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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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worden, als ich meine Gruppe aufgesucht habe, um nach dem Kasten zu forschen. Jemand beobachtet mich. Wer, wenn nicht der Mörder?«
    »Es gibt einige Leute, die zurzeit etwas gegen dich haben.«
    »Hoffentlich niemand aus meiner Gruppe.«
    Es konnte keiner von ihren Darstellern sein, dachte Pilar im nächsten Moment, unmöglich, die mochten sie doch. Oder bildete sie sich das nur ein? Nach den Sommerferien hatte sich ein Misston in die Proben eingeschlichen, eine lähmende Stimmung, die sie sich nicht hatte erklären können. Sie hatte sich damals bemüht, die Gruppe stärker zu motivieren, und geglaubt, es sei ihr gelungen.
    Klingeln an der Haustür. Ausgerechnet jetzt. Pilar sah Freddy an. Der blickte auf die offene Kiste und rührte sich nicht. Also ging sie selbst hin.
    Es war Katie. Sie schien in ihrem kurzen roten Plüschjäckchen zu frieren und kaute heftig auf ihrer Haarsträhne, die schon nach Speichel riechen musste.
    »Komm rein.« Pilar bemühte sich, alles, was an Aggression in ihr hochsprudelte, zu unterdrücken. Das Mädchen ging nicht ohne triftigen Grund drei Straßen zu Fuß. Vielleicht war es eine Chance.
    Katie folgte Pilar ins Wohnzimmer. Die Terrassentür stand offen. Pilar sah, wie Freddy im hinteren Teil des Gartens über die Wiese ging. An seiner Seite leuchtete es gelb. Katie hatte ihn offenbar nicht bemerkt. Sie starrte nur auf die Türöffnung, als sähe sie die nasskalte Luft in Schwaden hereinquellen. Pilar schloss die Tür, während Freddy hinter den Büschen verschwand. Er geht schon zu den Tiergräbern, dachte sie. Dort lagen bereits die zierliche Jay, die Krebs unter der Zunge gehabt hatte, und Paula, der Hund. Beide waren kurz nacheinander gestorben, als Richy in Brüssel weilte und ihre Söhne mit Fieber im Bett lagen. Die Gräber hatte Freddy geschaufelt.
    »Möchtest du einen Kaffee, Katie?«
    »Hätte nichts dagegen.« Katie setzte sich auf die Kante des Sessels und biss mit den Schneidezähnen auf ihrer Unterlippe herum. Die verklebte Haarsträhne baumelte am Kinn.
    »Schwarz?«
    »Sicher.«
    Pilar holte ihr eine Tasse Kaffee aus der Küche und stellte sie auf den Couchtisch. Sie senkte unauffällig den Blick auf Katies Füße. Schätzungsweise Schuhgröße siebenunddreißig. Zu klein für den Abdruck an der Terrasse.
    »Und?«, sagte Pilar, als sie sich aufs Sofa setzte.
    »Hm … ich glaub«, begann Katie, »es geht dir nicht so um den Kasten. Du bist stinksauer, weil deine Premiere geplatzt ist.«
    »Meine? Unsere!«
    »Ich hatte sowieso keinen Bock mehr. War ja ätzend.«
    Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Das konnte nicht wahr sein. Sie alle hatten der Premiere entgegengefiebert und mehrfach erklärt, sie könnten es kaum erwarten! Pilar wandte ihren Blick von Katies finsterer Miene ab und richtete ihn wieder auf den Garten. Wie viel lieber hätte sie in Ruhe von Schiller Abschied genommen statt sich von dem rot geringelten Mädchen den Rest ihrer Illusionen nehmen zu lassen.
    »Außerdem glaub ich, du willst den Mörder finden«, nuschelte Katie in die Kaffeetasse.
    »Ist das nicht die Aufgabe unserer Kriminalpolizei?«
    »Ich meine, das mit dem Kasten ist eigentlich egal. Wichtig ist nur, wer die Frau … Du weißt schon.«
    Pilar nickte. Irgendwas stimmte nicht. Hier lief etwas ab, vielleicht schon der zweite Akt.
    »Die Nachbarn«, sagte Katie. »Hast du an die schon mal gedacht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Da war dauernd was.«
    »Geht’s noch genauer?«
    »Die Holzbeisser hat den schwarzen Hund gehasst, der neben ihr wohnte. Und dann war er plötzlich tot.«
    »Wann?«
    »Ein paar Tage vor dem Mord.«
    »Vergiss es. Niemand bringt seine Nachbarin um, weil sie den Hund nicht mag.«
    »Wenn sie ihn vergiftet hat?«
    »Ich kenne den Hund. Der war vierzehn Jahre alt und herzkrank. Was war sonst noch?«
    »Mit den Nachbarn auf der anderen Seite hat es Streit gegeben wegen der Hecke. Sie hätten sich fast geprügelt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weiß doch jeder. Meine Mutter hat es auch der Polizei gesagt.«
    »Wenn es noch mehr solcher Geschichten gibt, wird es Monate dauern, bis sie den Mörder finden.«
    »Kann ich was dafür?«
    »Ich glaube, dass der Mord nicht das Geringste mit der Hecke und dem Hund zu tun hat und du das ganz genau weißt.«
    Katie knallte die Tasse auf den Unterteller. Er zerbrach in zwei Teile. Ihr Blick wirkte dermaßen empört, dass Pilar für einen Augenblick fast sicher war, ihr Unrecht getan zu haben.
    »Wenn du mir nicht glaubst, kann

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