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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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loswerden, es war ihm sehr wichtig.
    »Lass dich nicht von Vorurteilen leiten, Pilar! Er sieht schaurig aus mit dem schwarzen Zeug und seinem Gefriertruhenblick, und seine Hände – hast du mal seine Hände gesehen? Aber ich fände es beschissen, wenn man ihn deswegen verdächtigen würde. Der ist eine arme Socke auf der Suche nach einem eigenen Stil.« Freddy hasste Vorurteile. Wenn er sie irgendwo witterte, ließ ihn das nicht mehr los. »Ich bin nur froh, dass da niemand mit dunkler Hautfarbe stand oder einer, der arabisch oder asiatisch aussah, der wäre sofort der Hauptverdächtige.«
    »Mein Aussehen ist vielleicht auch verdächtig«, sagte Pilar. »Frau Sauerwucht hat mich neulich in seltsamem Ton gefragt, ob ich Zigeunerin wäre.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Ich habe die Frage bejaht – aus Sympathie mit den Leuten, die sie so nennt. Aber Richy hat ihr erklärt, ich sei in direkter Linie mit der Königin Isabella von Kastilien verwandt.«
    Pilar stand neben dem Bambusbusch, um den man, wenn man von der Haustür zur Terrasse gelangen wollte, herumgehen musste. Sie starrte auf den Boden.
    »Ist da was?« Freddys Blick wanderte über die flachen Feldsteine, die den Bambus begrenzten. Auf einem der vorderen entdeckte er in einem wässrigen Rest Schnee den verwischten Abdruck eines mittelgroßen Schuhs. Falls die Sohle ursprünglich ein Muster hinterlassen hatte, war es bereits zerschmolzen.
    »Der Größe nach ein Damenschuh«, meinte Pilar.
    »Wieso?« Freddy stellte sich neben den Abdruck. »Das ist ungefähr meine Größe.«
    Pilar schob ihren rechten Fuß, der in einem blauen Turnschuh steckte, auf die andere Seite. Er war deutlich schmaler als der Abdruck. »Hier war entweder ein Mann mit kleinen Füßen oder eine Frau mit großen.«
    »Vergiss es, Pilar. Das bringt uns nicht weiter.«
    Sie hob den Kopf und blickte hinauf zu den Spitzen der Bambushalme, die drei oder vier Meter hoch waren. »Der Lauscher auf der Treppe muss nicht zwangsläufig Katies Bruder gewesen sein, Freddy.« Sie seufzte. »Ich kenne meine Gruppe seit Langem, und ich dachte, ich kenne sie gut. Wie gerät einer von denen an so ein kaltblütiges Monster?«
    »Ich kann nicht mal eine Maus töten«, sagte Freddy. »Wenn eine im Haus ist, fange ich sie in der Lebendfalle und bringe sie in den Garten. Letzten Sommer waren es einundvierzig.«
    »Ich habe schon fast Gewissensbisse, wenn ich eine Fliege erschlage.«
    »Meine Tante trennt ihren Hühnern den Kopf ab und hat kein Problem damit«, erklärte Freddy. »Ihr Mann hat seinen Jagdhund erschossen, weil er Platz für einen neuen schaffen wollte.«
    Pilar verzog das Gesicht. Sie ging zurück ins Wohnzimmer. Freddy folgte ihr und schloss die Terrassentür.
    »Ich wollte nur auf die Unterschiede hinweisen«, entschuldigte er sich. »Die sieht man den Leuten nicht an.«
    »Nein, nie. Wer foltert Menschen zu Tode? Wer schlägt Kinder und alte Leute oder lässt sie verhungern? Wer quält Tiere?« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Ich muss gleich den Kater abholen.«
    Freddy lachte. »Kaum sind die Kinder alt genug, um allein nach Hause zu kommen, holst du die Katzen ab?«
    Die Bemerkung war fehl am Platz, er sah es sofort. Pilars Gesicht verdüsterte sich.
    »Goethe ist angefahren worden, Freddy. Mit voller Absicht. Er ist noch in der Praxis des Tierarztes. Mit einem Bein weniger.«
    »Oh, nein … Und wo ist der andere Kater? Der schwarze mit den gelben Flecken?« Beide Kater waren hübsche Kerle, aber der schwarze gefiel ihm besonders gut.
    Pilar zuckte mit den Achseln. »Schiller streunt gern herum.«
    »Bei dem Wetter?«
    »Im Winter kommt er meistens mittags ins Haus und verschläft den Nachmittag auf dem Schaukelstuhl. Aber ich war lange fort. Sicherlich hat er eine Weile vor der Tür gesessen und ist dann wieder abgezogen.«
    Freddy betrachtete den gelben Kasten. »Was war außer dem Messer drin?«
    »Hammer, Schere, Zollstock, Zange, solche Sachen.«
    »Hast du kontrolliert, ob noch alles da ist?«
    Pilar schüttelte sich. »Ich muss dauernd daran denken, wie der Mörder das Messer rausgeholt hat. Vermutlich war er es auch, der den Kasten hierhingestellt hat. Kein angenehmes Gefühl.«
    »Warum er?«, fragte Freddy, aber Pilar fuhr bereits fort.
    »Ich wüsste nur gern, ob die große Schere, die mein Vater in Paris gekauft hat, noch drin ist. Ich hänge an dem Ding.«
    »Schau nach.«
    »Ich kann nicht.«
    Er ahnte, was als Nächstes kommen würde.
    »Freddy, könntest du

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