KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef
Ende ertönte die unverkennbare Nilpferdlache von Mr. Brerrik, aber es klang, als lache er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Lauerst wohl schon auf meinen Anruf, was?« fragte er. »Hast also mein Briefchen bekommen.«
Ich hörte Neville am anderen Apparat mit dem Amt flüstern.
»Stellen Sie fest, woher der Anruf auf unserer Leitung kommt. Schnell!«
Ich sprach besonders laut, damit Brerrik nichts davon mitbekam.
»Hören Sie, Brerrik, was habt ihr mit Mr. High gemacht?«
»Das geht dich einen Dreck an, G-man. Hauptsache, er lebt. Ein paar Wochen Krankenhaus machen ihn wieder fit. Also, wie ist es? Wollt ihr ihn gegen Pickford austauschen?«
Ich mußte Zeit gewinnen. »Warum wollen Sie eigentlich unbedingt mit aller Gewalt Ihren Häuptling zurückhaben, Brerrik? Seine Verhaftung ist eine einmalige Gelegenheit für Sie, sich zum Boß der Bande zu machen. Warum nutzen Sie das nicht aus?«
Man konnte ihn förmlich durch das Telefon grinsen hören.
»Das will ich dir sagen. Jim ist zwar ein feiner Junge, aber ich würde nicht den Hals für ihn riskieren, wenn er nicht in doppelter Form dafür gesorgt hätte, daß ich es tun muß. Der kluge Pickford hat uns zwar einen anständigen Wochenlohn gezahlt, aber unsere anderen Ansprüche hat er in einer gemeinsamen Kasse verwahrt. In dieser Kasse dürften schätzungsweise eine halbe Million Dollar sein, von denen wir keinen Cent zu sehen bekommen, wenn es euch gelingt, ihn auf den elektrischen Stuhl zu setzen. Außerdem liegt bei dem Geld eine detaillierte Aufstellung von allen Dingen, die jeder einzelne von uns jemals unternommen hat, mit allen Beweisen und Unterlagen zusammengeheftet. Wenn Jim euch das Versteck verrät, kommt keiner von uns unter zehn Jahren weg, und einige, darunter auch ich, müßten ihm auf den elektrischen Stuhl folgen. Darum, mein Lieber, gebe ich mir solche Mühe, meinen Freund aus euren Klauen loszueisen.«
»Sehr klug«, lobte ich. »Hier eine halbe Million, da der elektrische Stuhl. Die Wahl dürfte niemandem schwerfallen.«
»Hier euer Chef High, da unser Boß Pickford«, ahmte er nach. »Fällt euch diese Wahl schwer?«
»Uns nicht, aber es ist nicht einfach, auch für uns nicht, einen überführten Mörder freizubekommen. Wir haben uns mit dem Gouverneur in Verbindung gesetzt, aber die Entscheidung steht noch aus. Sie müssen etwas Geduld haben, Brerrik.«
»Wie lange?«
»Rufen Sie uns heute abend noch einmal an.«
»Was steckt dahinter?« fragte er mißtrauisch.
»Nichts«, schnauzte ich ihn an. »Mr. High ist Beamter. Er wird dafür bezahlt, daß er sein Leben riskiert. Dem Gouverneur ist bis jetzt euer Pickford noch wichtiger als sein High. Weiß der Teufel, ob es uns gelingt, seine Meinung zu ändern.«
Einen Augenblick lang schwieg er. »Gut«, entschloß er sich dann. »Ich rufe um acht Uhr heute abend noch einmal an, aber wenn du wieder versuchst, uns hereinzulegen, G-man, dann wird dein Konto bei uns noch fetter.«
»Darauf kommt es mir absolut nicht mehr an, mein Freund.« Ich sah Neville fragend an. Er nickte. »Bis heute abend also«, sagte ich und hängte ein.
»Der Anschluß kam aus Beveridge Hill von dem Anschluß 5390«, berichtete Neville.
Ich rieb mir die Hände. »Es läßt sich den Umständen entsprechend gut an. Heute abend schlagen wir ihm den Austausch für die Nacht vor. Ich gehe als Pickford zu ihnen hinüber, und sie schicken uns den Chef.«
Neville machte ein wenig befriedigtes Gesicht. »Mir gefällt das gar nicht«, brummte er. »Du hast keine…«
»Versuche lieber festzustellen, wer der Inhaber des Anschlusses Beveridge Hill 5390 ist«, unterbrach ich ihn. Ich hatte keine Lust, mir Predigten anzuhören.
Er gehorchte und telefonierte mit der Postzentrale. Die Auskunft erhielt er nach zwei Minuten, und sie schien überraschend zu sein, denn er kehrte mir ein fassungsloses Gesicht zu.
»Der Anschluß ist auf den Namen Joel Casco eingetragen«, sagte er.
»Casco? Pickfords ehemaliger Boß! Der ist doch seit zehn Jahren tot.«
Neville sprang auf und schlug sich vor die Stirn, daß es klatschte: »Ich Idiot!« rief er. »Jetzt weiß ich, warum mir Beveridge Hill sofort so bekannt vorkam. Als wir Cascos Leiche damals im Hafenbecken fanden, forschten wir natürlich an den Orten nach, an denen er sich zu Lebzeiten aufgehalten hatte. Er besaß ein Landhaus in Beveridge Hill, genauer gesagt, ungefähr zwei Meilen vor dem Städtchen. Es liegt auf einem sanften Hügel. Ich war damals zu einer
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