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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Staat.
    »Verzollt, natürlich«, antwortete ich. »Welche Schlechtigkeit traust du Staatsbeamten zu, Lucky?«
    Er brummelte vor sich hin und schüttete zwei Gläser voll.
    »Bleib ein wenig bei uns, Lucky«, forderte ich ihn auf. »Wir wollen uns etwas unterhalten.«
    Er hätte uns sicherlich gern abfahren lassen, aber das wagte er nicht. »Vor einigen Tagen hatte ich mit einem Mann zu tun, der so ähnlich hieß wie du, Lucky«, sagte ich und trank von dem Whisky. »Both war sein Name.«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Roy Both. Er überstand die Unterhaltung nicht.«
    »Weißt du noch mehr, Lucky?«, fragte ich rasch und sah ihm gerade in die kleinen Augen, die zwischen den Fettwülsten der Wangen fast verschwanden.
    Er wackelte ausdrucksvoll mit dem Doppelkinn. »Muss eine dicke Sache gewesen sein. Es wird erzählt, dass ihr eine große Gang ausgehoben habt, und dass es Tote gab.« Er schnurrte die Namen der Verhafteten und Erschossenen herunter, und jeder Name stimmte. Woher er es wusste, blieb rätselhaft, denn es war kein Polizeibericht darüber herausgegeben worden, und die Presse hatte lediglich veröffentlicht, dass im Hafen ein Feuergefecht zwischen Polizeibeamten und Gangstern stattgefunden hatte. Nur drei Namen fehlten in Luckys Aufzählung. Means, Dexter und Crasher. »Weißt du auch, was die Brüder auf dem Kerbholz hatten?«
    Er zuckte ausdrucksvoll die mächtigen Schultern, und ich glaubte ihm, denn was immer die Mitglieder der Means-Bande ihren intimen Freunden erzählt haben mochten, darüber, dass sie Falschgeld fabrizierten, hatten sie sicherlich geschwiegen wie das Grab, denn mit diesem Falschgeld bezahlten sie ihre Zechen und schmissen die Angeberrunden.
    »Nur die Namen. Sie sollen die Führer der Sache auf dem Pier 43 gewesen sein, aber ich kenne sie nicht. Scheinen Außenseiter zu sein. Tut mir Leid, G-man, ich kann nichts über sie sagen.«
    »Aber Crasher kennst du doch, Lucky, nicht wahr?«
    Die kleinen Augen wurden noch enger. »Sol?«, fragte er gedehnt. »Sol kenne ich natürlich. Hatte er die Finger auch darin?«
    Ich lachte den dicken Wirt aus. »Gib mir noch einen, Lucky, und lerne besser zu lügen. Neun Gangsternamen kennst du, und ausgerechnet den zehnten Mann willst du nicht kennen.«
    Er grinste ein wenig. Seine schlechte Laune schien sich zu bessern.
    »In Ordnung, G-man«, antwortete er, »aber Sol ist ein anständiger Kerl. Ich erzähle dir nicht gern etwas über ihn.«
    »Crasher arbeitet auch nur für die Großen«, rührte ich an seinem wunden Punkt, aber der Haken verfing nicht.
    »Er war einige Male hier«, entgegnete Lucky. »Hatte viel Geld. Aber ich weiß nicht, wo er steckt.« Er wandte sich ab und wollte unsere Unterredung als beendet betrachten.
    »Kann ich mal deine Kasse sehen, Lucky?«, fragte ich. Er fuhr herum wie ein kenternder Eisberg, aber ich wartete sein Einverständnis nicht ab, sondern stellte mich auf den Hocker und sprang über die Theke. Es wurde sehr still im Lokal. Alle wandten uns den Kopf zu, und die beiden Boxer-Kellner stellten die Tabletts hin und kamen langsam näher. Ich stieß Lucky ein wenig vor den Bauch, damit er mir aus dem Wege ging, und er tat es. Dann zog ich seine Geldschublade auf. In dem rechten großen Fach lagen hübsch geordnet ein Revolver, ein Totschläger und ein Gummiknüppel. Hin und wieder bedurfte Lucky solcher Beruhigungsmittel für seine Gäste.
    In den Geldfächern lag die Einnahme, Scheine aller Sortierungen und Kleingeld. Ich griff mir ein Bündel Zehn-Dollar-Noten und warf es auf den Schanktisch.
    »Komm her, Lucky«, winkte ich den Wirt herbei. Er schob sich heran. Phil hatte sich inzwischen den anrückenden Ex-Boxern zugedreht und musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    Ich sortierte sechs Scheine aus dem Bündel heraus. »Hat Crasher nicht mit Zehnernoten bezahlt, als er das letzte Mal bei dir war?«
    »Ich weiß nicht«, überlegte er. »Ich glaube, er tat es.«
    »Jede Wette, dass er es tat, und diese sechs Scheine sind es, mit denen er bezahlte.« Ich wedelte mit den aussortierten Noten vor seiner Nase. »Und diese sechs Scheine sind falsch.«
    Die angespannte Stille im »Haifisch« löste sich in erregtes Gemurmel. Wie auf Kommando kramten die Gäste ihre Portemonnaies und Brieftaschen hervor und suchten nach Zehn-Dollar-Scheinen. Wer welche fand, stürmte zur Theke, um mein Gutachten über die Echtheit einzuholen. Im Nu reckten sich mir zwei Dutzend Fäuste entgegen, in denen Geldscheine flatterten. Ich nahm

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