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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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Sarah nach.
    »Ich kapier gar nichts mehr«, murmelte Vivi in der Sofaecke. »Kevin hat gesagt, das Messer hätte im Saal gelegen.«
    »Und warum hat der Mörder den Kasten nicht einfach stehen gelassen?«, fragte Sarah.
    »Kenn ich mich mit Mördern aus?«, gab Tommy gereizt zurück.
    »Wegen der Fingerabdrücke«, erklärte Max. »Oder wegen der DNA . Wenn ihm Spucke oder Rotze drauf geraten ist, musste er das erst mal abwaschen.«
    »Oder er hat gemeint …«, sagte Anna zögernd, als wäre sie unschlüssig, ob sie sich einmischen sollte, »wenn der Kasten erst mal weg ist, erschwert das die Nachforschungen.«
    »Für uns ist das scheißegal.« Tommy leerte sein halb volles Rotweinglas in einem Zug. »Wichtig ist nur, dass wir den schützen, der das Ding aus dem Hinterzimmer geholt hat, um seinem Freund zu helfen. Wir sind eine Gruppe, die zusammenhält, Sarah. Und keiner motzt außer dir.«
    Wir sind eine Gruppe. Zusammenhalten. Genau danach hatte Sarah sich immer gesehnt. Egal ob Tennisklub, Pfadfinder oder Reitschule, nirgends hatte sie hingepasst, es war ätzend gewesen. Bis sie Pilars Theatergruppe entdeckte. Die war richtig, die war einfach nur genial. Jahrelang war das so gewesen.
    »Und wer hat so einen komischen Freund?« Sarah fixierte die anderen der Reihe nach.
    Alle fünf starrten auf die Shisha in ihrer Mitte, als wäre sie ein hochinteressantes Objekt, das man endlich einmal eingehend betrachten müsste: Anna, deren schweißnasse Hand die von Sarah eben erst losgelassen hatte, Katie, die mindestens fünf Bierflaschen geleert hatte und sicher gleich wegkippte, Max, der umständlich seine Brille putzte, Tommy, der gerade zwei Kronkorken in das weiche Wachs der dicken Kerze auf dem Tisch drückte, und Vivi, die nicht mehr Theater spielte, aber trotzdem noch dazugehörte und jetzt die ganze Zeit an ihrem Smartphone herumfummelte, als ginge sie das alles nichts an. Es war Kevin, dachte Sarah, Kevin, den die Mutti ins Bett geschickt hat.
    »Du brauchst nicht so zu gucken, Sarah«, sagte Tommy. »Ich stelle keinen bloß. Das mach ich nie.« Sein Blick hatte etwas Stechendes.
    Sarah sah auf die Gänsehaut an ihren Armen. Es war klar, worauf er anspielte. Damals hatten sie auch zusammengehalten. Es war erst drei Monate her.
    »Dieser Freund hat uns am Kurfürstenweiher gesehen«, fügte Tommy hinzu.
    »Nein!«, rief Sarah.
    »Kreisch nicht so.«
    Sarah biss sich auf die Lippe. Dass jemand vom Weiher wusste, hatte noch gefehlt.
    »Er meint, wenn das rauskommt, würde uns eine saftige Gefängnisstrafe erwarten«, hörte sie Tommy sagen.
    »Wissen wir selbst«, knurrte Max. »Wer ist der Dreckskerl, der uns das unbedingt sagen muss?«
    »Er will anonym bleiben«, antwortete Tommy. »Das ist legitim.«
    »Du kennst ihn«, stellte Max fest.
    »Ich nicht«, gab Tommy zurück.
    »Aber dieser Freund … verrät uns nicht?«, fragte Anna mit dünner Stimme, die nach Angst klang. Ihre Unterlippe zitterte.
    »Nicht, wenn wir verhindern, dass er in die Messergeschichte reingezogen wird. Wir haben die Kiste nicht gesehen, vielleicht war sie den ganzen Tag nicht da, wir wissen es einfach nicht, was ist denn dabei?«
    »Will der uns erpressen?« Max sah Tommy forschend an.
    »Das ist ein Deal, Max. Es ist okay.«
    »Ich hab das Ding zufällig genau gesehen«, murmelte Max.
    »Am Weiher waren wir doch ganz allein«, flüsterte Sarah. Ihr war eher nach Schreien zumute. Seit drei Monaten kämpfte sie mit sich, um den Weiher zu vergessen.
    Tommy zuckte mit den Achseln.
    »Warum haben wir nicht gemerkt, dass da noch einer war?« Sarah war der Schreck tief in den Bauch gefahren. Ging es den anderen denn nicht genauso? Erneut sah sie jedem Einzelnen ins Gesicht. Anna knabberte an einer Salzstange und sah blass und müde aus. Max runzelte die Stirn und griff nach der Dose mit den Erdnüssen. Katie hielt die Augen geschlossen, Vivi gähnte ausgiebig, und Tommy beschäftigte sich eingehend mit dem Öffnen einer Weinflasche. Sie verdrängen es, stellte Sarah fest. Nur ich bin am Durchdrehen.
    Theaterprobe im Wald! Es war Sarahs eigene Idee gewesen, aber es war bescheuert. Sie hatte den Kreuzberg vorgeschlagen, an dessen Fuß sie wohnte. Doch die Jungs hatten erklärt, der Weiher sei besser und für alle anderen näher. Sarah dachte erst, sie meinten den Röttgener See. Aber sie gingen über eine Brücke in den Wald, und in was für einen Wald! Wie im Urlaub, im Schwarzwald oder Harz. Sie folgten nicht dem Wanderweg, sondern nahmen

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