KR083 - Ich - gegen ihn
ich das Gaspedal weiter durch. Lieber stellte ich doch Factur, als…
Unmittelbar vor der Nase des Jaguar schoß aus einer Querstraße eine Limousine. Wie ein Schemen huschte sie durch das Licht .meiner Scheinwerfer, und doch erkannte ich sie in diesen wenigen Augenblicken: ein schwarzer Ford. Ein Wagen, wie ihn Leborro für John Forester gestohlen hatte.
Die Karre fuhr als säße ein Wahnsinniger am Steuer. Sie bog so unmittelbar vor mir in die Hauptstraße ein, daß ich instinktiv auf die Bremse trat. Der Schwung trug den Wagen bis an die linke Fahrbahnbegrenzung. Für die Dauer von zwei Herzschlägen stand er auf zwei Rädern und drohte umzuschlagen, fing sich aber noch, taumelte mit jaulenden Reifen in Schlangenlinien über den Asphalt, kam in die Gerade und schoß wie ein Pfeil davon, Facturs Buick nach. Seine Rücklichter erloschen, er verschwand in der Nacht.
Ich will es nicht beschönigen, vielleicht verlor ich wirklich für Bruchteile von Sekunden die Fassung, dann aber trat ich »Jeremias« auf den Kopf, daß er wie ein Düsenjäger aufheulte. Ich hatte das Gefühl, mein Wagen strecke sich gleich einem Läufer beim Endspurt. Ein Druck auf den Hebel schaltete das Fernlicht ein. Der starke Schein riß zwei Fahrzeuge ungefähr fünfhundert Yards vor mir aus der Nacht.
Factur mußte den heranbrausenden Verfolger bemerkt haben. Er bemühte sich, den Buick auf Touren zu bringen, aber der Ford schoß mit einem solchen Schwung heran, daß er den Abstand zwischen beiden Fahrzeugen geradezu in sich hineinfraß. Es sah aus wie die Jagd eines Raubtieres auf einen erschreckten und nur langsam angaloppierenden Hirsch.
Schon lag der Ford neben dem Buick. Durch alles. Motorengeheul und Windzugsausen hindurch hörte ich das Zerklirren von Glas. Meine Null-acht hielt ich längst in der Rechten und steuerte mit der Linken noch hundert Yards, dann hatte »Jeremias« den Buick und den Ford erreicht. Schon bog ich aus, um die nebeneinanderliegenden Wagen zu überholen, als das Glas zerklirrte.
Dann folgten Schüsse, nicht die Peitschenschläge eines Coltes, sondern die hämmernde Serie einer Maschinenpistole.
Es spielten sich einige nette Sachen vor meinen Augen ab. Es war ungefähr wie im 3-D-Kino, wenn Ihnen ein Klavier aus dem siebzehnten Stock auf den Kopf zu fallen scheint, nur hier handelt es sich um bittere Wirklichkeit.
Zunächst flimmerte es einige Male. Dann kam der Buick genau auf mich losgeschossen. Wie die blutunterlaufenen Augen eines Büffels glotzten mich seine Scheinwerferaugen an. Ich kurbelte. Die Erde drehte sich um mich, und nun rannte ein Baum mit hundert Meilen in der Stunde auf mich zu. Ich kurbelte erneut. Der Baum verwandelte sich in einen Meilenstein. Ich trat in die Bremse, und »Jeremias« versuchte, sich in den eigenen Schwanz zu beißen.
Mein Wagen stand noch nicht ganz, als es schauderhaft krachte. Vierzig oder fünfzig Yards vor mir zerschmetterte Blech, zersprang Glas zu tausend Splittern. Irgend etwas pfiff heulend wie eine Granate durch die Nacht.
Bevor ich noch die Farbe des Blechhaufens erkannte, der dort vorn an einem Baum klebte, wußte ich, daß es der Buick war, und daß Forester sein Opfer erwischt hatte.
Ich biß die Zähne aufeinander. Ich gab noch nicht auf, noch lange nicht. Mein Jaguar stand quer auf der Straße, und von dem Ford war nichts mehr zu sehen.
Ich fuhr wieder an, vorsichtig im ersten Gang. Das Straßenstück war übersät mit Glassplittern, Blechstücken und Schrauben. Mein Wagen rumpelte im Schrittempo darüber, zweihundert, dreihundert Yards lang. Dann wurde die Fahrbahn frei. Ich trat den Gashebel durch und schaltete in schneller Folge bis in den vierten Gang hoch. Jetzt zeige, was in dir steckt, dachte ich, und »Jeremias« zeigte es. Er fegte wirklich wie ein Jaguar durch die Nacht, und er holte den Ford nach knappen sieben Minuten.
Forester fuhr immer noch ohne Licht und mit aller Kraft, die seine Maschine hergab. Ich nahm ein wenig das Gas weg. Ich dachte nicht daran, ihn zu überholen. Ich würde hinter ihm bleiben, wohin er auch fuhr. Der Tank meines Wagens war voll, und er war um mindestens vierzig Meilen schneller als der Ford. Die Autostraße, auf der wir dahinjagten, kannte ich genau. Wir hatten New Yorks Weichbild längst verlassen, und es gab jetzt keine Abzweigungen mehr auf den nächsten sechzig Meilen bis zum Ort Dearware.
Ich ließ den Wagen noch ein wenig langsamer werden und tastete auf dem Boden nach meiner Waffe, die ich vorhin hatte
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