KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef
schossen auf alles, was sich nur regte. Die Lichtkegel zuckten nervös hierhin und dorthin, aber bis jetzt war kein Schuß von einem Schrei beantwortet worden, und so durften wir hoffen, daß niemand unserer Leute verletzt worden war.
Nach zehn Minuten wurde es still. Im Haus waren längst alle Lichter erloschen. Bis zu diesem Augenblick war von unserer Seite noch kein Schuß gefallen. Neville stieß mich in die Rippen.
»Ich denke, es ist an der Zeit«, brummte er. »Nimm du den linken, ich den rechten.« Wir entsicherten unsere Maschinenpistolen. »Sofort nach dem Feuern rechts und links auseinander«, warnte Neville noch einmal.
Wir warteten, bis die Scheinwerfer über uns hinweggegangen waren, richteten uns ein wenig auf, und als sie jetzt zurückwanderten, schossen wir gleichzeitig eine Serie.
Glas klirrte. Wir rollten uns nach links und rechts. Vom Haus brach ein wütendes Schießen in Richtung des Mündungsfeuers unserer Waffen los. Die Kugeln pfiffen uns unangenehm um die Ohren, aber jetzt waren auch die anderen G-men und die Cops auf dem Plan. Rund um das Haus krachte und blitzte es. Zweimal ertönten vom Haus her Schreie, und dann entwickelte sich ein regelrechtes Feuergefecht. Beide Gegner richteten sich nach dem Aufblitzen der Waffen. Dabei waren die Gangster sehr im Vorteil. Sie fanden hinter Fenster und Türen einen besseren Schutz als unsere Leute, die nach jedem Schuß blitzartig die Stellung wechseln mußten, damit die Verbrecher sich nicht auf ihren Standort einschossen.
Neville und ich fanden uns wieder zusammen. Er wollte sich an der Schießerei beteiligen, aber ich fiel ihm in den Arm. »Laß es«, sagte ich. »Ich fürchte, das führt doch nicht zum Erfolg.«
Wir beobachteten das Gefecht. Die Gangster versuchten, sich mit Taschenlampen zu helfen, aber das erwies sich nicht als zweckmäßig. Unsere Leute löschten nacheinander fünf von den Dingern aus, und zwei Schreie bewiesen, daß sie mehr getroffen hatten als nur die Lampen.
Trotzdem kamen wir nicht vorwärts. Der Hügel war im oberen Teil fast völlig ohne Gebüsch und Deckung. Nach der ersten Verwirrung fanden Brerriks Leute die Ruhe wieder. In ihrer guten Deckung warteten sie ab, bis sie ein Ziel ausgemacht hatten. Und sie trafen auch. Wir erlitten Verluste.
Der junge Lieutenant der Cops tauchte bei uns auf.
»Ich verliere zuviel Leute«, keuchte er. »So bekommen wir das Haus nie. Wenn wir stürmen, legen sie uns reihenweise um.«
Langsam flaute das Schießen ab, und nur noch vereinzelt klang ein Kugelwechsel auf. Es mußte etwas anderes geschehen, wenn wir einen Erfolg erzielen wollten. Ich entschloß mich zu einem halsbrecherischen Unternehmen.
»Neville, zieh drei oder vier Gruppen halblinks von hier zusammen. Sie sollen eine gewaltige Schießerei anfangen, damit die Brüder glauben, wir wollten von dort einen Angriff starten.«
»Was hast du vor?« fragte er.
Ich gab ihm lieber keine Erklärung, sonst bekam er wieder Bedenken oder wollte es selbst machen. »Hau schon ab!« knurrte ich.
Neville verschwand, mit ihm der Lieutenant. Ich war allein, und das war mir am liebsten.
Es dauerte eine Viertelstunde, bis er die Leute an der gewünschten Stelle konzentriert hatte. Das Schießen hörte während dieser Zeit fast ganz auf. Auch die Gangsterkanonen verstummten.
Urplötzlich brach auf unserer Seite, halblinks von mir, das Feuer wieder auf, und zwar so wild, wie noch nie vorher. Panikartig antworteten die Gangster, und ich war der Überzeugung, daß in diesem Augenblick alle Augen und alle Läufe auf die eine Stelle gerichtet waren. Das war die Sekunde meiner Chance. Meine Schuhe hatte ich schon vorher ausgezogen. Ich sprang auf und rannte, so schnell ich nur konnte, dem Haus zu.
Es mochten knappe siebzig oder achtzig Yard bis zur Hauswand sein. Ich lief höchstens zehn oder zwölf Sekunden, mir aber kam diese winzige Spanne wie ein Dutzend Jahre vor. Ich war noch jung und wollte nicht gern sterben.
Wenn jetzt nur einer der Bande in meine Richtung sah, jetzt, in diesem Augenblick vielleicht, grinsend die Knarre hochnahm, zielte und abdrückte, dann… Gott sei Dank, da war die Hauswand.
Ich ließ mich lautlos zu Boden gleiten und bemühte mich, meinen pfeifenden Atem zu bändigen. Das Herz schlug wie ein Hammer gegen meine Brust.
Ich blieb liegen, bis sich Herz und Atem beruhigt hatten, dann schob ich mich ohne Geräusch auf Händen und Knien weiter am Haus entlang. Von unten gegen den helleren Nachthimmel blickend,
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