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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie das Handy nach rechts schwenkte, wurde der Lichtschimmer von irgendetwas reflektiert. Die Plastikabdeckung der Kofferraumbeleuchtung.
    Sie befühlte die Abdeckung, versuchte, sie zu lockern, abzunehmen. Sie zerrte daran, drückte dagegen, brach sich zwei Fingernägel ab.
    Mit geschlossenen Augen packte sie das Handy und schlug damit auf das Plastik ein, bis es splitterte.
    Sie zog die zerbrochenen Teile auseinander und betastete das Innere. Ihre Finger berührten etwas.
    Drähte.
    Kabel zu den Rücklichtern? Den Blinkern? Manch ein Krimineller hatte das Ende seiner Karriere einem Verkehrsdelikt zu verdanken.
    Carey riss die Drähte heraus und betete um einen strafzettelfreudigen Polizisten.

47
    Liska betrat die Kommandozentrale, sie war niedergeschlagen und nervös. Sie hatte eine Suchmeldung für Bobby Haas und Jerome Walden und für den Chrysler von Wayne Haas durchgegeben. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die beiden Jungen Richterin Moore entführt hatten. Das schien ihr eher das Werk eines Profis zu sein. Aber im Geist schob sie die einzelnen Puzzleteile, die das Leben von Bobby Haas ausmachten, unablässig herum und setzte sie immer wieder neu zusammen, wobei ihr von den Bildern, die dabei herauskamen, eins ebenso wenig gefiel wie das andere.
    Den Frauen in Bobbys Leben war es nicht gut ergangen. Seine Mutter hatte sich vor seinen Augen umgebracht. Die erste Mrs. Haas war zu Tode gestürzt. Die zweite hatte man ermordet. Richterin Moore war Opfer eines Überfalls geworden, ihr Angreifer hätte sie wahrscheinlich umgebracht, wenn nicht die Alarmanlage ihres Wagens den Angreifer in die Flucht geschlagen hätte. Und jetzt war sie spurlos verschwunden.
    Bei der Vorstellung, dass der Junge in irgendetwas davon verwickelt sein könnte, bekam Liska eine Gänsehaut. Er wirkte so nett, so höflich, so verletzlich. Dass er in seinem Leben schon derart viel Kummer hatte erfahren müssen, rief ihre mütterlichen Gefühle wach und weckte in ihr den Wunsch, ihn in die Arme zu nehmen und zu trösten. Er war nur ein paar Jahre älter als Kyle, ihr Erstgeborener. Es fiel ihr schwer, nicht an Kyle zu denken, wenn sie Bobby Haas ansah, und ihn beschützen zu wollen.
    Er hatte ihr erzählt, Rebecca Haas wäre an Krebs gestorben.
    Diese Lüge nagte an ihr – nicht heftig, aber unablässig, etwas, an das sie immerzu denken musste.
    Warum hatte er gelogen?
    Weil er gedacht hatte, dass er Verdacht erregen würde, wenn er ihr die Wahrheit erzählte?
    Oder war es so, wie Marcella Otis gesagt hatte, und Bobby wollte nicht über den gewaltsamen Tod seiner ersten Pflegemutter nachdenken? Lieutenant Dawes hatte gemeint, dass er sich vielleicht nicht so sehr wie ein Außenseiter vorkam, wenn er behauptete, seine Mutter sei an Krebs gestorben, statt überall als der Junge bekannt zu sein, in dessen Familie es mehrere unnatürliche Todesfälle gegeben hatte.
    »Du kommst gerade rechtzeitig zum Film«, sagte Tippen.
    Liska ließ sich neben ihm am Ende des Tischs nieder, während Elwood eine Videokassette in das Gerät einlegte und den Fernseher einschaltete.
    »Warum so bedrückt?«, fragte Tippen.
    Sie zuckte die Achseln. »Ach, ich weiß auch nicht. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass ich jeden Tag mit Tod und Verbrechen und dem Niedergang einer einstmals großartigen Kultur konfrontiert bin.«
    »Hör auf zu jammern«, sagte Tippen. »Es könnte schlimmer sein. Du könntest der Hilfssheriff sein, der Karl Dahl nicht mit Handschellen an die Trage gefesselt hat.«
    »Irgendwas Neues von ihm, Dahl, meine ich?«
    »Nada. Wahrscheinlich taucht er in einigen Jahren als Leiter eines Heims für obdachlose Frauen und Kinder in Milwaukee wieder auf. Und man wird ihm das Verdienst zuschreiben, dass die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, drastisch abgenommen hat.«
    »Jetzt geht es mir schon viel besser«, sagte Liska. »Wenn du mich kurz entschuldigen würdest, ich geh nur schnell und schneid mir die Pulsadern auf.«
    Elwood drückte auf PLAY, und auf dem Bildschirm erschien ein kurzes Rauschen, gefolgt von der Lobby Bar des Marquette aus der Vogelperspektive, rechts oben eingeblendet Datum und Uhrzeit. Die Aufnahmen waren klar und das Bild scharf genug, um ohne Schwierigkeiten die Gesichter zu erkennen. Er drückte auf Vorlauf und spulte bis zu dem in Frage kommenden Zeitpunkt vor.
    »Das sind David Moore und seine Liebste«, sagte Tippen und zeigte mit einem Laserpointer auf

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