopf aufmarschieren und stellte sie sich als Mörder vor, mit dem Messer im Saal, mit dem Hammer am Bett: Holzbeisser, der leicht hinkte wie die alte Frau vergangene Nacht, Senta Bindelang mit ihrem silberfarbenen Golf und dem Katzentrauma, Anja Dreisam, die auf der Männerjagd jeden Maßstab aus den Augen verlor, den Nachbarn Winter, Marvin oder die Jungs aus der Gruppe, die, wer wusste es denn, für Kohle auch mal Ungewöhnliches taten, und schließlich Niklas, der vielleicht gegen seine alte Lehrerin einen heimlichen Hass hegte und ebenso gegen Pilar. Keiner von ihnen war wirklich verdächtig. Es musste jemand anders geben, von dem sie nichts ahnte. Jemand, der sie beobachtete.
    Pilar spürte, wie sie hinüberglitt in die Traumwelt. Rita, dachte sie, als ihre Lider schwer wurden. Plötzlich war sie wieder hellwach. Wo hatte Rita gesessen, als es im Saal dunkel wurde?
    Das Telefon lag auf dem Nachttisch. Es war halb elf. Pilar wählte Ritas Nummer und hoffte, dass die Küsterin wie üblich vor dem Fernseher eingenickt war und das Telefon hören würde. Sie ließ es lange klingeln.
    »Jo?«, erklang es schließlich verschlafen an ihrem Ohr.
    Pilar erklärte, was sie wissen wollte.
    »Hättste dir datt net zwei Stündschen früher övveläje könne?«
    »Entschuldige, ist mir gerade erst eingefallen. Also, wo hast du an dem Abend gesessen?«
    »Vorn an de Eck.«
    »Hattest du irgendwann das Gefühl, dass jemand an dir vorbeihuscht?«
    Rita gähnte laut. Sie muss nachdenken, ich darf sie nicht drängen, dachte Pilar, es ist eine Weile her, und sie ist gerade aufgewacht.
    »Hm … Jo.«
    Pilar war verblüfft. »Hast du eine Ahnung, wer es war?«
    »Jo«, sagte Rita und entließ ein weiteres lang gezogenes Gähnen in die die Leitung. »Datt wor et Katie.«
    Pilar riss vor Überraschung den Mund auf. »Hast du sie sehen können? Es war doch dunkel!«
    »Wenn et Katie aan singe Haar jelötscht hätt, es datt e janz bestimmte Jeruch.«
    »Rita, hast du das der Polizei gesagt?«
    »Bess de krank?« Endlich schien Rita richtig wach zu sein. »Esu wigg kütt datt noch, datt isch misch bei dänne hinsetz on övve e Mädsche quatsche, däm isch als klehne Würmsche et Föttsche affjeputzt hann!«
    »Sag bloß …«
    »Isch wor emol de Tagesmutter von Järtners. On isch könnt misch en de Aasch treten«, Ritas Stimme schwoll dramatisch an, »datt mir datt met däm Katie erussgerutscht es. Du bringst et fäedisch on jeest domet zur Polizei, weil du denkst, et hätt watt met däm Mord ze donn!«
    »Ich sag kein Wort, das verspreche ich dir. Hältst du es für möglich, dass Katie ihrem Bruder den Kasten mit dem Messer gebracht hat?«
    »Däm Marvin?« Ritas Stimme schnellte in eine höhere Tonlage.
    »Der stand in der Nähe von Frau Holzbeisser«, sagte Pilar mit besonderer Betonung.
    »Hann isch net jesacht, datt et Katie nur bes zur Tür jeloofe es?«
    »Vielleicht stand dort der Mörder! Du musst es der Polizei sagen!«
    »Datt maach isch net.«
    »Rita, du musst!«
    »Isch moss?«, rief sie. »Wänn datt Jesöcks mir e Knöllsche ans Auto pappt, wie isch jrad ming Mama beim Doktor bränge tu?«
    »Das war das Straßenverkehrsamt, nicht die Polizei.«
    »Pilar, isch ben hondsmöd. Aber wenn du nur ein Wort –«
    »Keine Sorge.«
    »… dann senn wir zwei für immer Feinde.«
    »Weißt du denn, zu wem die Katie gelaufen ist?«
    »Vileesch wor datt däm Katie sing Schätzjen. Wäje e Bützje odde su watt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Watt soll et denn söns em Düstere erömhöppe?«
    »Sie hat ihm das Messer gebracht! Und er hat es

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