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KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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und in einer halben Minute auf dem Boden.
    Im Schießen war Phil mir noch über. Er schaffte acht Treffer auf neun, ich nur fünf, dafür machte ich ihn im Jiu-Jitsu wieder restlos fertig.
    Er rieb sich ächzend das Kreuz und sagte zu Mr. High: »Das war immer schon seine Spezialität. Mit der Leibgarde von Pickford hat er es in Brerriks Bude genauso gemacht.«
    Jetzt nahm mich Mr. High persönlich vor. An die siebzig Fragen mußte ich ihm beantworten, teilweise mußte ich sie in Morsezeichen klopfen. Ich geriet sehr schnell in Schweiß, und zum Schluß verlangte er, ich soll mit ihm reden, wie ein Friseur mit seinem Kunden im Barbierladen spricht.
    »Okay«, sagte mein Chef nur zum Schluß. Neville grinste mich an, und Phil hieb mir einen gewaltigen Schlag auf die Schulter und rief: »Prima, Boy, ab morgen sind wir Partner.«
    ***
    Mr. High saß wie immer hinter seinem Schreibtisch, als wir am anderen Morgen bei ihm eintraten.
    »Setzt euch!« forderte er uns mit einer Handbewegung auf. »Hört zu. Wir haben Pickford in Brerriks Lokal nicht erwischt. Seitdem ist er wie von der Bildfläche verschwunden, aber ich bin sicher, daß er noch in New York ist. Wir wissen, daß er eine gefährliche Bande um sich geschart hat.«
    Er blätterte in einem Aktenstück. Ich mußte dabei immer auf seine Hände sehen. Sie waren schmal und schlank wie die Hände eines Gelehrten oder eines Künstlers.
    »Pickfords Gangsterlaufbahn begann vor fünfzehn Jahren«, fuhr er fort. »Damals machte er Handlangerdienste für Automaten-Casco, der die Geschäfte im Harlem-Bezirk kontrollierte. Ich wißt, wie ein solches Geschäft aussieht. Cascos Leute, unter ihnen auch Pickford, gingen in die Läden von Harlem, angefangen vom kleinsten Milchgeschäft bis zu den Kaufhäusern, von den kleinen Kneipen bis zu den großen Speiserestaurants. Sie lümmelten sich an die Theken und erklärten den erstaunten Besitzern, daß sie unbedingt Schutz nötig hätten vor willkürlichen Störungen des Betriebes. Gegen Zahlung einer recht hohen Gebühr, die aber immer dem Einkommen des Mannes oder der Firma angepaßt war, wären sie bereit, diesen Schutz zu übernehmen. Stimmten die Leute zu, dann war alles in Ordnung. Weigerte sich aber ein Geschäftsmann, dann wurde ihm die Hölle heiß gemacht. Es fing damit an, daß ihm nachts die Schaufensterscheibe eingeworfen wurde. Blieb er weiter hartnäckig, wiederholte sich der Spaß, und als zusätzliches Druckmittel schnitt man ihm vielleicht die Reifen seines Lastwagens durch. Nutzte auch das noch nichts, bezog er bei passender Gelegenheit eine furchtbare Tracht Prügel, die ihn für Monate arbeitsunfähig machte, und danach war er meistens reif.«
    Mr. High machte eine kleine Pause. Seine Stirn furchte sich. »Es gab Fälle«, sagte er leiser, »in denen die Geschäftsleute standhaft blieben. Sie riefen, wenn der Gangster am anderen Morgen grinsend über die Scherben der zertrümmerten Fensterscheibe stieg, um zu fragen, ob sie jetzt zahlen wollten, die Polizei. Pickford selbst wurde auf diese Weise zweimal gefaßt. Sein Chef Casco stellte ihm einen Rechtsanwalt. Trotzdem wurde er wegen räuberischer Erpressung in beiden Fällen zu Gefängnisstrafen verurteilt. Seine Hintermänner hat er nie preisgegeben. Die Geschäftsleute aber, die für seine Verhaftung gesorgt hatten, brave, biedere Bürger, wurden beide im Laufe der nächsten drei Monate ermordet.«
    »Und man hat die Täter nie erwischt?« fragte ich.
    Mr. High sah mich ernst an. »Nein. Was sich innerhalb der Bande abgespielt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls war Jim Pickford eines Tages Boß der Casco-Gang. Cascos Leiche wurde im Hafen gefunden, schrecklich entstellt. Seitdem kontrolliert Pickford die Geschäfte von Harlem und hat außerdem dort ein Nachtlokal, Starlight Bar. Vor zwei Monaten verhafteten wir einen Mann aus seiner Bande, der uns den Namen eines Mittäters verriet. Beide schworen, Zeugen von zwei Morden gewesen zu sein, die Pickford persönlich begangen hatte. Daraufhin stellte der Richter einen Haftbefehl gegen Pickford aus. Ihr könnt ihn also sofort festnehmen, wenn ihr ihn findet.«
    Mr. High machte eine Pause. Dann fuhr er fort: »Ich komme jetzt zur Beschreibung Pickfords. Er ist ein etwas mehr als mittelgroßer schlanker Mann, hat ein schmales bleiches Gesicht, trägt gewöhnlich einen kleinen ausrasierten Schnurrbart. Seine Haare sind schwarz. Auf der linken Schulter hat er ein kreuzförmiges Muttermal. Im Gebiß oben links hat er zwei

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