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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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Jemand aus der Theatergruppe? Hatte man sie persönlich treffen wollen, oder war sie ein Zufallsopfer? Hätten Jugendliche, die sie nicht kannten, es nicht eher auf den Mercedes abgesehen? Ach was – er war es selbst gewesen, der Mercedesfahrer, der Mann im Dunkeln! Er hatte geahnt, dass sie ihm folgen würde, und hatte es verhindern wollen. Aus welchem Grund? War er der Mörder von Frau Holzbeisser? Pilar stöhnte auf.
    »Ja, ist blöd«, sagte der Mechaniker, der gerade die Radkappe löste. Und schon wieder war ein Messer beteiligt. Ein spitzes, scharfes Messer.
    * * *
    Sie saßen zusammen bei Katie, die ganze Theatergruppe bis auf Kevin, der nicht gedurft hatte, weil es schon so spät war. Katie hatte meistens sturmfrei. Ihre Mutter war fast nie zu Hause, und wenn sie mal da war, hatte sie für alles Verständnis und nichts gegen Tommys Shisha oder was sie sonst so rauchten. Da konnten sie zwischen Katies Klamottenhaufen und Abfällen der letzten zwölf Monate herumhocken, solange sie wollten, mit Bierflaschen kegeln oder schlafen bis zum nächsten Mittag, es war total egal.
    An einem Donnerstag trafen sie sich sonst nie, wenn nicht gerade Ferien waren. Sarah passte es überhaupt nicht, weil sie am nächsten Morgen eine Matheklausur schreiben musste. Aber Tommy hatte zwischen zehn und halb elf alle angerufen und Stress gemacht: Es gäbe dringend was zu bereden wegen Samstag.
    Sarah nahm einen tiefen Zug aus der Shisha. Unter ihr knirschte der Sitzsack. Der letzte Samstag ließ sich nicht wegrauchen. Der klebte wie ein Klumpen Schlamm in ihrem Hals. Schwarz wie damals der Weiher, den sie auch nicht aus der Birne bekam. Und dann die Polizei … Ihr war ganz übel geworden, sie hatte gedacht, dass sie reihern müsste. Die ganze Zeit über hatte sie nur gedacht: Sie sehen es dir an. Sie spüren, dass da was war. Sie kriegen es raus.
    Von allen Lehrern hatte Sarah die Holzbeisser am wenigsten gemocht. Sie fühlte sich von ihr abgelehnt, weil sie in Deutsch die totale Niete war. Wenn sie sich im Unterricht meldete, zog die Frau ein Gesicht, als wäre Sarah ein ekliger Wurm. Was Sarah zu sagen hatte, überging sie meistens ohne Kommentar. Aber es war schrecklich, was da passiert war. Und wie weh das getan haben musste … Was sagte Tommy da?
    »Ihr habt nichts gesehen und nichts gehört. Kapiert?«
    »Was soll das jetzt?« Tommys Ton ärgerte Sarah. »Die Polizei hat uns doch schon gefragt.«
    »Von Pilars Handwerkskasten war bisher nicht die Rede.«
    »Wieso soll jetzt die Rede drauf kommen?«
    »Ich hab Pilars Auto vor der Kirche gesehen, als ich mit dem Rad von der ›Hölle‹ raufkam«, erwiderte Tommy. »Sie war im Gemeindehaus. Wie ich sie kenne, sieht sie sofort, dass ihr Handwerkskasten fehlt und –«
    »Er ist weg?«, fiel ihm Max ins Wort. »Woher weißt du das?«
    »… und wenn sie es der Polizei meldet, fragen die bei uns nach, ist doch logisch«, fuhr Tommy fort. »Ihr habt also den Kasten nicht gesehen, fertig, aus.«
    »Wenn hier einer den Mörder kennt, dann gute Nacht«, zischte Sarah.
    »Hey, es war ein blöder Zufall, ja?« Tommys Faust schlug gegen die Tischkante. Eine Bierflasche flog um.
    »Kennst du ihn? Red doch mal Klartext!« Sarah war laut geworden. Wieso war sie hier die Einzige, die richtig den Mund aufmachte? Waren die anderen schon eingepennt?
    »Okay …«, sagte Tommy gedehnt. »Einer von uns, der sich mir anvertraut hat –«
    »Red nicht so geschwollen daher«, stöhnte Sarah.
    »… hat am Samstag so um sieben eine SMS von einem Freund erhalten, der draußen vorm Gemeindehaus Werkzeug brauchte.« Tommy lehnte sich auf dem versifften Sofa zurück und nahm sein Weinglas in die Hand. »Da kam ja nur das Werkzeug aus Pilars Kasten in Frage. Und das ist ihr heilig, weiß jeder, sie verleiht es nicht. Außerdem durften wir nicht mehr raus. Der Freund sollte daher den Kasten an der Tür übernehmen, wenn das Licht aus war und keiner es mitkriegt. Draußen hätte er sich das Passende rausgesucht und den Kasten später wieder reingebracht.«
    »Total beknackt«, meinte Sarah. »Ich hätte dem gesagt: Pech gehabt, nichts zu machen.«
    »Das sagst du jetzt, weil du weißt, was passiert ist. Hätte der Mörder sich nicht den Kasten gekrallt, als der ein paar Sekunden da stand, wäre alles okay gewesen. Verdammter Zufall, was da gelaufen ist.«
    »Hat der Mörder gedacht: Cool, da ist ein Messer drin, jetzt stech ich schnell die Alte ab, das wollte ich schon lange, oder wie?«, hakte

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