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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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eventuell …?«
    »Glaubst du, da ist eine Bombe drin? Dann ist es natürlich besser, es erwischt Freddy Stieger, kinderlos, unverheiratet, ein unnützes Mitglied der Gesellschaft.«
    »Ach was! Aber ich … ich kann es nicht einmal erklären. Es ist kindisch, ich weiß. Richy würde mich auslachen.«
    Freddy griff in die Innentasche seiner Cordjacke und zog ein Paar Einmalhandschuhe heraus. Er hatte immer welche dabei. Nicht, weil er Detektiv war, sondern weil Billy öfters Durchfall hatte.
    »Du denkst wirklich an alles«, sagte Pilar.
    Er beugte sich hinab, löste die Verschlüsse, die leise knackten, und zog am Griff des Deckels. Wenn da die Tatwaffe drin gewesen war, fiel ihm im selben Moment ein, musste er das Öffnen der Polizei überlassen. Zu spät – der Deckel klappte hoch.
    »Nein …«, flüsterte er.
    Kälte kroch über seine Haut. Der Deckel rutschte ihm aus der Hand und knallte zu. Nicht so dumpf wie ein Sargdeckel, aber es erinnerte daran.
    * * *
    »Was ist? Was hast du?« Pilars Stimme zitterte. Sie forschte in seinem Gesicht. Eine tote Ratte? Ein zerfetzter Vogel?
    »Deshalb hast du ihn nicht gesehen!« Freddy stöhnte auf.
    »Wen?«, fragte sie, obwohl sie schon begriffen hatte. Sie trat einen Schritt zurück. Die Ecke des Couchtischs bohrte sich in ihre Kniekehle. »Freddy, sag, dass es nicht …« Sie konnte nicht weitersprechen.
    Freddy ließ sich in einen Sessel fallen. »Schau nach, Pilar. Ich bin mir nicht sicher, ob er es ist.«
    Sie zögerte, überwand sich und hob den Deckel ein paar Zentimeter an. Durch den Spalt sah sie tiefschwarzes Fell mit einigen hellen Sprenkeln. Er war es.
    Pilar schlug den Deckel ganz zurück, wollte es hinter sich bringen. Das Tier, das Schiller gewesen war, lag ausgestreckt auf Zange, Zollstock, Klebebandrolle und Schere. Die Augen starr, die Pupillen groß und rund. Das kleine Maul stand offen. Eingetrocknetes Blut auf der blassrosa Zunge und den winzigen weißen Zähnen. Pilars Zeigefinger glitt über das schwarze Näschen und die flache Stirn mit dem hellen Strich, der wie ein Ausrufezeichen aussah, über den Nacken und den Rücken, über das ausgestreckte Hinterbein, bis hinunter zu den schwarzen Pfotenballen. Bei Goethe waren sie rau, aber bei Schiller fühlten sie sich glatt und weich an. Sie legte die Hand auf seinen Bauch und fühlte einen Rest von Wärme.
    »No, no, no!« Wie eine Stichflamme loderte die Wut in ihr auf. Sie raste durchs Zimmer, stieß mit dem Kopf gegen die Wand und rannte zum Kasten zurück. »No!«
    »Pilar …« Freddy war aufgestanden und hob die Hände, als wollte er sie auffangen.
    Ihr ganzer Körper war Schmerz. Nur der Gedanke, dass man um ein Tier nicht weinen sollte, weil es ja nur ein Tier war und Menschen viel Schlimmeres erlebten, hielt ihre Tränen zurück.
    »Freddy, er ist ermordet worden. Bei einem kleinen Tier ist das einfach. In Sevilla habe ich mal gesehen, wie ein Mann eine Katze an die Wand geschleudert hat. Das hat gereicht.«
    Es musste nicht die Wand gewesen sein. Der Spaten! Sie wusste noch genau, wo sie ihn abgestellt hatte, nachdem sie letzte Woche ein Beet für die Tulpenzwiebeln umgegraben hatte – neben dem großen Blumenkübel an der Hauswand. Es sollte nur vorläufig sein, sie hatte vergessen, ihn in den Schuppen zu bringen. Sie riss die Terrassentür auf und trat nach draußen. Am Kübel stand nichts. Der Spaten lehnte einen guten Meter weiter an der Wand neben dem Schlafzimmerfenster.
    »Jemand hat Schiller mit dem Spaten erschlagen!« Pilar lief ins Haus, ergriff das Telefon und wählte zitternd die Nummer des Polizeipräsidiums. Sie ließ sich weiterverbinden, aber Kommissarin Ahrbrück war nicht im Hause, und dem Kollegen, der sie vertrat, wollte Pilar sich nicht anvertrauen.
    »Sie werden keine Mordkommission für deinen Kater einrichten«, meinte Freddy.
    »Siehst du den Zusammenhang nicht? Erst der eine Kater, dann der andere! Irgendwer will mich einschüchtern! Mir drohen!«
    »Ich würde eher auf einen Katzenhasser tippen – wenn Schiller nicht ausgerechnet in der Kiste läge, in der sich die Mordwaffe befand.« Freddys Blick wirkte ratlos.
    »Es war der Mörder! Ich bin ihm zu nahe gekommen!«
    »Pilar! Welchen Roman liest du gerade?«
    War es so abwegig? Und wem war sie in letzter Zeit überhaupt nahe gekommen? Für Abstand sorgten die meisten schon selbst.
    »Freddy, gestern ist mir ein Reifen aufgeschlitzt worden, während ich im Gemeindehaus war, heute ist Schiller ermordet

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