KR083 - Ich - gegen ihn
Anzeige aus der »New York Times« ins Haus, die alle meine Bemühungen um die Geheimhaltung von Lilian Greens Wohnung zu Wasser werden ließ. Häufig erschienen in den Anzeigenseiten der Zeitungen Mitteilungen, die für die Polizei von Interesse sind. Darum werden alle Zeitungen von uns sehr sorgfältig gelesen. Diese Anzeige lautete:
»John, ich will dich sprechen. Sieben Jahre ändern vieles. Rufe mich unter LB 67945 an. Lilian.«
Damit hatte sich Greens Tochter die perfekteste Verrücktheit geleistet. Ein Telefongespräch mit der Auskunft des Fernsprechamtes mußte Forester ihre Adresse verraten.
Ich gab sofort die Anweisung, den Apparat LB 67945 zu überwachen und alle Gespräche auf dieser Leitung mitzuhören. In einer Besprechung mit Mr. High holte ich mir das Einverständnis des Chefs, nun den ganzen Komplex einfach auszuräumen. Beim nächsten Auftauchen von Factur sollte ich mich durch ihn zu Green führen lassen. Green sollte verhaftet und abgeurteilt werden. High würde unterdessen versuchen, über das Außenministerium die Ausweisung Lilian Greens und Flip Facturs zu erreichen, aber er machte mich darauf aufmerksam, daß die Formalitäten mindestens vier Wochen in Anspruch nehmen würden. In diesen vier Wochen dürfte Forester nicht zum Zuge kommen.
Georg Miles, der die Überwachung von Lilian Greens Wohnung leitete, gab ich Anweisung, mich sofort zu benachrichtigen, wenn Flip Factur sich sehen ließe.
Am gleichen Abend, kurz vor Mitternacht, rief Miles schon an.
»Factur ist eben gekommen. Er ging ins Haus. Sollen wir ihn festnehmen, wenn er herauskommt?«
»Nein, laßt ihn. Ich komme sofort.« Ich hatte meinen Wagen auf der Straße stehenlassen, und ich brauchte nicht mehr als eine Viertelstunde, um die 43. Straße zu erreichen.
»Jeremias« rollte noch, als Miles an meiner Seite auftauchte.
»Er ist gerade wieder abgefahren«, schrie er. »Dort vorne die Schlußlichter, das ist er.«
Ich gab sofort wieder Gas. Fünf Minuten später sah ich die Schlußlichter von Facturs Wagen nahe genug vor mir, um ihn sicher halten zu können. Natürlich hätte ich ihn überholen und stoppen können, und ursprünglich war das auch meine Absicht gewesen, aber ich überlegte mir, daß es besser sei, mich von ihm direkt zu Greens Unterschlupf führen zu lassen.
Ich nahm etwas Gas weg und ließ meinen Wagen zurückfallen. Bei der Geschwindigkeitsreserve des Jaguar konnte ich jede Entfernung rasch ausgleichen und vermehrte die Aussicht, daß ich unbemerkt blieb.
Wir gondelten also in mäßigem Tempo durch New York, voran Factur in, wie es mir schien, dem Buick, ich hinterher.
Allmählich verließen wir das Weichbild der Stadt in nördlicher Richtung. Der Autoverkehr wurde geringer. Ich mußte noch ein Stück zurückfallen, um nicht Facturs Aufmerksamkeit auf die ihm beharrlich folgenden Lichter zu lenken. Unsere Geschwindigkeit war nicht höher als um die vierzig Meilen pro Stunde. Ich steckte mir gemächlich eine Zigarette an.
Aber ich merkte durch die gewohnheitsmäßigen Blicke in den Rückspiegel, daß sich auch hinter mir ständig zwei Scheinwerfer hielten. Ich sah wieder und wieder hin. Die Lichter blieben im gleichen Abstand. Natürlich konnte es ein harmloser Autofahrer sein, der zufällig den gleichen Weg hatte, aber ich wurde doch etwas unruhig. Ich probierte die verschiedensten Methoden zur Feststellung, ob ein Wagen einem folgt, aus. Ich wurde langsamer. Mein Hintermann nahm ebenfalls das Gas weg, denn der Abstand blieb gleich. Ich trat das Pedal ein wenig durch. Der Abstand vergrößerte sich nicht.
Forester! dachte ich. Das konnte heiter werden, und ich sann nach einer Methode, ihn zu stellen. Wenn ich nicht allzuviel riskieren wollte, blieb eigentlich nur die nächste Polizeistation.
Plötzlich kamen die Scheinwerfer hinter mir näher und näher. Ich griff nach dem Colt und sagte halblaut: »Na, na, na!«
Aber ich irrte mich. Mein Verfolger riß das Steuer herum und fuhr in eine Seitenstraße, die ich eben überquert hatte. Im Handumdrehen waren seine Scheinwerfer von einer Häuserzeile verdeckt.
Ich atmete auf. Also doch nur ein später Fahrer, der zufällig bis zu dieser Stelle den gleichen Weg mit uns hatte. Aber dann schoß mir ein anderer Gedanke durch den Kopf. Warum gab er gerade vor der Kurve so unverschämt viel Gas? Ich hatte die Reifen bis zu mir hin über den Asphalt quietschen hören, als er seinen Wagen in die Seitenstraße riß.
Aus einem unklaren Gefühl der Besorgnis trat
Weitere Kostenlose Bücher