Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
verreist, aber außerdem kauft er nie heiße Ware. Ich habe alle Vollmachten und lehne nicht nur Ihr Angebot ab, sondern ersuche Sie auch, sich anständig zu benehmen.«
    »Mach keinen Engel aus deinem Boß«, sagte Phil wütend. »Ich habe vor zehn Jahren schon mit ihm in Sing-Sing Gute-Nacht-Lieder gesungen.«
    »Sie müssen ein besonders schwerer Junge sein, wenn Sie schon als Baby eingesperrt worden sind«, antwortete Pickfords Geschäftsführer, »denn viel mehr waren Sie vor zehn Jahren doch noch nicht!«
    Sprach’s, machte eine unverschämte kleine Verbeugung und verschwand.
    Phil sah ihm mit vorgeschobener Unterlippe nach. Auch ich verfolgte Mr. Grannock mit den Augen, und dabei geriet eine andere Gestalt in mein Blickfeld.
    »Mann«, sagte ich zu Phil, »wenn wir nicht schleunigst verschwinden, ist unsere Rolle als Verkäufer heißer Ware ausgespielt. An der zweiten Säule rechts steht mein ehemaliger Boß, Mr. Brerrik, und ich schätze, daß er weder auf seinen Nachtportier noch auf dich gut zu sprechen ist.«
    »Wo?« fragte Phil, aber es war schon zu spät. Mr. Brerrick hatte uns gesehen, erkannt und steuerte spornstreichs auf uns zu.
    »Hallo!« rief er schon von weitem. »Der Stockfisch aus Connecticut!«
    Ohne große Umstände nahm er sich einen Stuhl und setzte sich an unseren Tisch.
    »Na, Mr. G-man«, wandte er sich an Phil, »sind Sie wieder okay? Freue mich, wenn Sie mir auch meinen Laden ruiniert haben.« Dann wandte er sich an mich. »Was treibst du jetzt?«
    Während Mr. Brerrik so daherredete, war mir eine großartige Idee aufgegangen. So sagte ich denn jetzt auf seine Frage: »Ich? Nun, ich bin auch G-man.« Dabei kniff ich schnell ein Auge zu und sah ihm starr in die Pupille.
    Er wandte den Blick ab und pfiff leise durch die Zähne. »So, auch G-man. Bißchen gefährlich, der Job, was?«
    »Ja«, gab ich zu, »unter Umständen, aber ertragreich.«
    Mr. Brerrick warf mir einen mißtrauischen Blick zu. »Was kannst du groß verdienen?«
    Er faßte mich unter und wir segelten zur Bar. Phil blieb ziemlich überrascht sitzen.
    An der Theke bestellte Mr. Brerrik einen doppelten Gin für sich und mich.
    »Achtzig Dollar die Woche«, gab ich zurück, schüttelte dabei aber leise den Kopf in Phils Richtung. Mein ehemaliger Boß verstand mich sofort.
    Er wandte sich an Phil und rief ihm zu: »Hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mit meinem ehemaligen Angestellten einen Erinnerungsschluck nehme, ohne Sie einzuladen. Haben mir das Geschäft zu sehr verdorben.« Er drehte mir wieder den fetten Kopf zu.
    »Achtzig Dollar also die Woche. Nicht sehr viel«, sagte er vor sich hin.
    »Bei Ihnen bekam ich nur siebzig«, antwortete ich und lachte.
    »Ich kann dir einen Job für zweihundert in der Woche besorgen«, sagte Mr. Brerrik.
    Ich wiegte zweiflerisch den Kopf. »Zweihundert sind ein Sündengeld. Was müßte ich dafür tun?«
    Er sah mich schräg von unten an. »G-man bleiben, weiter nichts.«
    Ich nahm mein Glas und sah ihm in die Augen. »Auf vergangene Zusammenarbeit«, sagte ich lächelnd, »und auf künftige.« Damit kippte ich das Zeug hinunter und sandte ein Stoßgebet zum heiligen Jeremias, daß Mr. Brerrik auf meinen Sermon hereinfallen möge.
    Und wie er hereinfiel. Er haute mir auf die Schulter, daß mir der Gin wieder hochkam und ich ihn noch einmal schlucken mußte.
    »Ich sagte immer, du bist richtig, mein Junge!« brüllte er.
    »Pst, nicht so laut!« sagte ich entsetzt. »Wenn der drüben etwas merkt, kann ich die zweihundert Dollar in den Mond schreiben und die achtzig dazu.«
    Ich schüttelte ihm die Hand wie zu einem Abschied fürs Leben und ging an Phils Tisch zurück.
    »Come on!« forderte ich ihn auf. »Hier blüht für uns kein Weizen mehr.« Phil war ein kluger Junge und verstand sofort.
    Draußen erzählte ich ihm wörtlich meine Unterredung mit Mr. Brerrik und teilte ihm meinen Plan mit. Er wiegte bedenklich den Kopf.
    »Jerry, du bist neu bei uns. Du hast noch nicht bewiesen, daß dir achtzig Dollar und Gefahr lieber sind als zweihundert und gutes Leben. Wenn du dich Brerrik als Spitzel zur Verfügung stellen willst, riskierst du nicht nur dein Leben, sondern auch deinen Ruf bei den G-men.«
    Ich packte ihn am Rockkragen.
    »Phil«, beschwor ich ihn, »das ist unsere einzige Chance, in den Gangsterkreis um Pickford hineinzukommen, um etwas über seinen Aufenthaltsort zu erfahren.«
    Phil fuhr schnell zu meiner Wohnung. Ich wollte den Chef anrufen, um ihn zu informieren.

Weitere Kostenlose Bücher