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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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gestern Abend gesehen hat«, sagte sie und erhob sich. »Ich werde den Hausmeister befragen. Danke, Bobby.«
    Der Junge erwiderte nichts.
    Liska ging weg und fragte sich, ob die Liebe von Bobby Haas zu seinem Vater bis hin zu Rache reichen würde.

24
    Kovac glaubte fest an das Überraschungsmoment. Wenn die Leute vorgewarnt waren, dann legten sie sich nur Lügengeschichten zurecht. Daher meldete er sich nur ungern an, wenn er jemanden befragen wollte. Das plötzliche Auftauchen eines Mordermittlers mit einer Menge Fragen brachte die meisten Leute aus der Fassung.
    Er wusste natürlich, dass sein Besuch für die beiden, die David Moore ein Alibi verschafften, nicht ganz überraschend kam. Kovac zweifelte keine Sekunde daran, dass Moore zu seinem Handy gegriffen hatte, sobald er gestern Nacht das Haus verlassen hatte. Aber sie erwarteten sicher nicht, dass er unangemeldet bei ihnen hereinschneite.
    Nachdem Liska gegangen war, hatte er Edmund Ivors und Ginnie Bird überprüft. Beide waren nie aktenkundig geworden.
    Dafür fand er Ivors im Internet. Wie David Moore gesagt hatte, war Edmund Ivors Unternehmer, siebenundfünfzig Jahre alt, und er hatte sein Vermögen mit Multiplex-Kinos in Minneapolis und Chicago gemacht. Er hatte ein Büro in Downtown, ein Haus in dem Luxusvorort Edina und eines am Lake Minnetonka, dessen Ufer seit mehr als hundert Jahren von reichen Sommerfrischlern aufgesucht wurden. Er gehörte mehreren Filmjurys an und saß im Vorstand von einem halben Dutzend Wohlfahrtsorganisationen. Ein Mann, der ohne Fehl und Tadel zu sein schien, aber gerade solche Leute hatten nach Kovacs Erfahrungen oft eine Menge Leichen im Keller.
    Ginnie Bird dagegen schien nicht zu existieren. Kovac entdeckte nirgends eine Spur von ihr. Er gab verschiedene Varianten ihres Namens in der Suchmaschine ein – Virginia, Ginnifer, Jenny, Jennifer … nichts. Versuchte es mit anderen Schreibweisen ihres Nachnamens. Auch nichts. Sie war in keinem Telefonbuch zu finden, hatte unter diesem Namen kein Auto angemeldet, befand sich auf keiner Wahlliste und auch nicht auf der Steuerliste des Staates Minnesota.
    Moore hatte behauptet, Ginnie Bird sei eine »Mitarbeiterin« von Ivors, demnach sollte Ivors ihre Adresse und Telefonnummer haben.
    Kovac sah auf seine Uhr. Sein Magen knurrte vernehmlich. Er brauchte etwas zu essen, einen Liter Kaffee und mindestens drei Päckchen Zigaretten. Wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, sich dabei die Schulter auszukugeln, hätte er sich selbst auf den Rücken geklopft, weil er sich mit dem Rauchen zurückgehalten hatte. Wichtige Ermittlungen hatte er stets auf der Grundlage von Koffein, Nikotin und Adrenalin geführt.
    Bevor er ernsthaft versucht war, doch wieder schwach zu werden, klingelte sein Handy.
    »Kovac.«
    »Detective Kovac, mein Name ist Edmund Ivors.«
    Da hatte jemand dieselbe Idee mit dem Überraschungsmoment gehabt und einfach den Spieß umgedreht. Ein Präventivschlag. Damit war seine ganze Strategie im Eimer, schoss ihm durch den Kopf.
    »Mr. Ivors. Ich vermute, Sie haben mit David Moore gesprochen.«
    »Ja, ich habe von dem Überfall auf Richterin Moore gestern Abend gehört und habe natürlich gleich David Moore angerufen. Er sagte mir, Sie hätten ein paar Fragen an mich.«
    »Ja, die habe ich«, sagte Kovac. »Ich wollte gerade zu Ihnen. Können wir uns irgendwo treffen?«
    »Ich bin in meinem Büro. Haben Sie die Adresse?«
    »Ich bin in einer halben Stunde da.«
    Edmund Ivors' Büro in Downtown war elegant, modern und teuer ausgestattet, das Gleiche galt für Ivors selbst. Er war ein kleiner Mann mit einem säuberlich getrimmten, von weißen Haaren durchzogenen Bart und einem makellosen dunkelblauen Nadelstreifenanzug, für den Kovac wahrscheinlich einen Monatslohn hätte hinblättern müssen. Ein Hemd in gedeckter Farbe, eine rote Krawatte und ein Einstecktuch aus demselben Stoff. Kovac traute Männern mit Einstecktüchern nicht über den Weg – sie hielten zu viel auf sich. Die Schuhe waren wahrscheinlich von blinden Mönchen in den Dolomiten von Hand genäht worden.
    Kovac sah ihn an und dachte: Arschloch.
    Ivors begrüßte ihn an der Rezeption mit einem übertrieben freundlichen Lächeln und dem festen Druck einer zu weichen Hand. Er gehörte garantiert zu den Männern, die sich einmal in der Woche die Hände maniküren ließen.
    »Detective«, sagte Ivors. »Ich bin froh, dass ich Sie erreicht habe.«
    »Warum?«, fragte Kovac. »Die meisten Leute gehen mir aus dem

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